voestalpine-Boss Eder: Kein Wachstum mehr in Europa

Wolfgang Eder (l.) in Diskussionsrunde
Wolfgang Eder sieht die Zukunft seines Unternehmens außerhalb Europas.

Bundeskanzler Christian Kern hat zwar einen "New Deal" nach dem Vorbild der USA der 1930er-Jahre angekündigt, aber wer wird tatsächlich in Österreich investieren und für Arbeitsplätze sorgen? Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine, sieht die Zukunft seines Unternehmens außerhalb Europas. "Derzeit kommen 30 Prozent unserer Produktion außerhalb Europas. Ich gehe davon aus, dass es in zehn Jahren 50 Prozent sein werden", sagte er Dienstagabend in der Stahlwelt bei einer Podiumsdiskussion der Zeitschrift Der Börsianer. "Das Wachstum wird nicht mehr in Europa stattfinden. Wir werden das halten, was wir haben. Die Zukunft liegt primär in den außereuropäischen Märkten. Wir wünschen uns, dass wir in Europa die wirtschaftliche Stabilität, die Amerika hat, auch irgendwann schaffen. Dann würden wir uns in Europa wesentlich leichter tun."

Das politische Umfeld beschäftige die voestalpine relativ stark. Wie geht es weiter bei der CO2-Reduktion? Wird es ein europäisches Energie-Konzept geben?

Für Wirtschaftsforscher Bernhard Felderer ist es "problematisch, dass die Investitionsquote in Österreich seit Jahren zurückgeht. Weil nur zehn Prozent der Gesamtinvestitionen von der öffentlichen Hand kommen, die restlichen 90 Prozent aber von privaten Investoren, sind staatliche Investitionsprogramme kaum wirksam und erhöhen primär die Staatsverschuldung." Ursache für die niedrige private Investitionsquote sei eine stark gestiegene Unsicherheit bei den Investoren, die die Politik verursacht und zu verantworten habe. "Besonders schädlich war der Vorstoß von Kern in einem deutschen Printmedium, wo er weiteren Schulden das Wort geredet hat." Felderer erläuterte in seinem Referat am Freitag vor der Industriellenvereinigung, dass der steigenden Verschuldung in Europa nicht durch staatliche Reformen, sondern durch die Geldpolitik der Zentralbanken begegnet wurde. Diese Maßnahmen seien wirkungslos, weil sich falsche Strukturen nicht durch Geldpolitik ersetzen lassen. Oberösterreich stehe finanzpolitisch im Vergleich zu anderen Bundesländern etwas besser da, "aber es hat sich eine Dynamik bei den Ausgabensteigerungen eingeschlichen".

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