Markus Auer: Der Rückgang der Neukreditvergabe beträgt je nach Filiale 50 bis 60 Prozent. Wenn man als Bank nun einige Monate weniger Neukreditvergaben hat, bleibt dennoch der riesige Bestand der in den vergangenen Jahrzehnten vergebenen Kredite beinahe unverändert, die ja eine Laufzeit von 20, 25 oder noch mehr Jahren haben. Der Kreditsaldo ist also beinahe unverändert.
Warum gehen Sie nun über die Grenzen Oberösterreichs hinaus und eröffnen Filialen in Wien und Salzburg?
Die Bank ist im Wachstum. Die Mitarbeiter sollen Kunden vor allem im Bereich des Mittelstandes akquirieren. Wir sind die größte Bank mit genossenschaftlicher Eigentümerstruktur, die nicht an einen Sektor gebunden ist. Wir können im Firmenkundengeschäft Kredite bis zu 15 Millionen Euro gut abwickeln. Im Privat- und Wertpapiergeschäft sind es Kunden, die über Gelder zwischen 50.000 und einer Million Euro verfügen.
Wir wollen diesen Mittelstand mit einem spitzeren Geschäftsmodell aktiv suchen und in die VKB holen. Wir bieten ein hoch qualifiziertes Dienstleistungs- und Beratungsgeschäft in diesem Segment, das auch die Menschen außerhalb von Oberösterreich benötigen. Wir merken, dass andere Banken aus diesem Bereich rausgehen.
Warum?
Die Großbanken schauen, dass sie die Kunden in gemanagte Lösungen bekommen, weil sie eigene Kapitalanlagegesellschaften haben. Wir arbeiten hingegen mit den verschiedensten Anbietern wie J.P. Morgan, Fidelity, DWS etc. und offerieren Einzellösungen. Wir sind flexibler, wir klammern uns nicht an hauseigene Produkte. Wir sind in der Palette breiter.
Wo wollen Sie in der Bank Ihre Spuren hinterlassen?
Das Haus ist 150 Jahre alt. Die Genossenschaft besteht aus mehr als 20.000 Mitglieder. Die VKB soll künftig besser und kräftiger dastehen.
Sie haben Ihrem Haus einen neuen Auftritt verpasst und setzen auf die Farbe Grün statt Blau. Grün steht für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Wir wollen in der Bankenlandschaft unverwechselbar sein. Die Farben Magenta, Orange und Grün standen zur Verfügung. In unseren neuen Filialen Wien und Salzburg bieten wir anspruchsvolles Beratungsgeschäft. Wir haben Grün gewählt, da es auch für Wachstum steht und wir über die Landesgrenzen hinaus wachsen.
Und wir sehen unser Geschäftsmodell als nachhaltig, weil wir den regionalen Wirtschaftskreislauf stärken. Unsere Gewinne fließen ins Eigenkapital und in die Dividenden der Genossenschaftsmitglieder. Klimaschützende Maßnahmen, wie der Ausstieg aus fossilen Energieträgern bei unseren Gebäudeheizungen in den nächsten Jahren, sind für uns hingegen eine Selbstverständlichkeit.
Wohnen ist sehr teuer geworden. Sowohl Wohneigentum als auch die Mieten. Paare, wo beide berufstätig sind, können sich heute kaum mehr Eigentum anschaffen, außer sie sind Großverdiener.
Dieses Thema haben wir schon seit Jahren. Früher war das aufgrund der langen Finanzierung und der niedrigen Kreditzinsen eher möglich. Es müssen die Grundstückspreise runter. In Lichtenberg bei Linz, wo ich in der Nähe wohne, liegen die Preise zwischen 300 und 800 Euro pro Quadratmeter.
Vor 15 Jahren konnte man dort noch Grundstücke um 100 Euro bekommen. Diese Gier nach möglichst hohen Preisen, oft ermöglicht durch Grundstücksumwidmungen, muss reduziert werden.
Wie wollen Sie das in den Griff bekommen?
Durch Angebot und Nachfrage.
Da muss doch auch die Politik eingreifen, um den Menschen leistbares Wohnen zu sichern.
Es müssen Bauvorschriften im Neubau durchdacht werden. Heute ist vorgeschrieben, dass jede Wohnung barrierefrei sein muss. Es müsste doch genügen, dass beispielsweise in einem Wohnblock lediglich 20 Prozent barrierefrei sind. Es braucht auch nicht jedes Haus einen Lift. Diese Vorschriften machen das Wohnen teuer.
Bei den Einfamilienhäusern ist günstigeres Bauen durch Standard-Grundrisse möglich. Deckelungen im Mietrecht helfen nur kurzfristig, das zeigen Beispiele im Ausland. Langfristig verknappen diese das Wohnangebot, weil Unternehmen nicht mehr in den Bestand investieren und weniger Geld in den Neubau fließt.
Eine gut überlegte Leerstandsabgabe im Fall einer Wohnungsnot wäre wesentlich besser. Das würde zu einer Entspannung führen. In Wien sollen rund 15 Prozent der Wohnungen leer stehen. Wenn das etwas kosten würde, würden die Wohnungen auf den Markt kommen. Das hätte eine preisdämpfende Wirkung.
Wo wollen Sie mittelfristig mit Ihrer Bank stehen?
Sie sollte von Salzburg bis in den Osten Österreichs bekannt sein. Also auch in Niederösterreich, Wien und der Steiermark. Wir eröffnen nächstes Jahr in der Steiermark eine Filiale, wir sind derzeit auf Standortsuche. In fünf Jahren wird es auf jeden Fall auch in Niederösterreich VKB-Standorte geben.
Sie sind dann in fünf Bundesländern vertreten. Der Westen Österreichs ist für Sie weniger interessant?
Der Westen ist in fünf Jahren auch eine Möglichkeit. In zehn Jahren wird es die VKB wahrscheinlich in allen neun Bundesländern geben. Die neuen Kunden sollen als Genossenschaftsmitglieder Teilhaber der Bank sein. Wir wollen das, was die Menschen und den Standort weiterbringt, finanzieren. Ins Ausland gehen wir definitiv nicht, es herrschen dort andere regulatorische Rahmenbedingungen und teilweise andere Währungen.
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