Sechs Jahre Haft für Inzestvater

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Von 1987 bis 2011, also fast ein Vierteljahrhundert lang, soll ein heute 59-Jähriger seine Tochter missbraucht haben.

Die Tochter ist gerade ins schulfähige Alter gekommen, als ihr Vater, der heute 59-Jährige aus dem Bezirk Steyr-Land, sie zum ersten Mal sexuell missbraucht haben soll. Später soll er sie oft mit Alkohol gefügig gemacht haben. Beim letzten Mal war sie 31 Jahre alt und lebte inzwischen in Salzburg.

Der Schöffensenat schenkte dem heute 33-jährigen Opfer am Mittwoch am Landesgericht Steyr Glauben: Der Mann wurde zu sechs Jahren unbedingter Haft (nicht rechtskräftig) verurteilt.

Rache mit Baseballschläger

Sechs Jahre Haft für Inzestvater
Prozess in Steyr, Missbrauch Angeklagter Rupert Wiedemann aus Bad Hall, OÖ
Der Fall kam über Umwege ans Tageslicht. Der 59-Jährige wurde im März 2012 in seinem Haus im Bezirk Steyr-Land von einem maskierten Paar mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um seine Tochter handelte, die sich mit ihrem Freund rächen wollte. Sie wurde dafür zu einer bedingten Freiheitsstrafe von drei Monaten verurteilt. Es wurde außerdem eine posttraumatische Belastungsstörung als Folge des Missbrauchs diagnostiziert.
Sechs Jahre Haft für Inzestvater
Foto © HANNES MARKOVSKY gericht steyr angeklagter rupert wiedemann ... sex mit tochter ... anwalt nikolaus rast ...
Gerade dieser Überfall gibt Strafverteidiger Nikolaus Rast Anlass zum Zweifel. „Ich sehe das Rachemotiv als Schutzbehauptung. Sie hat deswegen ein mildes Urteil bekommen und muss bei ihrer Version bleiben.“ Und überhaupt, sagt er, sei sein Mandant „technisch gar nicht zu sexuellen Handlungen in der Lage“. Mit einem urologischen Gutachten, dass ihm abgelehnt wurde, hätte er das beweisen wollen. Rast legte am Mittwoch Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein.

Strafe zu niedrig?

Sechs Jahre Haft für Inzestvater
Foto © HANNES MARKOVSKY gericht steyr angeklagter rupert wiedemann ... sex mit tochter ... sta guido mairunteregg
Staatsanwalt Guido Mairunteregg gab vorerst keine Erklärung ab, überlegt aber noch Strafberufung anzumelden: „Sechs Jahre sind in Anbetracht des langen Tatzeitraums, immerhin von 1987 bis 2011, zu wenig. Das ist nicht einmal die Hälfte der Höchststrafe von 15 Jahren.“

Der Angeklagte fuhr nach dem Prozess wieder zu seiner Frau und der zweiten Tochter (30) nach Hause . „Sie halten zu ihm und beteuern, dass er nichts gemacht hat“, sagt Rast. Der Mann kommt übrigens aus demselben Ort wie jener 66-Jährige, der kürzlich wegen Missbrauchs zu 13 Jahren Haft verurteilt worden ist.

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