4.500 Tirol-Urlauber meldeten sich bei Verbraucherschutzverein
Nach der Einbringung einer Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck, weil die Tiroler Behörden die Sperren von Hotels und Pisten hinausgezögert hätten, haben sich 4.500 Tirol-Urlauber beim Verbraucherschutzverein (VSV) gemeldet. Der Verein bringe am Dienstag die ersten 50 Fälle als Privatbeteiligtenanschlüsse an das Strafverfahren ein, sagte VSV-Obmann Peter Kolba.
"Hunderte weitere werden folgen. Damit sollte die Staatsanwaltschaft genug Anhaltungspunkte für Ermittlungen haben", meinte Kolba in einer Aussendung. Die Anklagebehörde hat indes noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie beauftragte aber die Polizei, einen Bericht darüber zu erstatten, "wer wann über welche Informationen verfügt hat, und wie darauf reagiert wurde", hatte es Ende März geheißen. Der VSV hatte gegen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP), Landesräte, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften eine Anzeige eingebracht.
Hauptanteil aus Deutschland
Den Hauptanteil der Meldungen von Urlaubern - nämlich 3.246 bzw. 71 Prozent - bildeten laut Kolba deutsche Staatsbürger. Doch gebe es Beschwerden aus nahezu allen europäischen Staaten. Die meisten Fälle, nämlich 76,8 Prozent, betreffen Ischgl. Der überwiegende Teil der Urlauber reiste am Wochenende des 7. und 8. März an (rund 2.000) an und zwischen dem 10. und 14. März (rund 2.700) wieder - "zum Teil überstürzt" - ab.
Kolba ging von einem Schadenersatzanspruch von über fünf Millionen Euro aus. Die Fälle würden nun vom VSV geprüft, und "wenn Geschädigte über Deckungen von Rechtsschutzversicherungen haben", dann erste Musterprozesse vorbereitet. Für Betroffene ohne Rechtsschutzversicherung werde der VSV versuchen, Prozessfinanzierer zu vermitteln.
Zudem prüfe man, ob die Amtshaftungsklagen in Wien anhängig gemacht werden können. "Da sollte - nach allem was wir bisher erleben - eine gerichtliche Beurteilung unabhängiger möglich sein als im Land Tirol", holte Kolba zu einer Justiz-Schelte aus. Und übte einmal mehr Kritik an den Verantwortlichen in Ischgl: "Während man in Ischgl immer noch meint, alles richtig gemacht zu haben, liegen rund 40 Personen auf Intensivstationen und drei Personen sind bereits verstorben".
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