Universitäres Herz Zentrum: Das "Heart-Team" operiert
Ein kleines bisschen erinnert die Beschreibung des am Dienstag eröffneten Universitären Herz Zentrums des Kepler Universitätsklinikums an die bekannte US-Fernsehserie "Greys Anatomy":
Ärzte unterschiedlicher Abteilungen, die sich in ihren weißen Kitteln regelmäßig zusammensetzen und über die sinnvollste Behandlungsmethode für einen speziellen Patienten diskutieren.
Ist die Lösung gefunden operieren sie anschließend Schulter an Schulter im hybriden Operationssaal des Klinikums - Alles natürlich (soweit bekannt) ohne die Dramen, die sonst die Fernsehserie prägen.
Patienten-Perspektive
"Das Herzzentrum ist der richtige Schritt, um aus verschiedenen Perspektiven zur besten individuellen Behandlung des Patienten zu kommen", sagt Clemens Steinwender, Leiter der Kardiologie und internistischen Intensivmedizin. Er leitet nun zusätzlich mit Andreas Zierer, Vorstand der Universitätsklinik für Herz-, Gefäß und Thoraxchirurgie, das neue Zentrum.
Es ist eine Änderung, die für den Patienten nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist - so gibt es kein neues Gebäude oder Türschild - jedoch sei sie spürbar. Jens Meier, Leiter der Anästhesiologie und operativen Intensivmedizin, bezeichnet es auch als "radikalen Perspektivenwechsel".
"Wir sehen uns das nun aus Sicht des Patienten an, und für ihn ist es meist unerheblich durch welche Methode es ihm besser geht", sagt Meier. "Wir haben immer mehr Möglichkeiten, dadurch aber auch immer mehr Herausforderungen, denn es erschließen sich daraus mehrere Behandlungsmethoden", so Steinwender.
In der Praxis
Praktisch sieht das System so aus: Einmal in der Woche setzen sich die bereits drei genannten Spezialisten und Franz Fellner, Vorstand des zentralen Radiologie Insituts, zusammen und besprechen das Vorgehen bei ausgewählten Patienten. Denn nicht alle haben das nötig:
Die meisten Herz-Patienten weisen eine klare Diagnose auf. Von den etwa 10.000 Patienten, welche die Abteilungen momentan jährlich behandeln, sind deshalb nur etwa 10 Prozent Thema bei der Besprechung des sogenannten Heart-Teams (auf Deutsch: Herz-Team).
Das Krankheitsbild der Patienten: Meist komplexe Aortenerkrankungen oder komplizierte Herzklappenprothesen. "In einer Sitzung sprechen wir etwa über fünf bis zehn Fälle", sagt Zierer. Tendenz steigend. Ein zweiter wöchtenlicher Besprechungstermin ist bereits in Planung.
Laut Zierer haben sich solche Zentren international gut etabliert, bringe es doch viele Vorteile mit sich: Neben der spezifischeren Behandlung verkürze es auch die Kommunikationswege. Die Folge sind weniger Überweisungen. Der Patient mit Herzproblemen komme in Krankenhaus und wird behandelt. Wo, das entscheiden die Abteilungen künftig intern.
Spitzenmedizin
Zusätzlich ermögliche es eine enge Kooperation mit der Kepler Universität. Davon profitieren einerseits die Studierenden, andererseits auch die Forschung und Entwicklung neuer Methoden. So werde "High-End-Medizin" (Spitzenmedizin) möglich.
Beispiele dafür sind im vergangenen Jahr zwei Operationen an der Herzklappe bei schlagendem Herzen und die erfolgreiche Implantation eines Kunstherzes. "Wir entwickeln uns ständig weiter und arbeiten an neuen Projekten", sagt Steinwender.
Nicht dazu gehört jedoch vorerst laut Zierer die Herztransplantation. Diese würden nur sehr wenige Menschen benötigen, so dass aus seiner Sicht zurzeit kein Bedarf bestehe, neben Wien auch Linz zu einem Herztransplantationszentrums auszuweiten.
Kosten verursache das neue Herztransplantationszentrum keine, bleiben doch bis auf die Organisation die Ausstattung und Räumlichkeiten gleich. Und die Spezialisten, das Heart-Team, seien ja schon vorhanden.
Kommentare