Wo in Oberösterreich die Sonne aufgeht

Die Stiftskirche mit den Resten des Augustiner Chorherrnstiftes am idyllischen Badesee
Hier in Waldhausen steht die erste barocke Stiftskirche von Oberösterreich. Das Wappen der Stifter wurde zum Landeswappen von Oberösterreich. Der Wanderer kann einen 35-Tonnen-Felsen in Bewegung setzen.

Die Bewohner von Waldhausen haben es gut. Sie können als erste Oberösterreicher am Morgen die Sonne begrüßen. Wir nähern uns dem am Südostrand des Mühlviertels gelegenen Ferienort etwas später – bereits bei strahlendem Sonnenschein. Die Luft in dem reizvollen Talkessel zwischen bewaldeten Bergkuppen ist kühl und klar. Ein besonderer Anziehungspunkt ist die frühbarocke Stiftskirche. Wie sich Natur und Kultur bestens verbinden lassen, weiß die Tourismusexpertin Martha Waidhofer. Sie empfiehlt den „Rundblickweg“. Nomen est omen. Der vierstündige Rundweg verdient seinen Namen zurecht und bietet phantastische Ausblicke.

Eine Allee aus hundertjährigen majestätischen Linden führt uns zum Schlossberg und stimmt uns auf den kulturellen Höhepunkt des Ausflugs ein: Das Stiftsgelände mit der frühbarocken Stiftskirche. Pfarrer Karl Michael Wögerer hat sich seit über 40 Jahren für die Erhaltung dieses Kulturgutes eingesetzt. „Es handelt sich um eine Stiftung von Otto II. von Machland im 12. Jahrhundert für die Augustiner Chorherren. Der Name „Silvia Domus“, das Haus im Walde, wurde namensgebend für den Ort. Nach schrecklichen Zerstörungen durch die Hussiten erlebte das Kloster nach der Pestzeit und dem 30-jährigen Krieg eine Glanzzeit. Als erste Klosterkirche in Oberösterreich wurde sie in barocken Stil ausgebaut. Leider ging es bereits hundert Jahre später steil bergab. Unter Kaiser Leopold II wurde das Kloster aufgelöst und in den Folgejahren großteils abgerissen. Durch den besonderen Einsatz der Bevölkerung blieb die Kirche erhalten.“

600 Engel

Für den Besucher erstrahlt sie wieder im ursprünglichen Glanz. 600 Engel und 300 Fresken schmücken die einschiffige Kirche mit Tonnengewölbe in barocker Pracht. Sichtlich davon inspiriert ist ein junges Brautpaar, das gerade den Kirchenraum für die bevorstehende Hochzeitszeremonie schmückt. Für das Land OÖ gibt es ein spezielles Erbe des Adelsgeschlechts der Machländer: Deren Wappen wurde Vorbild für das Wappen für das „Land ob der Enns“ und schließlich für Oberösterreich.

Wo in Oberösterreich die  Sonne aufgeht

Die wunderbare Barockkirche mit ihrem Tonnengewölbe

Entlang des idyllischen Badesees wandernd blicken wir zurück auf die prächtige Anlage. Dann geht es hinein in die Mühlviertler Landschaft. Wir passieren ein älteres landwirtschaftliches Gehöft und machen eine Zeitreise in die bäuerliche Lebensweise, wie sie seit Jahrhunderten gepflegt wurde. Die Altbäuerin mäht gerade mit ihrer Sense winterlichen Raps. Zwei Ziegen und eine Kuh werden ihn zum Fressen bekommen. Auf dem von steilen Hängen umgebenen Hof gibt es noch zwei Schweine, eine Katze und mehrere glückliche Hühner auf dem Misthaufen. Gemeinsam mit den Erzeugnissen ihres Gemüsegartens ist die Bäuerin weitgehend Selbstversorgerin. Durch diese nachhaltige Bewirtschaftung erzeugt sie auch kaum Müll. Eine Lebensweise, zu der in dieser Form leider die nachfolgende Generation nicht mehr gewonnen werden kann.

Dann tauchen wir in eine einmalige Ansammlung von Granitformationen ein. Geradezu eine Burg aus Granitblöcken ist die „Falkenmauer“. Man kann sie nur über mehrere Leitern besteigen. Großartig ist der Blick in das nahe Yspertal. Kurios ist das Naturdenkmal „Schwingender Stein“. Auf zwei Steinblöcken, die nur durch eine kleine Spalte getrennt stehen, sitzt ein mächtiger, circa 19 Kubikmeter großer Stein kegelförmig. Der Schwerpunkt dieses 35 Tonnen schweren Steinblocks ist so verteilt, dass er in eine schwingende Bewegung versetzt werden kann. Als kleiner Mensch kann man sich da wie ein starker Riese fühlen. Immer wieder tauchen bizarre Felsformationen auf. Tatsächlich scheint aus so manchem Felsblock ein verwunschener Riese aus dem Waldboden hervorzublicken.

Wo in Oberösterreich die  Sonne aufgeht

Das Naturdenkmal Schafstein

Geradezu mystisch geht es dann in der Einsiedlerhöhle am höchsten Punkt des sogenannten „Steinberges“ zu. Sie diente einst als Behausung eines frommen Eremiten. Natürlich ist sie auch aus mächtigen Steinblöcken gebildet. Wenn man hier verweilt, kann man die Kraft dieses Ortes spüren. Eine vor dem Höhleneingang aufgestellte Sitzgruppe lädt zum längeren Verweilen inmitten des herrlichen Mischwaldes ein. Schon nähern wir uns dem nächsten Naturdenkmal, dem Schafstein. Eine solide Metallleiter führt auf den Gipfel des gigantischen freistehenden Felsklotzes. Wieder gibt es einen herrlichen Rundblick über die hügelige Mühlviertler Landschaft.

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Die mystische Einsiedlerhöhle

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Pepimobil interessante Plätz der Natur und Kultur.

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