Wie eine junge Burgenländerin (20) den Bankomatsprengern half

Nach einer Sprengung liegen Trümmer vor einem Bankomaten in Alterlaa.
Nach 26 Bankomatsprengungen wurden 14 Verdächtige festgenommen. Es handelt sich dabei großteils um Niederländer mit nordafrikanischem Hintergrund. Auch eine Österreicherin war involviert.

Die Coups der höchst professionell agierenden Bankomatsprenger-Banden dauerten oft nur wenige Minuten: Mit Motorrollern oder PS-starken Autos fuhren die Täter zur Bankfiliale, brachen die Geldautomaten auf und sprengten diese in die Luft.

Seit Jahresbeginn wurden in Österreich 26 Einbruchsdiebstähle durch Sprengung von Geldausgabeautomaten verübt. In zwölf Fällen blieb es beim Versuch, doch der Sachschaden und das Gefährdungspotenzial für Unbeteiligte seien enorm, so die Ermittler. „Damit ist der Großteil der Taten geklärt. Das war aber erst der Anfang“, sagte Andreas Holzer, Direktor im Bundeskriminalamt. 

Die Ermittlungen würden weiterlaufen. Insgesamt konnten 33 Verdächtige ausgeforscht werden, 14 Personen wurden festgenommen, wie am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt wurde. Der Großteil der Tatverdächtigen stammt aus den Niederlanden und hat nordafrikanischen Hintergrund.

Haftstrafe für 20-Jährige

Auch eine 20-jährige Burgenländerin war beteiligt. Sie war vor allem für Hilfsdienste zuständig: So erledigte sie für die Bande Fahrdienste und mietete Autos an. Für Sprengmittel fuhr die junge Frau dann etwa auch mit einem Täter nach Tschechien, um dort Böller zu erwerben. Im Juni wurde die 20-Jährige zu einer Strafe verurteilt: Von den 24 Monaten muss die 20-Jährige fünf Monate absitzen.

Fünf Tätergruppen sind laut Ermittlern für die Sprengungen in Österreich verantwortlich. „Die Tätergruppierungen agieren zwar prinzipiell unabhängig voneinander, es gibt aber auch Kooperationen. Innerhalb der jeweiligen Gruppe gibt es eine klare Hierarchie: Logistiker, Sprenger oder Verbindungspersonen“, erklärte der Direktor des Bundeskriminalamts. 

Die meisten Sprengungen gab es in der Bundeshauptstadt, betroffen waren die Bezirke Donaustadt, Favoriten, Simmering, Liesing und Leopoldstadt. Einige Sprengungen gab es auch in Korneuburg, Gänserndorf und Bernhardsthal, aber auch Oberösterreich, die Steiermark und Salzburg blieben nicht verschont. 

Modus Operandi

Der Modus Operandi unterschied sich dabei: „Die Täter in Wien agierten anders als in den Bundesländern. In der Bundeshauptstadt fuhren sie meistens zu viert oder zu fünft mit Motorrollern zu den Bankfilialen und führten die Sprengung durch. In den Bundesländern waren sie meist nur zu zweit am Tatort und fuhren PS-starke Fahrzeuge. Auffällig war auch, dass die Fluchtfahrzeuge dann häufig angezündet worden sind“, erklärte der Leiter des Ermittlungsdienstes des LKA Wien, Gerhard Winkler.

Porträts von mutmaßlichen Tatverdächtigen mit verpixelten Augen.

12 Hausdurchsuchungen

Im Zuge der Ermittlungen wurden zwölf Hausdurchsuchungen durchgeführt. Dabei wurden 16 Motorroller, mehr als 50 Mobiltelefone, Datenträger, 400 bis 500 Gramm Sprengstoff, 100 Gramm Kokain, 98 Gramm Cannabiskraut sowie Bekleidung mit mutmaßlichem Tatbezug sichergestellt. Außerdem wurden 39.000 Euro gefunden.

Aus den Sicherstellungen habe man zahlreiche DNA-Spuren extrahieren können, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, bei der Pressekonferenz. In der Bundeshauptstadt laufen bereits seit Oktober 2024 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen 15 Beschuldigte aufgrund von 14 Sprengungen. Insgesamt sei es im Zuge des Verfahrens gegen die Bankomatsprenger zu bisher rund 40 Telefonüberwachungen gekommen. Fünf Verdächtige befinden sich bereits in U-Haft in der Justizanstalt Josefstadt. Ein weiterer Verdächtiger wurde am Donnerstagabend von den Niederlanden an Österreich ausgeliefert.