So viel Müll wie zu Weihnachten

So viel Müll wie zu Weihnachten
In Linz fallen derzeit 10 Prozent mehr Restmüll, Bioabfall und Grünschnitt an - Ein Anstieg bei Papier steht noch bevor

Etwa 1.030 Tonnen sammelte die Müllabfuhr im Stadtgebiet von Linz innerhalb einer Woche ein. Das sind etwa 10 Prozent mehr als üblich. So viel Restmüll, Grünschnitt und Bioabfall gibt es sonst nur zu Weihnachten.

Schuld daran sind die von der Regierung verhängten Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.

„Normalerweise fallen in einer Woche etwa 900 Tonnen an. Es macht sich bemerkbar, dass die Leute vermehrt zu Hause sind und Zeit haben, um den Keller zu entrümpeln und den Garten zu pflegen“, sagt Erich Ehrentraut. Er ist Leiter des Bereichs Abfall der Linz AG.

So viel Müll wie zu Weihnachten

Laut Erich Ehrentraut, Leiter Bereich Abfall der Linz AG, mache es sich bemerkbar, dass die Leute vermehrt zu Hause sind.

100 Müllmänner- und Frauen gehen und fahren derzeit durch die Straßen, um den anfallenden Müll in die 40 Müllfahrzeuge zu verladen, die im Linzer Stadtgebiet unterwegs sind. 50 weitere Mitarbeiter kümmern sich schließlich um die Aufbereitung. Das sind viele, aber doch weniger als sonst. Denn auch die Müllabfuhr hat Ausfälle zu verzeichnen. 130 bis 140 Müllmänner sind normalerweise im Außendienst zu finden.

Ehrentraut appelliert deshalb an die Bürger: „Es wäre sinnvoll, wenn die Menschen zu Hause nicht alles auf einmal entrümpeln, sondern diese Tätigkeit auf mehrere Wochen verteilen. Der Apfelbaum kann auch im Sommer noch zurückgeschnitten werden“, sagt er. Ansonsten drohe der Müllabfuhr mit dem derzeitigen Peak die Überforderung.

So viel Müll wie zu Weihnachten

Durch den Online-Handel droht noch mehr Verpackungsmüll.

Problem Online-Handel

Denn abgesehen von Restmüll, Bioabfall und Grünschnitt erwartet Ehrentraut auch einen Anstieg anderer Müllsorten. Laut seinen Mitarbeitern mache sich dieser bereits bei den Leichtverpackungen – also den Kunststoffverpackungen – bemerkbar. Mit Zahlen könne Ehrentraut diesen Anstieg aufgrund der kurzen Beobachtungszeit jedoch noch nicht untermauern. Lena Steger von Global 2000 und Expertin für Plastikmüll sieht jedoch eine ähnliche Entwicklung: „Durch Hamsterkäufe und dem erhöhten Betrieb von Lieferservices und Online-Handel fällt mehr Plastik an.“

Zudem würden derzeit viele auf Einwegverpackungen zurückgreifen, da sie diese für hygienischer erachten. „Eine Studie zeigt jedoch, dass das Coronavirus auf Plastik zwei bis drei Tage nachweisbar ist“, erklärt Steger. Müll überhaupt zu vermeiden, sei deshalb trotzdem sinnvoll.

Altstoffsammelzentren

Auch Ehrentraut sieht den Handel über das Internet als Problemquelle: „Wir werden den Online-Handel sicher noch zu spüren bekommen.“ Das Resultat werden vor allem mehr Papier- und Kartonabfälle sein. Zusätzliche Behälter mussten aufgrund des vermehrten Mülls jedoch noch nicht aufgestellt werden. „Wir werden die Entwicklung abwarten. Bei Engpässen sind jedenfalls noch weitere verfügbar“, sagt Ehrentraut. Alleine steht die Stadt Linz mit dem Müllaufkommen nicht da, unter anderem verzeichnet auch Wien einen Anstieg der Haushaltsabfälle.

Eine mangelnde Mülltrennung sei laut Ehrentraut noch kein Problem, zudem werde die Müllabfuhr in Oberösterreich nun wieder durch die Abfallsammelzentren ein Stück weit entlastet: „Ab Montag werden die Altstoffsammelzentren in Oberösterreich großteils wieder ihre Tore öffnen“, verkündete Oberösterreichs Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) am Freitag. Trotz beschränkter Öffnungszeiten können die Oberösterreicher nun ihren Krempel auch dort wieder entsorgen. Auch dabei gelte der Appell: Bitte nicht alle und alles auf einmal.

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