SP fordert Staatsbeteiligung

Unter den Mitarbeitern der VAI-Zentrale in Linz herrscht Unruhe.
Mitarbeiter erwarten mit neuem Eigentümer neuerliche Restrukturierung.

Rund 1600 Mitarbeiter der Siemens VAI (der ehemalige Industrieanlagenbau der voest alpine) in Linz fürchten wegen des Verkaufs an die japanische Mitsubishi Heavy Industries um ihre Arbeitsplätze, doch die Münchner Siemenszentrale mauert nach wie vor. "Keine Stellungnahme", lautet der Kommentar der Konzerns zu den Verkaufsplänen. Auch für die Mitarbeiter am Standort Linz gab es keine Informationen. "Unser Riesenproblem ist, dass wir im Vorstand drei Siemensianer sitzen haben, die heillos überfordert sind", sagt ein führender Mitarbeiter. Die Beschäftigten durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Sie befürchten die Verlegung des Walzwerkbereichs nach Japan. Die Umwelttechnik, die Stranggussanlage und die Konvertertechnik könnten schon in Linz bleiben.

So manche Mitarbeiter sehen im Verkauf die bessere Lösung, weil sie unter Siemens kaum eine Zukunft erwarteten. Aber auch unter einem neuen Eigentümer werde eine Restrukturierung unumgänglich sein, wird gemutmaßt. Siemens hatte der VAI strenge Kontrollmechanismen auferlegt. Bis zu 200 Controller aus Erlangen seien installiert worden, die hohe Gehälter bezogen hätten, wird berichtet. "Das Positive ist, dass diese Leute nach Erlangen zurück müssen. Eine Entschlankung ist unumgänglich. Diese Leute haben keinen Kundennutzen gebracht."

Politische Diskussion

Der Verkauf der VAI und der damit befürchtete Verlust von Arbeitsplätzen und die Diskussion um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Linz hat eine politische Diskussion ausgelöst. Landeshauptmannstellvertreter Reinhold Entholzer (SPÖ) fordert strategische Beteiligungen des Staates an wesentlichen Industriebetrieben. Nur so könne man Industriebetriebe halten. Der Verkauf der Minderheitsbeteiligung des Staates an der voestalpine im Jahr 2003 wird von der SPÖ als Fehler gesehen.

Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) möchte nicht, dass sich der Staat in Form von Beteiligungen bei den Betrieben einmischt: "Das würde diese Situationen nicht verhindern. Wir müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen", sagt Strugl. Kontakt gab es zwischen ihm und Siemens bisher noch keinen.

Unternehmen

Die Linzer Siemens VAI Metals Technologies GmbH beschäftigt derzeit weltweit rund 9000 Mitarbeiter, davon 1600 in Linz. Im Laufe des Vorjahres wurden rund 130 Stellen gekündigt. Der Firmenwert der VAI war zuletzt auf 800 Millionen Euro geschätzt worden. 1995 wurde die VAI aus der voestalpine herausgelöst und in die damals neu gegründete VA Tech eingegliedert. Diese gehört seit 2005 zum Münchner Elektroriesen Siemens. Zum Zeitpunkt der Übernahme setzte die VAI mit 250 Niederlassungen in 190 Ländern 1,6 Milliarden Euro um. VAI, seit 2013 ist Albrecht Neumann an der Spitze, gehört zu den führenden Unternehmen im Stahlwerksbau. Zu den Geschäftsfeldern am Stammsitz in Linz gehören die Stahlproduktion, Kalt- und Warmwalzwerke sowie Schmelzreduktion und Automatisierungslösungen.

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