Uraufführung "Benjamin Button" in Linz: Ein Leben im Rückwärtsgang
Ein Schelm, wer denkt, dass Bariton Martin Achrainer mit Hollywoodstar Bad Pitt konkurrieren muss. Beide waren beziehungsweise sind als „Benjamin Button“ zu sehen – der eine auf der Leinwand, der andere auf der Bühne.
Am Samstag, 6. 4., feiert die gleichnamige Oper im Linzer Musiktheater Uraufführung. Die Musik stammt von Reinhard Felbel, die musikalische Leitung hat Ingmar Beck inne, Landestheater-Intendant Hermann Schneider inszeniert selbst.
Der Inhalt basiert auf der Novelle „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ von F. Scott Fitzgerald aus 1822, ist also mehr als 100 Jahre alt – und doch zeitlos: Ein Mensch wird als Greis geboren, altert rückwärts und stirbt schließlich als Säugling.
Die großen Lebensfragen
„Das ist nicht nur grotesk, da werden große Fragen behandelt, etwa: Was bedeutet Leben? So banal der Inhalt sein mag, das ist eine reiche Geschichte“, verspricht Schneider, der augenzwinkernd befürchtet, nach der Geburt des Kindes, also der Uraufführung, in eine postnatale Depression zu fallen.
Zeitlich ist das Stück zwischen 1855 und 1945 angesiedelt, es bedarf als eines logistischen Aufwands, diese Spanne mit Kostümen und Masken abzudecken. Dafür zeichnen Dieter Richter und Meentje Nielsen verantwortlich. Da Martin Achrainer schwer die gesamte Lebensspanne des Benjamin Button darstellen kann, kommen auch Solisten des sowie der Kinder- und Jugendchor selbst zum Einsatz.
„Alle Charaktere haben musikalische Leitmotive, es wird auch Jazzmusik vorkommen. Dafür haben sich die Opernsängerinnen und -sänger Tipps vom Musicalensemble geholt“, verrät Ingmar Beck. Inhaltlich sorgt die Liebe für Spannungsfelder, etwa wenn die Frau des Benjamin Button altert, während er immer jünger wird, und sie sich als Greisin um ein Baby kümmern muss.
Intendant Hermann Schneider ist überzeugt von der Wichtigkeit von Uraufführungen: „Das ist es, was eine Kulturinstitution machen soll: Nicht nur reproduzieren, sondern selbst produzieren.“
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