"Und jetzt der Dschungel-Marathon"

Trotz Schmerzen nach 48 Stunden guter Dinge: Rainer Predl nach Rekordversuch in Asten
Der 26-jährige Rainer Predl lief trotz starker Schmerzen in Asten in 48 Stunden 326 Kilometer.

Rainer Predl ist 26 Jahre und hat ein extremes Hobby. Seine Liebe zu außergewöhnlichen Ultra-Laufbewerben bewies er einmal mehr vor einer Woche in Asten. Dort spulte er in einem 48-Stunden-Lauf 326,6 Kilometer herunter. Die große Hitze und Knieschmerzen verhinderten, dass Predl sein Ziel, den Österreich-Rekord von 375 Kilometer in zwei Tagen zu laufen, übertrumpfen konnte.

"Ich habe mir vor einem Jahr die Kniescheibe gebrochen. In Asten habe ich nach 15 Kilometern starke Schmerzen bekommen und auch schon ans Aufgeben gedacht", erinnert sich der Extremsportler an sein "bislang härtestes Rennen". Dass ihm die Sonne Verbrennungen zweiten Grades bescherte, bewertet er als gar nicht so schlimm.

Mit etlichen Tagen Distanz haben sich Körper und Geist des trainierten Sportlers wieder erholt. "Ich weiß jetzt genau, dass ich den Österreich-Rekord und die 400-Kilometermarke knacken kann", ist sich der Sportartikelfachmann sicher. In Asten hat er seinen persönlichen 48-Stunden-Rekord um 50 Kilometer verbessert.

Gut möglich, dass Predl und sein professionell aufgestelltes Betreuerteam bald wieder in Asten einen 48-Stunden-Lauf organisieren. Der Niederösterreicher aus Lassee im Weinviertel hat in Asten gearbeitet und dort einen idealen Straßenrundkurs für einen Ultra-Lauf entdeckt. "Das ist eine perfekte Strecke ohne Ecken mit ovalen Kurven", schwärmt er trotz aller Qualen. Fast wäre es ihm gelungen, acht Marathons hintereinander herunterzuspulen. Das Reglement hätte es sogar erlaubt, Rast für ein kurzes Nickerchen zu machen. "Aber es geht darum in 48 Stunden möglichst viele Kilometer zu schaffen", erzählt Predl. Also habe er nur zum Wechseln der Schuhe und für den Gang auf die Toilette gestoppt.

Flüssignahrung

"Und jetzt der Dschungel-Marathon"
Honorafrei , Rainer Predl, Ultraläufer , 48 Stunden Lauf,
Gestählt von 200 bis 300 Trainingskilometern pro Woche wurden ihm vom Team während des Laufs lediglich Frucht-Shakes aus Avocados oder Mangos gereicht, um den Energiehaushalt zu pushen. "Nach dem 20. Fläschchen schmeckt das nicht mehr, man bekommt Gusto auf feste Nahrung", schildert er. Weil Nudeln und Pizza seine Lieblingsspeisen sind, komme er vor großen Wettkämpfen öfters in Konflikt mit seinem Ernährungsberater, erzählt Predl. Doch das Engagement seines ehrenamtlichen Teams sei nicht hoch genug einzuschätzen, ist er dankbar. Den Betreuern und den vielen Begleitläufern, die ihn kilometerlang im Funpark Asten begleitet haben, sei es zu verdanken, dass er tiefe Momente während des Gewaltlaufs überstand. "Da gibt’s so manchen Spaß, man wird abgelenkt, kommt auf andere Gedanken und so ist ein Tief gleich wieder weg."

Abenteuer

"Und jetzt der Dschungel-Marathon"
Extremsportler Rainer Predl beim Wüstenmarathon
Trotz seiner Jugend könnte Predl lange über Erlebnisse auf seinen Abenteuerläufen, wie er sie nennt, erzählen. Seit zehn Jahren pflegt er dieses Hobby. Internationales Aufsehen erregte er, als er in sieben Tagen auf dem Laufband 852,46 km abstrampelte. Über seine Lieblingsdistanz von 100 km stellte er mit sieben Stunden, 15 Minuten auf dem Laufband den Weltrekord auf. Mit 7:08 auf der Straße wurde er heuer auf der selben Distanz Staatsmeister. Weltweit zählt er damit zu den 15 Besten. Im Steckbrief des Ausnahmeathleten, in dessen Kopf noch "viele Projekte herumschwirren", finden sich tolle internationale Titel. Etwa die Bestzeit bei der 100-km-WM in Italien oder der Sieg beim Sahara-Marathon in 2:50:06. Predl hält den Weltrekord für zwölf Stunden auf dem Laufband mit 149,11 km.

Jäh gestoppt wurde sein Plan, am Olympia-Marathon 2020 in Tokio zu starten. "Ich hab’ mir im Olympia-Training im Vorjahr die Kniescheibe gebrochen. Das ist eine zähe Geschichte, wie mir die Schmerzen in Asten bewiesen haben", sagt er.

Wieder von OÖ in den Heimatort Lassee, NÖ, übersiedelt, plant Predl nun die weiteren Coups. Nächster Fixpunkt: "Ende September starte ich beim Dschungel-Marathon in Vietnam. Ohne ein bestimmtes Ziel, ich will das Rennen erleben und genießen", schwärmt er von den nächsten Qualen.

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