Historische Wurzeln und aktuelle Politik: Der 1. Mai in Österreich

Feier zum 1. Mai vor Wiener Rathaus
Der 1. Mai ist Tag der politischen Aufmärsche. Die Tradition reicht zurück bis in die USA des 19. Jahrhunderts, wo ein Massaker am Beginn stand.
  • Der 1. Mai in Österreich ist historisch und politisch bedeutend. Ursprünglich durch das Haymarket Massaker in den USA geprägt, wird er seit 1890 als Tag der Arbeit begangen.
  • Die österreichische Arbeiterbewegung marschiert seit 1890 in Wien, seit 1921 auf der Route über die Ringstraße. 
  • Die Aufmärsche in Wien führen zu Verkehrseinschränkungen. Straßensperren betreffen die Ringstraße, die Wiener Linien werden umgeleitet. Auch das Praterfest zieht Besucher an.

Dieser 1. Mai wird politisch dann doch ein bisschen anders ausfallen als jener des Vorjahres: Erstens ist kein Wahljahr, zweitens schaffte die Bundes-SPÖ den Sprung aus der Oppositionsrolle zurück auf die Regierungsbank.

Drittens hat die Wiener SPÖ gerade die Gemeinderatswahlen für sie trotz leichter Verluste in Prozentpunkten passabel hinter sich gebracht und Stadtparteichef Michael Ludwig kann seinen künftigen Koalitionspartner aus mehreren Möglichkeiten wählen.

Zwei Premieren

Und auch in Linz schaffte es die SPÖ, das Bürgermeisteramt nach der Brucknerhaus-Affäre und dem Rücktritt Klaus Lugers verteidigen: Bürgermeister Dietmar Prammer wird am Donnerstag also seine erste Rede zum 1. Mai als Bürgermeister halten.

Eine gewisse Premiere auch für SPÖ-Bundesparteiobmann Andreas Babler, der erstmals als Vizekanzler zu seinen Parteifreunden in Wien sprechen wird.

Das - und vermutlich auch das mit bis zu 23 Grad frühsommerliche Wetter - wird am Donnerstag wohl für beste Stimmung bei den Maiaufmärschen der SPÖ  führen.

Der größte Marsch findet traditionell in Wien statt: Die 23 Bezirksorganisationen marschieren Richtung Innenstadt, wo sie ab etwa 9 Uhr sukzessive vor dem Rathaus eintreffen.

Die Feiern zum 1. Mai bringen naturgemäß Straßensperren mit sich:

  • Die Ringstraße in Wien wird laut ARBÖ voraussichtlich ab 8 Uhr zwischen Julius-Raab-Platz und Universität gesperrt. Zwischen ca. 10 Uhr und 13 Uhr bleibt der Ring zwischen Stadiongasse und Universität nicht befahrbar. Der Verkehr wird über die Zweier-Linie umgeleitet.
  • Im Zuge der Anmärsche von Bezirks-Abordnungen kommt es entlang der Marschrouten zu kurzfristigen Sperren und Umleitungen. Davon betroffen wird unter anderem auch der Gürtel sein.
  • Bei den Wiener Linien wird es laut ARBÖ vermutlich bei den Linien 1, 2, D und U2Z zu Kurzführungen, Umleitungen oder Betriebseinstellung kommen.

Am 1. Mai findet zudem das "Praterfest" statt (11 bis 22 Uhr): Daher muss auf allen Zufahrten mit Verzögerungen gerechnet werden.

Ab etwa 10.15 Uhr findet dort die Schlusskundgebung der Maifeier - heuer unter dem Motto "Wir in Wien halten zusammen" - statt. Rednerinnen und Redner sind Bürgermeister Michael Ludwig, Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl, SPÖ-Wien-Frauenvorsitzende Marina Hanke und Vizekanzler Andreas Babler.

Ein Massaker stand am Beginn

Apropos Tradition: Bereits seit 1890 marschiert die österreichische Arbeiterschaft am 1. Mai, der weltweit als Tag der Arbeit zelebriert wird und in Österreich seit 1949 als Staatsfeiertag arbeitsfrei ist.

Der Beginn war freilich alles andere als ein Feiertag: Nachdem Gewerkschaften in den USA zu einem Generalstreik aufgerufen hatten, gab es am 1. Mai 1886 eine Versammlung am Haymarket Square in Chicago: Doch der Protest verwandelte sich in einen Aufruhr - Polizisten erschossen Demonstranten,  Arbeiter töteten Polizisten; das wurde später als Haymarket Massaker bekannt.

1921 marschierte die Wiener Sozialdemokratie erstmals über die Ringstraße zum Rathausplatz; jene Route, die auch mehr als 100 Jahre später am Donnerstag begangen wird. An die 100.000 Personen kommen in Wien alljährlich zusammen. 

Rot-rotes Match in Graz

In Graz und Linz sind die Aufmärsche naturgemäß kleiner, wobei es in der steirischen Landeshauptstadt alljährlich ein rot-rotes Match gibt: Obwohl Bürgermeisterpartei, hält die KPÖ ihre Versammlung zum 1. Mai nicht vor dem Rathaus ab, dort trifft sich die SPÖ. Die Sozialdemokraten marschieren um 8.45 Uhr vom Volksgarten Richtung Hauptplatz, wo ab 10 Uhr die Maifeier stattfindet.

Die KPÖ mit Bürgermeisterin Elke Kahr versammelt sich zeitgleich am Mariahilferplatz und lädt danach zum Fest ins Volkshaus.

In Linz geht es um 9 Uhr vor dem Musiktheater los, der Aufmarsch führt durch die Innenstadt bis zum Hauptplatz, wo Dietmar Prammer seine erste Rede zum 1. Mai als SPÖ-Bürgermeister halten wird.

Die FPÖ im Jahrmarkts-Zelt

Oberösterreichs Landeshauptstadt sucht sich alljährlich aber auch die Bundes-FPÖ für ihre 1. Mai-Kundgebung aus:  Start im Zelt am Urfahraner Markt ist um 9.30 Uhr, die Reden von Vizelandeshauptmann Manfred Haimbuchner und FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl folgen ab 10.30 Uhr.

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