„Werde immer der Türke bleiben“

„Werde immer der Türke bleiben“
Der Gastronom Nuri Talu arbeitet hart für seine Anerkennung.

Mit 14 Jahren las Nuri Talu ein Buch über den reichsten Mann der Türkei, das ihn nachhaltig beeindruckte. Haci Ömer Sabanci hat es mit einem Volksschulabschluss zum Wirtschaftstycoon geschafft. Von da an kam für Talu nur ein Beruf infrage: „Einer, bei dem ich möglichst viel Geld verdiene“. Heute führt der gebürtige Türke das „3 Etagen“ am Linzer Hauptplatz, ein „mediterranes Schnellrestaurant“, wie er betont: „Ich bin es leid, dass man es als Kebapstandl bezeichnet. Schließlich habe ich viel Mühe in dieses Restaurant gesteckt und lasse mich nicht auf Kebap reduzieren.“

Das Arbeitspensum ist enorm: 90 Stunden pro Woche arbeitet der 33-Jährige mit seinem siebenköpfigen Team für seinen Traum, den er 2006 in der ehemaligen Teppichhandlung am Hauptplatz in Angriff nahm. Damals stieß der Unternehmer auf Widerstand: „Manche meinten, ein Kebaplokal würde das Haus in dieser guten Lage abwerten. Inzwischen habe ich zu 95 Prozent österreichische Kunden, die die hohe Qualität schätzen.“ Der hohe Mietpreis rechne sich in Summe, obwohl der Standort mehr hergeben würde, gibt er zu bedenken.

Migration

Als Neunjähriger kam Talu mit seiner Familie nach Österreich. Während der Vater nur „Baustellendeutsch“ sprach, lebte sich der kleine Nuri schnell ein, wurde als Sprachentalent bezeichnet und war ein guter Schüler. Inzwischen spricht er akzentfrei Deutsch und hat sich in Linz eine Existenz aufgebaut. „Ich bin aber mit dem Gedanken aufgewachsen, hier mein Leben zu verbringen. Es war selbstverständlich, dass ich mich anpasse.“ Integration erfordere aber den Willen auf beiden Seiten. Viele Ausländer würden sich zurückziehen, wenn sie auf Ablehnung stoßen, erklärt Talu. Er selbst stelle sich manchmal die Frage, ob er in der Türkei glücklicher wäre: „Für die Österreicher werde ich immer der Türke sein, egal wie hart ich arbeite. Solange ich einen türkischen Namen habe und Moslem bin, trage ich diesen Ausländerstempel.“

Als Anlaufstelle für hungrige Nachtschwärmer komme er auch mit Fremdenfeindlichkeit in Berührung: „Nachts bekommt man ab und zu von Betrunkenen einen Spruch zu hören. Meine Mitarbeiter verstehen zum Glück nicht alles, aber ich schon. Darum arbeite ich selten nachts“, erzählt er. In Österreich glücklich zu werden, hat der Vater einer zehn Monate alten Tochter aber nie aufgeben, genauso wenig wie das Ziel, durch Ehrgeiz reich zu werden.

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