Wölfe: Verstärkte Sichtungen sind im Frühjahr normal
Gerade erst ist wieder ein Wolfsrekord bekannt geworden: An einem Tier wurde nachgewiesen, dass es sich über fast 1.200 Kilometer von Norddeutschland bis Spanien bewegt hat.
Diese große Reichweite der Tiere auf der Suche nach dem eigenen Platz führt - gerade im Frühjahr - zu vermehrten Wolfssichtungen. Der spanisch-deutsche Wolf war in Oberösterreich nicht dabei, zu häufigen Kontakten ist es dennoch gekommen.
Laut Benjamin Öllinger, Jurist im OÖ-Wolfsmanagement, machen sich gerade jetzt die ein- bis zweijährigen Jungwölfe auf die Suche nach dem eigenen Revier, nachdem Wölfe im April und Mai ihre Jungen werfen: "Sie machen sich auf die Suche nach neuen Partnerinnen und Lebensräumen."
Und weil gerade im Mühlviertel, an der Grenze zu Tschechien und vor allem Richtung Niederösterreich, die optimalen Lebensräume von Rudeln besetzt sind, sind viele Tiere - immerhin steigt die Population pro Jahr um 30 Prozent - aktuell unterwegs.
Im Normalfall ungefährlich
Was allerdings im Normalfall völlig ungefährlich ist. Öllinger: "Der Wolf scheut den Menschen und er ist nachtaktiv." Deshalb seien gerade Vorfälle, wie jener beim Zusammentreffen der 13-Jährigen beim Joggen mit den Wölfen bei Windhaag als gefährlich einzustufen.
Sollte es im definierten Umkreis von zehn Kilometern bis 28. April einen erneuten ähnlichen Zwischenfall geben, könnte es zu einer neuerlichen Abschussgenehmigung kommen, sagt Öllinger.
Allein seit diesem Zusammentreffen am Ostermontag hat es 14 weitere Wolfssichtungen über ganz Oberösterreich verstreut gegeben. Auch das ist keine große Überraschung für die Wolfsexperten im Land.
Laut Gottfried Diwold, dem Landesforstdirektor und Wolfsbeauftragten, gibt es in einem Radius von rund 100 Kilometern um Linz sieben bis acht Rudeln. Daraus ergibt sich, dass aktuell etwa 60 Jungwölfe unterwegs sein dürften, zu denen sich noch Tiere gesellen dürften, die von weiter her kommen.
Bei dem Fall am Badesee in Feldkirchen werden jetzt jedenfalls Kameras installiert, um das Verhalten von Wölfen noch genauer im Auge zu behalten.
Kaum Schadensfälle
Schadensfälle mit Nutztieren hat es heuer noch keine gegeben, allerdings wurden in Molln zwei Rotwildkälber nachweislich von einem Wolf gerissen. Und bei einem Verdachtsfall mit Pferden habe sich nicht nachweisen lassen, ob es sich bei dem Tier, das die Pferde verletzt hat, um einen Wolf gehandelt habe.
Die Sichtungen seien allesamt als "auffällig", aber nicht gefährlich einzustufen, weiß Jurist Öllinger. Auch der Vorfall bei der Schule in St. Georgen, von dem das Video kursiert: "Der Wolf wurde aufgeschreckt und ist geflüchtet."
Apropos flüchten: Sollte der Wolf das bei einer Begegnung nicht tun sei laut Öllinger eines ganz wichtig: Nicht davonlaufen. Vielmehr sollte man sich erst einmal "freuen, dass man einen Wolf sieht", sagt Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal im Gespräch mit der APA zu den jüngsten Wolfssichtungen.
Was der Wolfsexperte rät
Wobei er einräumt: Wölfe sind nur schwer vom tschechischen Wolfshund zu unterscheiden, der auch häufig auftauche. Jedenfalls sagt Kotraschall über Wölfe: "Sie sind klug, sie gehen kein Risiko ein und lassen sich gut wegscheuchen.“
Etwa, indem man sich groß macht, droht und unfreundlich ist, empfiehlt Kotrschal als Vergrämungsmethode: "Allenfalls könnte man noch einen Stein oder Ast nach dem Tier werfen.
Fürchten würden sich Wölfe vor Menschen nicht: „Meistens beachten sie einen nicht, nur neugierige Jungwölfe betrachten Menschen.“ Kotrschal rät, die Begegnung zu dokumentieren und der Bezirkshauptmannschaft zu melden.
Weglaufen sollte man nicht, „das löst bei den Wölfen Interesse aus oder verstärkt es noch“. Und: „Bitte nicht das Jausenbrot mit dem Wolf teilen, die Tiere nicht anfüttern, denn das führt dazu, dass sie die Distanz zu den Menschen verlieren und diese Tiere müssen dann abgeschossen werden.“
Auch dass Jäger Futterplätze für Füchse anlegen sei nicht ideal, wenn die Wölfe zurückkommen, gibt Kotrschal zu bedenken.
Kommentare