Wohnen in Gmunden ist für Junge zu teuer: SP für Abgabe bei Zweitwohnsitzen

Bürgermeister Krapf: Eine neue Marina soll die Innenstadt zum Traunsee hin öffnen.
Die Traunseestadt soll trotz Tourismus und Zuzug für die Einheimischen leistbar bleiben.

Fünf Aktivisten der Jungen Generation haben die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem Zelt vor dem Gmundner Rathausplatz verbracht. "Wir protestieren dagegen, dass sich die Jungen das Wohnen nicht mehr leisten können", erklärt Markus Medl, 23-jähriger Jus-Student und Gemeinderatskandidat der SPÖ. "Wir haben eine verheerende demografische Entwicklung. Weil die Jungen wegziehen müssen, ist Gmunden die älteste Bezirkshauptstadt Oberösterreichs."

Ursache sind für ihn die vielen Zweitwohnsitze in der 15.000 Einwohner zählenden Traunseestadt. Er tritt für eine landesgesetzliche Ermächtigung ein, die es Gemeinden erlaubt, eine "Infrastrukturabgabe für Zweitwohnsitze" einzuheben. "Dieses Geld soll zweckgebunden für den gemeinnützigen Wohnbau verwendet werden."

Bürgermeister Stefan Markus Krapf (ÖVP) bestätigt, dass das Wohnen für junge Menschen "fast unerschwinglich ist". Das Problem sieht er weniger in den Zweitwohnsitzen. Hier liege Gmunden mit 13,16 Prozent im Schnitt der Salzkammergutgemeinden. Im benachbarten Traunkirchen seien es sogar 29 Prozent, in St. Wolfgang 14 und in Bad Ischl 12 Prozent.

Völlig überteuert

Die Hauptursache seien die vielen leer stehenden Wohnungen, die wegen der hohen Preise kaum verkauft werden könnten. "Es waren Projekte, die völlig überteuert waren und die sich keiner mehr leisten konnte." Zudem gebe es nur mehr wenige Baugrundstücke. In den Nachbargemeinden wie Kirchham und Gschwandt seien die Grundstücke um ein Drittel billiger.

Krapf will gezielt gegensteuern. "Wir wollen ein Drittel des sogenannten Bräugütls verkaufen. Alle Fraktionen sind sich einig, dass wir hier leistbares Wohnen realisieren wollen." Neben dem Ziel, dass das Wohnen für die Jungen in Zukunft leistbar sein muss, will er eine weitere Vorgabe umsetzen. "Die Neubauten müssen in die Landschaft passen. Die Bausünden müssen der Vergangenheit angehören."

Der 43-jährige ehemalige Mittelschullehrer hat mit dem Rücktritt seines Vorgängers Heinz Köppl im November 2014 die Stadtpolitik völlig umgekrempelt. "Es ist in der Vergangenheit mehr gestritten worden als man miteinander gearbeitet hat."

Vor allem nach dem Selbstmord des Stadtamtsleiters Robert Hametner, der sich im Februar 2011 an seinem Schreibtisch erschossen hat, verschärften sich die Konflikte. Krapf betont, für ihn sei das Miteinander der Fraktionen das Um und Auf. Er beerdigte die umstrittenen Projekte wie das Luxushotel "Lacus Felix" und den Bau einer Therme im denkmalgeschützten Strandbad. Stattdessen setzt er auf einen Hotelneubau mit 300 Betten beim Landschloss Ort, das in unmittelbarer Nähe des Kongresszentrums Toscana liegt. Dort könnte er sich auch einen Wellnes- und Spabereich vorstellen. Für das Areal des ehemaligen Parkhotels erwägt er ein weiteres Hotel mit 150 bis 200 Betten, um die Nachfrage des Kongresstourismus erfüllen zu können.

Anstelle der Betonmauer auf der Esplanade und der Schiffslände plant er eine Innenstadt-Marina. "Ein einzigartiges Projekt, das die Stadt zum See öffnet."

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