"Waren begeistert, als Junge etwas bewirken zu können"

Das „VinziDorf“ gibt Obdachlosen ein Heim. Alkohol ist erlaubt, das gab es vor dem Projekt nirgends.
Die "VinziWerke" sind 25 Jahre alt. Aus einem Projekt wurde ein riesiges Hilfsangebot.

1992 stand Pfarrer Wolfgang Pucher auf einer kleinen Bühne und verbrannte "einen Strafzettel der Polizei", schildert er und sucht nach den Fotos. Geärgert hat es ihn halt, den kämpferischen Geistlichen: 100 Schilling sollten drei Bosnier zahlen, weil sie sich ohne Fahrscheine am Grazer Hauptbahnhof aufhielten. Die Strafe war nach dem Bahngesetz möglich.

Die Männer gehörten aber zu jenen bosnischen Deserteuren, für die Pucher ein Zeltlager in Graz errichtete. "Die hatten keine Papiere. Deshalb hat sich keiner um sie gekümmert."

So wie um die Obdachlosen, die als Alkoholiker nirgends unterkamen. "Wir haben sie gesucht, am Schlossberg, im Kanal, in den Mur-Auen", erinnert sich Pucher. 1990 begannen zwölf junge Menschen rund um seine Pfarre in Graz-Eggenberg "die Not zu suchen", erinnert Gabriele Grössbauer-Muster. "Für uns war das damals ein großes Abenteuer, dass wir paar Junge etwas bewirken können. Wir waren begeistert von der Idee."

Damals entstanden die VinziWerke, sie sind heuer 25 Jahre alt und haben 650 Helfer. "Wir haben uns damals um nichts geschert, nicht gefragt, ob wir Genehmigungen brauchen", erinnert sich Grössbauer-Muster. "Wir haben einfach getan."

"Waren begeistert, als Junge etwas bewirken zu können"
Vinzibus 1992; erster Vinzibus
1991 startete der VinziBus, es gab Brot und heißen Tee für Obdachlose. Das "Kundenbild" hat sich gewandelt, beschreibt Grössbauer-Muster: "Mindestpensionisten, Haftentlassene oder Drogenabhängige, die nicht wissen, wohin. Leute, die zu wenig Geld zum Leben haben." 1993 folgte eine Einrichtung, der viele bloß ein paar Monate gaben: Das VinziDorf, ein Heim für alkoholkranke Obdachlose, in dem sie auch trinken durften. Es steht auch heute noch.

Protestbetteln

"Waren begeistert, als Junge etwas bewirken zu können"
Gabriele Grössbauer-Muster, Wolfgang Pucher
"Man muss da ja etwas machen, wenn man sieht, dass Menschen unter Brücken schlafen, wenn sie in Not sind", begründet Pucher. Deshalb habe er auch handeln müssen, als Politiker Gesetze gegen Bettelei beschlossen: Um das steirische Verbot vor Gericht bekämpfen zu können, setzte er sich auf die Straße und ließ sich abmahnen.

Mit der Politik hat der Pfarrer sowieso keine wirkliche Freude. "Die Politik schaut viel zu sehr auf die Wählerstimmen, um an der Macht zu bleiben. Sie sollte sich mehr um Menschlichkeit kümmern."

Spendenkonto: IBAN: AT28 2081 5000 4018 7023; BIC: STSPAT2G; 25 Jahre Vinzenzgemeinschaft Eggenberg VinziWerke

Von Graz aus sind bisher 37 Vinzi-Einrichtungen entstanden, ein Auszug:

VinziBus, 1991: Obdachlose oder Bedürftige bekommen abends belegte Brote und Tee. 2000 folgte Salzburg, 2007 Klagenfurt.
VinziNest, 1992: Notschlafstelle für männliche Ausländer
VinziDorf, 1993: Dauerherberge für Obdachlose.
VinziMed, 2000: Ärztliche Hilfe für Bedürftige
VinziTel, 2002: Notschlafstelle für Inländer
VinziShop, 2002: Kleidungsgeschäft; 2010 Shop in Wien, 2013 zweite Filiale in Graz
VinziHelp Haus Rosalie, 2004: Wohnraum für psychisch beeinträchtige Frauen
VinziRast und VinziBett Wien, 2004 und 2006: Notschlafstellen für Männer und Frauen
VinziMarkt, 2004: Billige Lebensmittel für Menschen mit wenig Einkommen. 2005 folgte ein zweites Geschäft in Graz, 2006 bis 2011 entstanden Märkte in Voitsberg, Wien, Leibnitz, Judenburg, Kottingbrunn, Deutschlandsberg und Bad Aussee.
VinziPort Wien, 2010: Notschlafstelle für EU-Bürger
VinziHerz, 2013: Notschlafstelle für Familien

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