"Wir setzen auf regionale Qualität"

Das Umspannwerk Zeltweg
Das Linzer Stromversorgungsunternehmen Sprecher Automation GmbH. verzichtet auf billige Auslandsproduktion.

Wie können Unternehmen ausschließlich regional produzieren und trotzdem auf den internationalen Märkten erfolgreich sein? Das Linzer Stromversorgungsunternehmen Sprecher Automation GmbH ist in mehrfacher Hinsicht eine Vorzeigefirma. "Wir produzieren ausschließlich in Linz für die ganze Gruppe. Wir sind ein rein oberösterreichisches Unternehmen", sagt Erwin Raffeiner, neben Helmut Schabetsberger Geschäftsführer und Firmensprecher.

Allein im vergangenen Jahr ist der Umsatz um 26 Prozent auf 72 Millionen Euro gestiegen. Der Anteil der österreichischen Firma beträgt 58 Millionen (plus 18 %). Beim Management-Buy-out 2001 waren 160 Mitarbeiter beschäftigt, inzwischen sind es 470. Das ist ein jährlicher Zuwachs von rund fünf Prozent. Die erste Niederlassung war in Polen. Es folgten Deutschland, Bratislava und ein zweiter Standort in Wien.

Stromversorgung

Der Schwerpunkt ist die Stromversorgung. "Bei der sichtbaren Stromübertragung reden wir von Umspannwerken und von 110 KV, 220 KV, 380 KV und 500 KV im Übertragungsnetzbereich und im Verteilnetzbereich von 60 und 30 KV, wo der Strom von den Trafos zu den Haushalten geht", erläutert Raffeiner, der seit 1977 dem Unternehmen angehört.

Computergesteuert

Neben der sichtbaren Stromübertragung wird die unsichtbare immer wichtiger, die über spezielle Computer läuft. "Wir bewegen uns hier in der kritischen Infrastruktur, in der IT-Security. Die Stromversorgung muss gegen Cyber-Attacken geschützt sein. Hier stecken wir sehr viel in die Entwicklung. Diese Computer sind eigentlich unser Hauptgeschäft. Das Produkt heißt Sprecon, Sprecher-Control. Dieses Computersystem ist hier zu 100 Prozent entwickelt worden, es wird zu 100 Prozent hier gefertigt. Wir bedienen uns auch oberösterreichischer Zulieferanten. Wir arbeiten regional, während andere ins sehr weit entfernte Ausland gehen." Was bedeutet regionale Wertschöpfung? Raffeiner: "Würden wir zum Beispiel in Asien fertigen lassen, könnten wir einen sechsstelligen Betrag einsparen. Aber wir bewegen uns in der kritischen Infrastruktur. Wenn zum Beispiel eine 380 KV-Leitung ausfällt, dann ist das sehr heikel. Wir wollen das aus Sicherheitsgründen in der Hand haben." Außerdem sei die Qualität der hiesigen Produktion besser. Das sei die Mehrkosten wert.

Dazu kommt, dass die Beschäftigung für die Firma ein emotionales Thema ist. 2001 wollte der damalige Eigentümer, der französische Alstom-Konzern, in Linz 160 Mitarbeiter kündigen. Die Führungskräfte und die Beschäftigten entschieden sich für ein Management-Buy-out und gründeten die Sprecher Automation GmbH. Raffeiner: "Wir wollen das heute bewusst anders machen. Unsere Zahlen zeigen, dass es machbar ist, dass man im Inland produziert. Wir könnten mit einer billigen Auslandsproduktion vielleicht den Gewinn steigern, aber darauf verzichten wir. Das geht bei einem eigentümergeführten Unternehmen. Wenn ein Finanzinvestor Eigentümer wäre, müsste man aus der Firma herauspumpen, was man herauspumpen kann. Wir gehen hingegen einen betriebswirtschaftlich und sozial vernünftigen Weg."

Das Unternehmen gehört fünf Managern, die alle im Unternehmen mitarbeiten. Raffeiner ist einer von ihnen. Weiters sind 40 Prozent der Mitarbeiter als stille Gesellschafter beteiligt. Sie haben ein Information-, aber kein Mitspracherecht.

Von Politik enttäuscht

Raffeiner bemüht sich in seinen anderen Funktionen,in der Wirtschaftsvertretung die Produktion und die Arbeitsplätze in Österreich zu halten bzw. auszubauen. "Ich werde zwar im Fachverband von Gitti Ederer unterstützt, aber von der Politik bin ich enttäuscht." Es gebe zwar Versuche, das Bestbieterprinzip umzusetzen, aber tatsächlich bleibe es beim Billigstbieterprinzip. "Die Taten fehlen. Es wird nichts gemacht. Ich stoße noch auf taube Ohren, aber ich gebe nicht auf."

Kommentare