"Sind Retter, keine Richter"

Christoph Preimesberger
Der 52-jährige Christoph Preimesberger ist neuer Bergrettungschef.

"Wir sind nicht die größte Landesgruppe, aber sehr schlagkräftig." Christoph Preimesberger, der neu gewählte Landesleiter der Bergrettung Oberösterreich, schätzt die hohe Qualität seiner 800-köpfigen Freiwilligenschar, an die die Herausforderungen immer größer werden.

Der Hallstätter HTL-Professor blickt auf eine 34-jährige Mitarbeit bei den Bergrettern zurück. Derzeit leitet der 52-Jährige noch seine Heimatortsstelle in Hallstatt – eine von 23 Basisstationen, die über das Land verteilt sind. Den Rettern wird das ganze Jahr über nicht langweilig. "Grundsätzlich steigt der Drang der Freizeitgesellschaft in die Berge weiter stark an, das wird auch so bleiben", prognostiziert Preimesberger. Im Verhältnis zur Zunahme der Menschen, die sich in den Bergen aufhalten, steige die Unfallrate im Vergleich dazu deutlich weniger, analysiert der Retter.

Die Zahl der Rettungseinsätze steige insgesamt aber kontinuierlich an. Die Leute seien zwar immer besser ausgerüstet. Weniger zufriedenstellend sei die Vorbereitung auf schwere Touren, Selbstüberschätzung und mangelnde körperliche Fitness. Preimesberger: "Es ist einfach wichtig zu wissen wie viele Höhenmeter man am Tag schaffen kann, wie das Wetter wird oder wann die Dunkelheit einbricht." Gerade im Herbst komme es immer wieder zu Einsatzserien, um Leute vom Berg zu holen, die von der Finsternis überrascht worden sind.

Als eine Art Sicherheitspolizze für den oberösterreichischen Tourismus haben die Bergretter auch die Massentourismusziele kritisch im Auge. Dass es mit dünn bekleideten asiatischen Gästen in Sandalen auf den Bergen nicht mehr Zwischenfälle gibt, wundere ihn oft selbst, sagt Preimesberger. Aber es gibt auch eingefleischte Bergfexe, die sich übernehmen und bei gefährlichen Witterungslagen von den Bergrettern aus Steilwänden geholt werden müssen. Da ist Preimesberger oft bang um das Wohl der Mannschaften. Vorwürfe an die Opfer gäbe es von seiner Helfertruppe grundsätzlich selten, versichert er. "Was will man sagen, wenn da jemand zitternd und mit Tränen in den Augen vor dir sitzt", schildert er aus der Einsatzerfahrung. Deshalb gelte der Grundsatz: "Wir sind Retter und keine Richter."

Zum Job als Bergretter gehöre Leidenschaft und eine gesunde Einstellung, aber auch der Wille zur Fortbildung, ist der neue Landeschef stolz auf eine eingeschworene und hoch motivierte Truppe. Um dazu zu gehören muss man ein Jahr in einer Ortstelle Erfahrung sammeln und dann sieben Ausbildungskurse zum Retter absolvieren. "Die Anwärter kommen als ausgebildete Bergsteiger zu uns und werden dann zum Bergretter", sagt Preimesberger.

Als sehr wertvoll für seine Organisation bezeichnet er den jährlichen Förderbeitrag, den in OÖ 12.000 Bürger für die Bergrettung einzahlen. Zugleich ist das eine Versicherungsprämie. "Ich habe schon erlebt, dass Leute eine Woche, nachdem sie bei uns Mitglied wurden, vom Hubschrauber geholt wurden und dafür nichts zahlen mussten."

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