"Werde mit Thomas Lösung finden"

Michael Strugl (Mitte) mit den Nachwuchstalenten im Fechten (v. li.): Michael Kremsleithner, Luise Elmer, Paula Schmidl, Josef Mahringer, Stefanie Fehrer und Emil Thewanger
Der Landesrat Michael Strugl über den Sport und die Nachfolge von Landeshauptmann Josef Pühringer.

Michael Strugl (52) ist Landesrat für Wirtschaft, Arbeit, Tourismus, Europa und Sport. Der ehemalige Landesgeschäftsführer der ÖVP ist seit drei Jahren Mitglied der Landesregierung. Übermorgen, Dienstag, werden die oberösterreichischen Olympia-Teilnehmer im Linzer Schloss offiziell verabschiedet. Mittwoch ist die Spatenstichfeier für den Ausbau des Olympia-Zentrums auf der Linzer Gugl.

KURIER: Am 5. August beginnen in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele. Sind Sie mit dem Aufgebot der oberösterreichischen Sportler zufrieden?

Michael Strugl: Ich bin sogar sehr zufrieden. Zur Stunde sind 14 Athletinnen und Athleten qualifiziert. Dazu kommen noch drei, die zwar Oberösterreicher sind, aber für niederösterreichische Vereine starten. Das sind Andrea Mayr, Ivona Dadic und Clemens Doppler. Und drei Para-olympics-Sportler: Walter Ablinger, Egon Kramminger und Markus Swoboda.

Das ist das größte Kontingent, das wir bisher gehabt haben. Wir haben in London 2012 schon einmal 14 Sportler gehabt. Wir werden wieder die stärkste Abordnung von allen Bundesländern stellen.

Was kann die Landespolitik im Sport eigentlich leisten?

Sie kann sehr viel leisten. Die Breite ist sehr groß. Es geht vom Gesundheits- und Schulsport, vom Nachwuchs- und Breitensport bis hin zum Spitzensport. Das ist ein riesiges Aufgabengebiet. Die finanzielle Ausstattung kann nicht immer mit den Anforderungen mithalten. Wenn wir nicht mehr als 200.000 ehrenamtlich engagierte Menschen hätten, könnten wir das nicht bewältigen. Das ist die größte Gruppe der Ehrenamtlichen im ganzen Land. Wir haben fast 3000 Vereine und 60 Fachverbände. Diese müssen rund 5900 Sportstätten erhalten. Das ginge auch nicht mit den 12,9 Millionen Euro, die wir im Landesbudget zur Verfügung haben.

Welche Schwerpunktsetzung nehmen Sie vor?

Wenn die Ressourcen begrenzt sind, muss man Schwerpunkte bilden. Wir haben Leuchttürme wie das Olympiazentrum auf der Linzer Gugl, die finanziert werden müssen. Das ist die Infrastruktur für den Spitzensport. Es stehen unter anderem eine Krafthalle, ein Schwimmbad und eine Judohalle zur Verfügung. Es werden Fechtbahnen kommen. Weiters können wir einen Leistungskatalog anbieten, der den Spitzensportlern zur Verfügung steht: Sportmedizin, Physiotherapie, Sportpsychologie, Ernährung und Karriereberatung.

Auf der anderen Seite gibt es ein Förderwesen, das von der Unterstützung der Infrastruktur (Sportstätten) bis hin zur Finanzierung der Landestrainer reicht. Das können auch Veranstaltungen oder die Unterstützung von einzelnen Athleten sein. Wir müssen hier weg vom Prinzip der Gießkanne hin zur Schwerpunktbildung kommen. Sonst besteht die Gefahr, dass die Mittel versickern.

Welche Themen gehen Sie konkret an?

Wir wollen zum Beispiel stärker in die Trainerausbildung investieren, damit wir die Nachwuchsarbeit professionalisieren.

Welche Sportarten favorisieren Sie?

Wir haben zum Beispiel im Bereich Ski einiges investiert, nordisch und alpin. Wir haben noch nicht definitiv entschieden, wo die Schwerpunkte sein müssen. Man wird auch am Ende nicht sagen können, alles andere gibt es gar nicht mehr, sondern das wird auf einem niedrigeren Niveau stattfinden. Das wird eine Diskussion, die nicht einfach sein wird.

Sie haben für die tägliche Turnstunde in den Schulen plädiert. Diese gibt es immer noch nicht.

Die tägliche Bewegungsstunde ist eine stehende Forderung. Wir sind nicht damit zufrieden, dass es sie nur in ganztägigen Schulformen gibt. Wir wollen sie flächendeckend in allen Schulformen.

Woran scheitert sie?

Es werden die notwendigen Ressourcen nicht zur Verfügung gestellt. Teilweise wird behauptet, es gäbe zu wenig Turnsäle. Ich glaube das nicht. Ein Minimum an tagtäglicher Bewegung ist für die motorische und damit auch für die Persönlichkeitsentwicklung notwendig. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen. Es gibt hier immer größere Defizite.

Solange das nicht flächendeckend verwirklicht wird, versuchen wir in einer Art Selbsthilfe, Angebote in der Nachmittagsbetreuung zu erstellen. Auch wenn das nicht in die Lehrpläne integriert ist. Wir bieten in den Volksschulen Tests an. Die Nachfrage ist kolossal. Das zeigt mir, dass hier ein Bedarf besteht. Wenn die Studien ergeben, dass die Kinder heute motorisch um 15 Prozent schlechter sind als ihre Eltern, dann ist das ein Alarmsignal.

Hat der Austritt Großbritanniens aus der EU Auswirkungen auf Oberösterreich?

Er wird spürbar sein. Das Ausmaß hängt davon ab, ob sich die Wirtschaftsstimmung in der EU dramatisch verschlechtert. Das werden wir in einem niedrigerem Wachstum merken. Der Exportmarkt Großbritannien ist nicht unwichtig für uns. Das Exportvolumen beträgt rund eine Milliarde Euro.

Die Handelsabkommen der EU mit Kanada (CETA) und mit den USA (TTIP) werden intensiv diskutiert. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Man muss schauen, was drinnen steht, und nicht nur die Überschriften lesen. Abkommen kann man anhand der vereinbarten Punkte abhandeln und dann soll man entscheiden. Handelsabkommen haben uns immer geholfen, weil sie die Wirtschaftsbeziehungen gestärkt haben. Wir sind ein Exportland. Der Anteil am Welthandel zwischen Europa und den USA beträgt rund 40 Prozent. Das ist nicht unwichtig. Ich bin für eine Versachlichung der Diskussion. Es wird aber teilweise mit Emotionen Politik gemacht. Das war schon beim Brexit so.

Sie betonen, in der Landespolitik bleiben zu wollen, verlangen aber nach dem Ausscheiden von Josef Pühringer das Finanzressort.

Grundsätzlich ist das so, weil ich eine Reihe von Reformprojekten begonnen habe, die ich fertig machen möchte. Ich mache das jetzt drei Jahre und ich mache das gerne. Ich kann mir vorstellen, das noch länger zumachen. Aber unter Rahmenbedingungen, die mir ein Gestalten ermöglichen. Dazu gehört ein Standortressort.

Inklusive der Finanzverantwortung.

Die Wirtschaft hat das so definiert.

Landeshauptmannstellvertreter a. D. Franz Hiesl hat im Gespräch mit dem KURIER gemeint, es könnte hier einen Kompromiss geben. Zum Beispiel, dass die Finanzen zu Ihnen wandern, Thomas Stelzer sich aber Vorbehaltsmaterien behält.Wäre das für Sie eine Variante?

Ich will nicht über nicht gelegte Eier gackern. Es ist dann zu entscheiden, wenn Pühringer die Verantwortung für die Finanzen übergibt. Thomas Stelzer und ich werden das ganz amikal, partnerschaftlich und konstruktiv entscheiden. Es wird daraus weder ein Konflikt noch ein anderes Problem entstehen, schon gar nicht auf der persönlichen Ebene. Dann wird man wissen, wie man das regeln kann. Ich traue mir das auch heute noch nicht prophezeien, wie das genau ausschauen wird.

Hier klingt ein gewisser Optimismus durch.

Ich bin grundsätzlich optimistisch, dass wir auch in diesen Fragen eine gute Lösung finden werden. Und ich bin völlig unaufgeregt und nüchtern in der Einschätzung. Es wird bei weitem nicht so heiß gegessen wie gekocht wird.

Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG, hat im Interview mit dem KURIER vergangenen Sonntag gesagt, er werde sich nicht zwingend um eine Verlängerung seines 2017 auslaufenden Vertrages bemühen. Sie werden hier als Nachfolger genannt. Kommt das für Sie in Frage?

Ich brauche mich mit dieser Frage nicht beschäftigen, weil ich eine andere Perspektive in der Landespolitik habe.

Da wollen Sie auch bleiben?

Das kann ich mir unter gewissen Voraussetzungen vorstellen. Wann es so weit ist, wird man sehen. Diese Frage ist eigentlich ein anderes Paar Schuhe.

Die ÖVP-Funktionäre haben den Wunsch, dass Sie bleiben und dass Thomas Stelzer und Sie eine Lösung finden.

Ich sehe das unaufgeregt. Thomas und ich werden eine Lösung finden. Wie immer sie aussehen wird, sie wird so sein, dass wir uns verstehen und wir beide mit ihr gut umgehen können. Ich traue mir noch nicht sagen, wie sie aussehen kann. Man kann aber darauf vertrauen, dass wir zwei auch wissen, worum es geht.

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