Selbstmitleid zeugt nicht von lösungsorientiertem Verhalten

Autorin Silke Kranz
Ostern ist heuer für mich ganz anders. So wie für alle von uns. Von Silke Kranz.

Ostern ist heuer anders. In den vergangenen Jahren habe ich Ihnen immer geschrieben, wie schön diese Feiertage mit meinen Eltern sind und wie die Jause in der Steiermark nach der sogenannten Fleischweihe abläuft. Wie jedes Mal hätte ich diese Tage gerne in meiner Heimat verbracht und mit meinem Vater unsere traditionelle Saison-Abschluss-Skitour unternommen. Ich gebe zu, dass ich einen schwachen Moment hatte, in dem ich überlegt habe, was schon passieren soll, wenn ich im Auto von A nach B fahre und nach ein paar unbeschwerten Stunden, die ich so gut gebrauchen könnte, wieder retour. Gottseidank war dies nur ein kurzer Moment, und schlussendlich hat die Vernunft gesiegt.

Gefahr der zweiten Welle

In ein paar Tagen beginnt ohnehin das Leben außerhalb unserer vier Wände wieder, es wird sich weisen, was dann mit der Covid 19-Infektionsrate geschieht. Das Schlimmste wäre wohl eine zweite Infektionswelle, insbesondere wenn sie uns wider besseren Wissens nur aufgrund von unachtsamem Verhalten überrollt. Wie meistens im Leben zeugt Selbstmitleid nicht von lösungsorientiertem Verhalten, so habe ich mich selbst an der Nase genommen und versucht, auch die Sonnenseite zu sehen.

Packerl verschicken

Meine Eltern haben uns ein Paket mit steirischen Leckereien und Masken genäht aus Stoffresten aus meiner Kinderzeit sowie ein selbst gebasteltes Spiel zum Zeitvertreib geschickt. Davor hatte ich ihnen schon etwas zur Aufmunterung liefern lassen, ich selbst habe völlig überraschend eine Survival-Sendung von einer Freundin erhalten. Dieses altmodische „Packerl verschicken“ ist in Zeiten von Social Media einerseits beinahe in Vergessenheit geraten und andererseits so eine aufregende Erinnerung aus Kindertagen und dadurch erst recht besonders. Außerdem habe ich mir von meiner Mutter die Rezepte für selbst gebackene Osterhasen und ein Osterlämmchen besorgt.

Eier und Geselchtes

Früher fanden mein Bruder und ich das etwas peinlich, aber es gehörte dennoch zu Ostern dazu wie das Eierpecken. Ob die Hauswürstel, das Geselchte, die vielen Eier und das Buttergebäck sich negativ auf das Cholesterin auswirken, auf das ich Sie immer wieder hinweise, ist mir heuer völlig egal. Was ich mir für meinen Sohn wünsche, ist, dass er die Corona-Zeit nicht als jene in Erinnerung behält, in der er seine Freunde nicht treffen durfte und mit Maske rausgehen musste, sondern sich schmunzelnd daran erinnert, dass Mamas Osterhasen nicht ganz so schön wie Omas waren und er mich bei Opas „Fuchs und Henne“-Spiel ständig geschlagen hat. Frohe Ostern – machen Sie das Beste draus!


Autorin Silke Kranz ist  Sport- und Ernährungsmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

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