Totale Abschottung schadet der Wirtschaft

Josef Ertl
Österreich hat trotz jahrzahntelanger Probleme bis heute nicht zu einer funktionierden Migrationspolitik gefunden.

Unabhängig davon, mit welchem Firmenchef man redet, alle singen dasselbe Klagelied: Wir bekommen keine Mitarbeiter. Sie können Aufträge mangels Arbeitnehmer nicht erledigen. Umsätze und Gewinne bleiben liegen. Altenheime müssen wegen fehlender Pflegekräfte Abteilungen schließen. Vom Arbeitskräftemangel ist schon lange die Rede, dagegen unternommen wurde nichts. Schon in den 1980er-Jahren hat der damalige Landeshauptmann Josef Ratzenböck darauf aufmerksam gemacht, dass die niedrige Geburtenrate zum Problem werden wird.

Osteuropäer bleiben aus

Bis dato hat sich Österreich auf die Arbeitskräfte aus den ost- und südosteuropäischen Staaten verlassen, um die Löcher, die der fehlende Nachwuchs hinterlässt, zu stopfen. Diese sind zu einem großen Teil mit der Covid-Pandemie nach Hause zurückgekehrt und kommen kaum wieder. Nun steht Österreich plötzlich ohne Arbeitskräfte da. Nicht wenige junge Heimische legen Wert auf die sogenannte Work-Life-Balance, ihnen ist eine 38-Stunden-Woche zu viel Arbeit. Eine Migrationspolitik, die diesen Namen auch verdienen würde, wurde nie entwickelt. Die Rot-Weiß-Rot-Card hat nicht wirklich funktioniert. Sie wurde zwar jetzt repariert, aber selbst Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer ist damit noch immer unzufrieden. Fazit: Wir stehen da ohne Arbeitskräfte.

System Kurz

Ex-Kanzler Kurz hat die Null-Zuwanderungspolitik installiert, um damit die Wahlen gegen die FPÖ zu gewinnen. Aber 2022 ist nicht mehr 2015, als die Flüchtlingswelle Europa überflutet hat, die Staaten überfordert waren und viele Menschen Angst hatten. Heute müssen wir Arbeitskräften dankbar sein, wenn sie zu uns kommen. Die ÖVP ist gefordert, sich auch hier vom System Kurz zu verabschieden.

Österreichs Botschaften mauern

Es ist zum Beispiel heute praktizierte Politik der österreichischen Botschaften, Ansuchen um ein dreimonatiges Touristenvisum abzulehnen, wenn diese Menschen angeben, sie möchten in Österreich Deutsch lernen und sich Universitäten ansehen, um später möglicherweise hier zu studieren. Ablehnungsbegründung: Verdacht der Migration. Derartige Fälle liegen der Redaktion vor. Mit so einer Politik bekommt man mit Sicherheit nicht die guten Leute, die wir benötigen. Mit dieser Politik des totalen Dichtmachens treibt man Migrationswillige in die Hände der Organisierten Kriminalität und beklagt gleichzeitig illegale Grenzübertritte.

Zeitenwende

Wir erleben auch hier eine Zeitenwende. Schon Gorbatschow wusste, wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.

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