„Wasserstoff vor dem Durchbruch“

Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (li.), Sahin Albayrak, Universitätsprofessor für Künstliche Intelligenz, und Wirtschafts- und Energielandesrat Markus Achleitner (re.) mit einem Testfahrzeug für autonomes Fahren am Ernst-Reuter-Platz in Berlin
Oberösterreich setzt auf Wasserstoff aus Nordafrika.

„Der Durchbruch von Wasserstoff im Lkw-Verkehr steht bevor, denn es gibt keine Alternativen.“ Davon ist Adam Mutwill, Leiter des Referates Wasserstoff und Brennstoffzellen im deutschen Verkehrsministerium, überzeugt. Der Batterieantrieb könne nicht alles abdecken. Derzeit gibt es im Nachbarland rund 100 Wasserstofftankstellen, ihre Anzahl soll bis 2030 auf 1.000 verzehnfacht werden. Ein Kilogramm Wasserstoff kostet rund 12 Euro, ein Pkw verbraucht fünf bis sechs Kilogramm für rund 600 km.

Zu ehrgeizige Ziele?

Deutschland will seinen CO2-Ausstoß beim Verkehr bis 2030 um rund die Hälfte senken – um exakt 48 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 1990. 2021 betrug der CO2-Ausstoß des Verkehrs 148 Millionen Tonnen. Bis 2040 soll die Reduktion 85 Prozent betragen, 2045 soll Klimaneutralität gegeben sein. Das sind ehrgeizige Ziele, bei denen sich Experten fragen, ob sie tatsächlich so schnell erreicht werden können.

Verkehr verursacht 20 Prozent des CO2-Ausstosses

Der Verkehr trägt 20 Prozent zum gesamten CO2-Ausstoß bei. Die Hälfte davon stammt von Nutzfahrzeugen, die schwerer als 26 Tonnen sind. Laut einer Studie könnten bis 2030 fünf bis 15 Prozent der Lkw mit Wasserstoff fahren, bis 2040 europaweit 18 bis 20 Prozent. Obwohl der CO2-Ausstoß der Lkw so erheblich ist, gehen die EU-Politiker hier weit weniger rigoros vor. Bei den Pkw ist 2035 für die Verbrenner Schluss.

Um die Klimaziele zu erreichen, greift die deutsche Regierung massiv in den Steuertopf. 80 Prozent der Mehrausgaben für einen Wasserstoff- oder Elektro-Lkw werden gefördert, bei den Tankstellen und den E-Ladepunkten sind es ebenfalls 80 Prozent.

Wasserstoff als Nische für Pkw

Der Wasserstoffantrieb für den Pkw werde eine Nische für schwerere Fahrzeuge und Sport-Vehikel bleiben, meint Mutwill im Gespräch mit den Mitgliedern der oberösterreichischen Delegation, die unter der Führung der Landesräte Markus Achleitner (ÖVP, Energie) und Günther Steinkellner (FPÖ, Verkehr) zu einer Energie- und Mobilitätsstudienreise nach Berlin gereist ist. Dennoch hält es der deutsche Verkehrsexperte für einen Fehler, dass kein europäischer Hersteller Wasserstoff-Pkw anbiete. Lediglich BMW will demnächst ein Fahrzeug auf den Markt bringen. Die anderen Hersteller sind Hyundai (Nexo) und Toyota (Mirai).

Hohe Investitionen notwendig

Da in Europa viel zu wenig grüner Wasserstoff produziert werden kann, muss er aus Ländern des Südens (Chile, Argentinien, Südafrika, Nordafrika, arabischer Raum), wo die Sonneneinstrahlung viel intensiver ist und viel stärkerer Wind weht, importiert werden. Dazu braucht es enorme Investitionen in Schiffe, Hafenanlagen und Pipelines. Mutwill erwartet, dass das Autofahren generell teurer wird.

Importanteil von 30 bis 40 Prozent

Auch Oberösterreich setzt auf Wasserstoff. Das betonten Achleitner und Steinkellner zum Abschluss der Studienreise. Bei der Wärme werde Oberösterreich versuchen, so viel wie möglich an grünem Wasserstoff zu produzieren. Man werde aber rund 30 bis 40 Prozent importieren müssen. Der Vorteil von Wasserstoff sei, dass er in bisherigen Gasleitungen transportiert werden kann. Achleitner setzt auf Wasserstoff auf Nordafrika, dazu brauche es aber eine Einigung der EU mit den dortigen Ländern. Denn ohne Wasserstoff werde die Energiewende nicht gelingen. Steinkellner betont die Technologieoffenheit der Energiewende nach allen Richtungen. Er sieht den größten Bedarf für Wasserstoff in der Transformation der Industrie.

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