„Trink das!-Herbert“ macht Theater
Als der neurotische Herbert nervt er in der Werbung eines Joghurt-Getränks seine Gattin. Im richtigen Leben geht John F. Kutil, so heißt „Trink das!“-Herbert mit bürgerlichem Namen, nicht Keimen aus dem Weg, sondern ist Theatermacher. Seit September ist der 44-Jährige künstlerischer Leiter des Linzer u\hofs: Theater für junges Publikum.
Den Einstand feierte er mit seiner Inszenierung „An der Arche um acht“. Das Stück für alle ab sechs Jahren handelt von zwei Pinguinen, die ihren Freund auf Noahs Arche schmuggeln wollen. Und das, obwohl nur zwei Tiere von jeder Gattung erlaubt sind. „Ich wollte Regie bei den beiden Stücken für die Jüngsten und die Ältesten führen“, sagt Kutil.
Kult
Für Besucher ab 16 gibt es ab 25. Februar das krasse Gegenteil zu dem Theater mit den niedlichen Tierchen. In den Kammerspielen inszeniert der Künstler dann den Popkultur-Klassiker „A Clockwork Orange“ nach dem Roman von Anthony Burgess. „Es ist noch immer topaktuell. Darf der Staat den Gewalttätern die absolute Freiheit nehmen?“ Es brodle derzeit überall, „auch zu Recht“.
Gerade bei den Aufständen in London habe sich die Frage gestellt, wie der Staat mit Gewalt umgeht.
An Stanley Kubricks bildgewaltigen Kult-Film über Alex und seine aggressive Droogs-Gang will er sich nicht anlehnen und damit auch nicht konkurrieren. Und trotzdem gibt es etwas, das sich Kutil zu eigen machen will. „Ich möchte über die Schmerzgrenze hinaus gehen“, erklärt der gebürtige Wiener. „Am Anfang sollen sich die Leute denken, das ist wie ein leiwander Actionfilm. Dann soll es aber kippen und deutlich werden, das ist grausame Realität.“
Begeisterung
Ausschlaggebend für die Stückauswahl sei neben der Wichtigkeit der zu behandelnden Themen noch ein anderes, spezielles Kriterium. „Ich will nur solche haben, wo ich mich in den Hintern beißen könnte, weil ich nicht alle selbst inszenieren kann.“
Der Reiz am Schauspiel für Kinder? „Sie sind unmittelbar. Wenn sie sich fadisieren, zeigen sie das auch ganz offen. Wenn es ihnen gefällt, gehen sie voll mit.“ Deshalb muss wohl überlegt sein, wie man ein Stück mache. „Das Publikum muss sehr ernst genommen werden.“
Lösungsvorschläge
Jugendliche seien öfter schwierige Zuschauer, weil sie nicht nur freiwillig ins Theater kommen, sondern schulbedingt müssen. „Hier ist es wichtig zu wissen, wo holt man sie ab. Natürlich durchleben sie eine schwierige Phase.“ Gerade hier könne das Theater eine Hilfe sein, indem man Stücke mit tieferem Sinn und Lösungsvorschläge anbiete. „Wir machen kein Pille-Palle-Theater.“
In Linz, wo er das Publikum großartig findet, fühlt sich Kutil sehr wohl. „Ich bin in einer Phase angetreten, die wegen des Musiktheaterbaus doppelt spannend ist. Ich weiß nicht, wie lange ich das machen werde. Den Umzug des Kinder- und Jugendtheaters in die Kammerspiele möchte ich aber auf jeden Fall noch erleben.“
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