Unübersehbar: Wahlkampf entlang Oberösterreichs Straßen

Unübersehbar: Wahlkampf entlang Oberösterreichs Straßen
Politologin Lore Hayek über den Sinn von Wahlplakaten und ob "Bio oder Gift?" ein Fehler der Grünen war.

Mut, Bildung, Pflege, Klima, Heimat – wenn man derzeit mit dem Auto in OÖ unterwegs ist, wird man von links und rechts mit Botschaften bombardiert. Die tausenden Wahlplakate, die sich entlang den Straßen reihen, sind das wohl das offensichtlichste Zeichen dafür, dass Wahlkampf ist.

Egal ob ÖVP, FPÖ, SPÖ, Grüne oder Neos, sie alle werben damit um Stimmen. Kosten lassen sich das die Parteien einiges. Die SPÖ gab an, 3,5 Millionen Euro in den Wahlkampf zu investieren, die Grünen 1,7 Millionen, die Neos 500.000 Euro. Schwarz und blau wollen unter der Obergrenze von sechs Millionen bleiben.

Nun stellt sich jedoch die Frage, ob sich Geld für Wahlplakate in Zeiten der Digitalisierung noch rentiert. Laut Politologin Lore Hayek ja.

Unübersehbar: Wahlkampf entlang Oberösterreichs Straßen

Politologin Lore Hayek.

Der Bonus

„Wahlplakate sind ein Mobilisierungsinstrument, das auch Menschen erreicht, die keine digitalen Medien konsumieren“, sagt Hayek. Sie hätten damit noch immer ihre Berechtigung und seien „mit Abstand das beständigste Wahlwerbemittel“.

Genauso wie früher sind Wahlplakate dennoch nicht: Laut Hayek komme aus den USA immer mehr der Trend zum „Microtargeting“, der ganz gezielten Ansprache von Zielgruppen. Auch in OÖ scheint diese Strategie angekommen zu sein, erzählte SPÖ–Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer bei der Präsentation der Wahlkampagne doch, dass man die Slogans zuvor bei ihrer Zielgruppe abgefragt hätte.

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SPÖ-Wahlplakate.

Nicht verändert hätten sich laut Expertin die Themen: „Alle Parteien greifen eher auf Altbekanntes zurück.“ Die Grünen springen auf den Klimaschutz-Zug auf, die Roten setzen auf Pflege und die Blauen werben – etwas moderner als sonst, so Hayek – mit dem Heimat-Begriff.

Nur bei den Schwarzen ist eines auffällig: Von fast allen Plakaten blickt Landeshauptmann Thomas Stelzer. „Das ist eine gängige Strategie von AmtsinhaberInnen, ausschließlich auf den ,Landeshauptmann-Bonus’ zu fokussieren und die Partei in den Hintergrund zu drängen.“ Stelzer dürfte gut funktionieren: Die ÖVP könnte laut Umfragen die 40 Prozent knacken.

"Voll ins Schwarze"

Während ÖVP und SPÖ laut Expertin mit „eigenständigen Designs“ arbeiten, ähneln jene der Neos und Grünen Bundespartei-Plakaten. Vielleicht liegt das an der Stärke der Parteien. Denn die Neos sind nicht im Landtag vertreten. Sie sind auch die Einzigen, die mit ihrer Bundesobfrau werben.

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Neos-Plakat.

Für Aufsehen sorgte ein Plakat: Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sah im „Bio oder Gift?“-Plakat der Grünen eine Verunglimpfung der Bauern. Das Plakat richte sich gegen „multinationale Agrarindustrie“, wehrten sich die Grünen. „Die zweite wichtige Funktion von Wahlplakaten ist das Erregen von Aufmerksamkeit. Wird ein Wahlplakat in klassischen oder sozialen Medien ausführlich besprochen, hat es seinen Zweck doppelt erreicht und seine Reichweite um ein Vielfaches erhöht. In diesem Sinne haben die Grünen voll ins Schwarze getroffen“, so Hayek.

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Das umstrittene Plakat der Grünen.

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