Den inneren Schweinehund gibt es sehr wohl

Den inneren Schweinehund gibt es sehr wohl
Die Omama will, dass der Seppy schwimmt und läuft. Aber der ziert sich und mag lieber bequem sein

von Christa Koinig

Ich bin noch ganz außer Atem, aber ich muss euch diese Geschichte unbedingt erzählen. So wie jedes Jahr verbringen wir auch heuer unsere Sommerferien auf einer Hütte, ein Stückerl weiter unten ist ein See. Da lieg’ ich gern am Ufer und schau’ zwischen grünen Ästen und Zweigen einfach nur in den blauen Himmel. Manchmal zieht ein kleines Wolkerl langsam vorbei, dann verformt es sich und schaut aus wie ein Ungeheuer, oder es löst sich langsam auf und verschwindet da oben im Nichts. Omama schwimmt oft im See, und wenn sie aus dem Wasser kommt, schaut sie mit ihrem blauen Badeanzug aus wie eine Nixe, nur halt ein bisserl älter. Kasperl läuft gern um den See herum.

„Ich soll mich mehr bewegen“

Omama sagt, ich soll nicht so faul sein und mich mehr bewegen. Aber ich kann mich echt nicht dazu aufraffen. Außerdem habe ich keine Schwimmschuhe, also kann ich nicht ins Wasser gehen, ich habe keine richtigen Laufschuhe, und so weiter. Da ist es Omama zu bunt geworden und sie hat gemeint, ich soll nicht ständig nach irgendwelchen Ausreden suchen, das wär’ eine schwache Willenskraft und ich soll gefälligst meinen inneren Schweinehund überwinden. „Es gibt keinen Schweinehund“, hab’ ich ganz keck gesagt und erklärt, dass ich erst laufen geh’, wenn ich den Typen in echt sehe, aber dann lauf’ ich gleich siebenmal um den See. Das hätte ich nicht sagen sollen, denn als ich den Wolken weiter zugeschaut hab', wie sie sich verändert haben, war er plötzlich da, der Schweinehund. Aber damit nicht genug, ich habe ganz laut gerufen „Schaut’s einmal, ein Schweinehund!“ Naja, dann bin ich halt siebenmal um den See herum gelaufen.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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