14 Festnahmen halfen nicht: Erneut Bankomat gesprengt

Nur wenige Stunden, nachdem das Bundeskriminalamt 14 Festnahmen von mutmaßlichen Bankomatsprengern bekannt gab, jagten unbekannte Täter einen Bankomat in der Steiermark in die Luft.
Der Geldautomat war im Gemeindeamt von St. Oswald bei Plankenwarth untergebracht und wurde zwar gesprengt, den Tätern gelang es aber nicht, das Bargeld mitzunehmen. Ohne Beute mussten sie die Flucht ergreifen, seither fandet die Polizei mit Hochdruck nach ihnen.
Ob es sich bei den Tätern um Mitglieder der fünf Bankomatsprenger-Gruppen handelt, die seit Anfang des Jahres 27-mal zugeschlagen haben, steht bislang noch nicht fest. Das Bundeskriminalamt gab am Donnerstag bekannt, dass bereits 14 Festnahmen erfolgt sind, 33 Verdächtige wurden ausgeforscht.
600 bis 1.000 Szene-Mitglieder
Doch die Bankomatsprenger-Szene ist groß, wie die Ermittler auch am Donnerstag betonten. „Wir sind noch lange nicht am Ende mit den Ermittlungen. Der internationalen Szene gehören rund 600 bis 1.000 Mitglieder an“, sagte Andreas Holzer, Direktor im Bundeskriminalamt. Wird eine Zelle zerschlagen, dann rücken höchstwahrscheinlich neue nach, ergänzte Gerhard Winkler, Leiter des Wiener Landeskriminalamts.

14 Verdächtige konnten bereits festgenommen werden.
Farbpatronen im Einsatz
Zumindest in Ländern wie Österreich, Deutschland oder Frankreich. Denn in den Niederlanden – dem Land, aus dem der Großteil der mutmaßlichen Bankomatsprenger stammt – werden derzeit nur selten Geldautomaten in die Luft gejagt.
„Die Holländer haben ihre Bankomaten großflächig mit Farbpatronen nachgerüstet. Werden die Bankomaten gesprengt, wird das Geld eingefärbt und somit wertlos“, erklärte Winkler. Aus diesem Grund seien die Gruppierungen in andere Länder ausgewichen. Aber auch hierzulande rüsten die Banken bereits nach bzw. halten ihre verschärften Sicherheitsmaßnahmen aufrecht.
„Die Erfahrungen aus anderen Ländern, insbesondere den Niederlanden, fließen in unsere Analysen mit ein. Im Rahmen unseres geplanten Updates der Infrastruktur installieren wir die neueste Gerätegeneration mit Farbpatronen“, heißt es dazu etwa von der Bawag Group. Eine wesentliche Maßnahme, die seit einigen Wochen umgesetzt wird, sei die österreichweite nächtliche Schließung der Foyers zwischen 22 und 5 Uhr.
Bankomaten in Postfilialen schrittweise wieder in Betrieb genommen
Auf KURIER-Anfrage bei der Bank Austria heißt es nur, dass man nach wie vor eng mit den Sicherheitsbehörden kooperiere, aber aus sicherheitsrelevanten Gründen keine näheren Angaben erteilen könne.
Auch die Post hat vor Monaten Maßnahmen ergriffen: In zahlreichen Postfilialen stehen Bankomaten, die von den Tätern bereits ins Visier genommen bzw. gesprengt wurden. Deshalb wurden einige Geldautomaten außer Betrieb genommen und die Geldkassetten entfernt. „Dabei handelte es sich um eine bewusste Maßnahme, die Ende Februar 2025 getroffen worden ist. Die Geräte werden voraussichtlich bis Ende September 2025 Schritt für Schritt wieder in Betrieb genommen“, heißt es von einem Sprecher.
Weiterer Verdächtiger ausgeliefert
Ein 36-Jähriger, der mit weiteren Männern an der Sprengung eines Bankomaten am 6. April in Wien-Leopoldstadt beteiligt gewesen sein soll, ist am Freitagvormittag in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert worden. Wie Nina Bussek von der Staatsanwaltschaft der APA mitteilte, sei Untersuchungshaft aufgrund von Flucht-, Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr beantragt worden.
Über die Verhängung soll am Wochenende entschieden werden, hieß es vom zuständigen Landesgericht. Der 36-Jährige hatte damals zusammen mit drei Männern drei Geldautomaten in einer Bankfiliale in der Vorgartenstraße gesprengt. Nur wenig später kam es zur Konfrontation mit der alarmierten Polizei. Der 36-Jährige konnte gerade noch rechtzeitig zusammen mit zwei weiteren Männern auf Motorrollern flüchten - im Gegensatz zu einem 24-jährigen Niederländer, der in Folge einer Schussabgabe durch die Polizei im Gesäßbereich getroffen wurde.
Eine anschließende Razzia am Wohnort des gefassten Verdächtigen in seiner Heimat dürfte den Ermittlern daraufhin weitere Hinweise zu seinen Komplizen geliefert haben. Wie Gerhard Winkler, Chef des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts am Donnerstag sagte, sei auch der 36-Jährige schließlich in den Niederlanden festgenommen worden - „aufgrund guter Zusammenarbeit mit den Kollegen“.
36-Jähriger Teil von „Rollerbande“
Bei dem 36-Jährigen handelt es sich laut der Polizei ebenfalls um einen Niederländer mit nordafrikanischer Abstammung. Wie auch der Rest des Quartetts wird er einer der „Rollerbanden“ zugerechnet, die das Landeskriminalamt für die Bankomatensprengungen der vergangenen Monate in der Bundeshauptstadt verantwortlich macht.
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