"Ich kenne weder Angst noch Furcht"
Mitten in der quirligen Altstadt von Jerusalem ruht das österreichische Hospiz zur Heiligen Familie. Das stattliche Anwesen an der Via Dolorosa samt imposanter Kapelle ist das älteste nationale Pilger- und Gästehaus. Vor 151 Jahren hat es aufgesperrt – heute ist die Herberge meistens ausgebucht.
Dafür, dass der Betrieb reibungslos klappt, sorgt Kreuzschwester Bernadette Schwarz. Die 66-jährige Mühlviertlerin aus Vorderweißenbach ist Vize-Rektorin der katholischen Einrichtung. Schwarz lebt schon seit 16 Jahren in Jerusalem. Ob sie während der blutigen Intifada und den derzeit laufenden Konfrontationen zwischen Israelis und Palästinensern Angst verspüre? "Nein, ich kenne keine Angst und fürchte mich nicht", antwortet sie bestimmt.
Sie sei ein sehr positiv ausgerichteter Mensch. "Ich gehe mit Hausverstand durch die Stadt. Wenn ich mir denke, dass es auf einer Straßenseite nicht sicher sein könnte, dann gehe ich eben auf die andere." Die studierte Betriebswirtin ist überzeugt, dass keinem Ausländer etwas passiert.
Ob sie Heimweh nach dem schönen Mühlviertel hat? Nein, auch das hat sie nicht. "Ich kenne kein Heimweh." Der liebe Gott habe ihr ein Naturell gegeben, dass sie sich überall, wo sie gerade ist, auch zu Hause fühlt. "Und wo ich bin, da setze ich mich ein."
Zu Jerusalem fühlt sie sich dennoch besonders hingezogen. Vor allem die Osterfeiertage seien berührend. "Der Gründonnerstag macht einen tiefen Eindruck auf mich. Da herrscht eine Stille, eine magische Gebetsatmosphäre, beispielsweise beim Fackelzug von Gethsemane hinauf nach Gallicantu am Zionberg. "
Solange es körperlich und geistig möglich ist, würde sie gerne den Menschen und Gästen im Hospiz dienen. Begegnungen mit Leuten aus der Heimat gehören zu ihren "Kraftmomenten", sagt sie. Kraft holt sich die Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens des Landes auch im Gebet und in der Natur. "Unser kleiner Hund Benny verpflichtet mich abzuschalten und mit ihm spazieren zu gehen."
Warum der Friedensprozess zwischen Israel und Palästina immer wieder scheitert? "Es gibt auf beiden Seiten Menschen, die absolut keinen Frieden wollen, sondern Streit. Es sind sehr wenige Menschen, die trotzdem schrecklichen Zwist schaffen."
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