„Schön spielen, die Großen ärgern“

Jubelpose hat bei Blau-Weiß Linz den Frust der vergangenen Saison verdrängt: Trainer Sageder (r.) will am Boden bleiben
FC Blau-Weiß. Im Vorjahr in der 2. Bundesliga ständig im Abstiegskampf, kicken die Linzer heuer an der Spitze mit

Im Vorjahr dem Abstieg gerade noch entronnen, sind die Linzer bis dato in der 2. Bundesliga das Maß aller Dinge. „Auf dem Boden bleiben!“ Diese Devise haben die Verantwortlichen des FC Blau-Weiß Linz ausgegeben.

Das ist aber gar nicht so einfach, denn die Fußballer heben heuer in der 2. Bundesliga gehörig ab. Nach dem ersten Meisterschaftsviertel spielen sie ganz oben mit. Und das, nachdem sie in der Vorsaison als Tabellenletzter nur aufgrund der Liga-Reform nicht abgestiegen sind. Justament darin sieht Trainer Thomas Sageder einen Grund für das schlechte Abschneiden im Frühjahr.

Radikaler Schnitt

Im Jänner hatte er die Mannschaft übernommen, die sich in den ersten Frühjahrsrunden respektabel schlug. Als jedoch im März bekannt wurde, dass es keinen Absteiger geben wird, war aller Elan verpufft. „Da war irgendwie die Luft heraußen“, sagt der Coach. Nach zwei mehr oder minder verkorksten Saisonen wurde im Sommer Tabula rasa gemacht und de facto die Mannschaft ausgetauscht. 19 Ab- und 20 Zugänge ergaben einen neuen Kader.

Der Radikalschnitt war auch finanziell begründet, aufgrund es Entfalls der TV-Gelder musste rund eine halbe Mio. € eingespart werden. Vorrangig ging es aber darum, einen neuen Teamspirit zu installieren. Unmissverständlich beschreibt er, was anders ist als vorher: „Wir haben sportlich und charakterlich sehr gute Spieler.“ Genau das sei sein Anforderungsprofil: „Ich brauche Leute, die zum Verein passen.“ Gesucht und gefunden wurde ein harmonisches Teamgefüge. Insofern komme für ihn der tolle Start zwar überraschend, allerdings sei er von Anfang an von der Mannschaft überzeugt gewesen. Das Cup-Aus im Elfmeterschießen gegen den Regionalligisten ATSV Stadl Paura vermochte diese Einschätzung nicht nachhaltig zu trüben.

Die Leistungssteigerung geht querbeet. Mit nur 35 Toren in 36 Spielen hatten die Blau-Weißen im Vorjahr den harmlosesten Sturm, umgekehrt waren die Linzer mit insgesamt 69 Gegentoren eine der Schießbuden der Liga. Heuer zählen sie offensiv wie defensiv zu den Besten.

„Wir wissen uns einzuschätzen“, versucht Sageder überzogene Erwartungen zu dämpfen. Mit einem Jahresbudget von rund 1,5 Mio. € hinke man so manchem Konkurrenzklub deutlich hinterher.

Saisonziel

Deshalb habe sich am Saisonziel – ein Platz in der oberen Tabellenhälfte, wenn möglich im oberen Drittel – nichts geändert. Der Coach übersetzt es ins Sportliche: „Soweit es geht und es die Gegner zulassen einen attraktiven Fußball spielen. Und so lange wie möglich die Großen ärgern.“ Generell nennt Sageder seine Aufgabe bei den Blau-Weißen „brutal spannend“. Alleine wegen seiner Fans sei der Verein etwas Besonderes und zudem im Aufbruch.

Vor Monaten noch eher im Amateurbereich angesiedelt, entwickle er sich in Richtung Profibetrieb. Etwa die Hälfte der Spieler kickt hauptberuflich. Zugleich möchte der Klub für junge Talente aus der Region interessant sein, indem er den Nachwuchs aus der zweiten Mannschaft im Training an die Profis heranführt: die Amateure in der Bezirksliga Nord als Startrampe. Für den gelungenen Saisonauftakt belohnt sich Blau-Weiß in der Länderspielpause mit einem Testspiel gegen den deutschen Zweitligisten SSV Jahn Regensburg, mit dem eine Fanfreundschaft besteht. 12. Oktober, 16 Uhr, Donauparkstadion.

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