Verbrechen gegen eigene Kinder: Der Fall in Tirol ist kein Einzelfall
Prozess gegen Mutter, die Kind in Hundebox hielt.
Im Fall eines im Mai 2024 aufgrund von massiver Unterernährung im Tiroler Bezirk Kufstein verstorbenen dreijährigen Buben hat die Innsbrucker Staatsanwaltschaft Mordanklage gegen die Eltern erhoben. Verbrechen gegen Kinder in Österreich sind nicht nur spektakuläre Ausnahmefälle, sondern zeigen systemisch: Kinder sind in der Familie und im unmittelbaren Umfeld nicht automatisch geschützt. Täterinnen und Täter kommen oft aus dem sozialen Nahraum. In den folgenden Fällen sind die Täter die eigenen Eltern.
Das Martyrium, das ein 12-jähriger Bub im Jahr 2022 erleben musste, war selbst für langjährige Gerichtsberichterstatter nicht leicht mitanzuhören. Verurteilt wurde die Mutter wegen versuchten Mordes, Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen sowie wegen Freiheitsentziehung. So soll sie ihren Sohn oft mehrere Stunden in eine Hundebox gesperrt haben. Die Mutter wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, ihre Komplizin zu 14 Jahren. Beide wurden in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
Ein Baby war am 21. November 2024 aus der neonatologischen Station der Klinik Favoriten unauffindbar, was von einer Pflegerin bemerkt worden war. Eine groß angelegte Suchaktion, auch mit Hunden und einer Drohne, brachte zunächst keinen Erfolg. Der Leichnam des Kindes wurde wenig später außerhalb des Klinikgeländes in einem Container in der Kundratstraße gefunden, nachdem die Mutter dazu Angaben gemacht hatte. Sie selbst hatte das Kind getötet.
Angeklagt war im September dieses Jahres ein aus Syrien stammendes Paar. Ihnen wird versuchter Mord an ihrer damals sechs Wochen alten Tochter vorgeworfen. Denn am 20. Dezember 2024 wurde das Mädchen in lebensbedrohlichem Zustand in ein Spital gebracht. Schnell stand der Verdacht eines massiven Schütteltraumas im Raum. Urteil: 20 Jahre Haft für den Vater, fünf Jahre für die Mutter wegen Unterlassung.
Im Juni 2025 ist im Landesgericht Wien gegen eine Frau verhandelt worden, die am 17. November 2024 in ihrer Wohnung in Wien-Favoriten ihren vierjährigen Sohn getötet hatte. Der Staatsanwaltschaft Wien zufolge schnitt sie ihm mit einem Küchenmesser die Kehle durch, wobei sie unter dem maßgeblichen Einfluss einer schwerwiegenden und nachhaltigen psychischen Störung gehandelt haben soll.
Eine 37-Jährige Frau ertränkte am 24. Juli 2023 ihre beiden Kinder in einem Pool im Bezirk Tulln. Die Tat wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet, das siebenjährige Mädchen und ihre sieben Monate alte Schwester befanden sich minutenlang unter Wasser. Danach raste ihre Mutter mit einem Auto gegen einen Baum. Sie wollte sich das Leben nehmen, der Versuch misslang aber.
In Salzburg starb am 22. Oktober 2022 ein erst sieben Wochen alter Säugling an einem Schütteltrauma. Die Mutter (20) wurde wegen Mordes und fortgesetzter Gewaltausübung höchstgerichtlich zu 18 Jahren Haft verurteilt, der Vater wegen Unterlassung, etwas dagegen zu tun, zu zehn Jahren.
Ein 35-jähriger Deutscher und eine 38-jährige kroatische Staatsangehörige sind im Mai 2025 in Wien festgenommen worden, nachdem sie in Verdacht stehen, ihr neun Wochen altes gemeinsames Kind derart schwer misshandelt zu haben, dass für dieses Lebensgefahr bestand. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte stellten zahlreiche schwere Verletzungen fest, aufgrund derer das Mädchen notoperiert werden musste, Ermittlungen laufen.
Lange zurück, aber noch ganz präsent ist der Fall Fritzl. Josef Fritzl hat seine 24 Jahre lang im Keller gefangen gehaltene Tochter tausendfach vergewaltigt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. 2008 ist der Fall aufgeflogen.
Wo Sie Hilfe erhalten
Sie können sich in Österreich an diverse Anlaufstellen für Kinderschutz wenden.
Die Möwe. Das Kinderschutzzentrum bietet kostenlose und anonyme Beratung bei Gewalt, Krisen oder anderen Sorgen.
www.die-moewe.at
Kidsline. Eine kostenlose Hotline für Kinder unter 0800 234 123.
Rat auf Draht. Bietet Hilfe für die Jüngsten unter der Telefonnummer 147.
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