Wählt die Arbeiterkammer künftig am Sonntag?

Für das Wahlmanagement verantwortlich: Leiter Bremm, Direktorin Heimberger und Präsident Stangl 
Die Wahlbeteteiligung erzielte mit 35,25 Prozent einen neuen Tiefstand.

Trotz vielfältiger Bemühungen ist die Wahlbeteiligung bei der Arbeiterkammerwahl auf 35,25 Prozent gesunken. Damit haben rund ein Drittel der 575.744 Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Klarer Sieger mit einem Stimmenanteil von 66,16 Prozent sind die Sozialdemokratischen Gewerkschafter unter der Führung von Präsident Andreas Stangl. Das ist ein Verlust von 4,85 Prozent gegenüber dem Allzeithoch von 2019 (71,01 Prozent).

FP überholt VP

Zweitstärkste Fraktion mit einem Plus von 4,79 Prozent auf 14,99 Prozent wurden die Freiheitlichen Arbeitnehmer. Sie überholten den ÖAAB/Fraktion Christlicher Gewerkschafter, der einen Verlust von 2,32 Prozent verzeichnete und auf 11,09 Prozent zurückfiel.

Vierte wurden die Alternativen bzw. Grünen Gewerkschafter mit 3,93 Prozent (minus 0,29 %). Überraschend Fünfter wurde mit 2,43 Prozent die Liste „PFG – Deine Parteifreie Interessensvertretung“. Sie ist erstmals angetreten und hat den Gewerkschaftlichen Linksblock (GLB) überholt, der 1,40 Prozent bekam.

Politikverdrossenheit

Stangl nennt die „allgemeine Politikverdrossenheit“, die bei der schlechten Arbeit der Bundesregierung kein Wunder sei, als Grund für die gesunkene Wahlbeteiligung. „Sich auf die Bundesregierung auszureden, ist ein schwaches Argument“, sagt Gerhard Knoll, Spitzenkandidat der Freiheitlichen, der sich über einen „Wählerzuwachs von über 50 Prozent“ freut. Er möchte, dass die Arbeiterkammerwahl ähnlich der Nationalratswahl an einem Sonntag auf den Gemeindeämtern stattfindet. „Wir haben gemeinsam mit dem ÖAAB einen derartigen Antrag in der Arbeiterkammervollversammlung gestellt, er wurde aber von den Sozialdemokraten abgelehnt. Knoll möchte weg von der Stimmabgabe in den Betrieben. 

Ergänzung am Sonntag

Der Grüne Gewerkschafter Martin Gstöttner hält die niedrige Wahlbeteiligung für einen „Wahnsinn“. Eine Ursache sieht er in der „Politikverdrossenheit“ der Menschen. Als zweiten Grund nennt er, dass die Menschen die Arbeiterkammer als „rote Bastion“ sehen würden, was eher bürgerlich angehauchte Wähler von der Stimmabgabe abhalte. Der dritte Punkt sei, dass die Abgabe in den Betriebssprengeln zwar in Ordnung sei, es aber eine Ergänzung mit einer Wahl am Sonntag brauche.

Nein zum Sonntag

Präsident Stangl sieht in der Wahl am Sonntag keinen Vorteil für die Mitglieder. Sie helfe nur den Gegnern der AK. „Es ist wesentlich, dass die Wahl dort verankert bleibt, wo die Beschäftigten sind, also in den Betrieben.“

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