Drohung: Familie von Mordopfer ergreift das Wort

Drohung: Familie von Mordopfer ergreift das Wort
Schwester des Tatverdächtigen musste sich wegen eines Drohanrufes vor dem Landesgericht Linz verantworten.

Zugegeben“, sagte Peter Breiteneder, Rechtsanwalt von Sabine G., „g’scheit war es nicht, aber es hat ihr schon in dem Moment, als sie den Hörer aufgelegt hat, schrecklich leid getan.“ Die Chemiearbeiterin aus Walding bei Linz musste sich am Montag im Landesgericht wegen gefährlicher Drohung verantworten. Der Fall spielt sich vor dem Hintergrund von Mordermittlungen ab. Ihr Bruder, Josef G., wird beschuldigt, seine Ex-Freundin Sandra R. (Bild re.) aus Auberg im Mühlviertel getötet und einen Suizid vorgetäuscht zu haben. Die junge Frau wurde am 23. Oktober 2012 erhängt in ihrer Wohnung gefunden. Der Abschlussbericht des Landeskriminalamts belastet den 29-Jährigen schwer. Er ist seit November in U-Haft und bestreitet die Tat.

Nach einem Besuch im Gefängnis am 6. Dezember hatte Sabine G. bei der Familie der Toten angerufen. Sie soll gesagt haben: „Zieht’s euch warm an, es wird kalt und grauslig.“ Die 36-Jährige beteuerte vor Gericht unter Tränen, sie habe der Familie nie etwas antun wollen. Das nicht rechtskräftige Urteil: drei Monate bedingte Haft für die zweifache Mutter.

Mitgefühl

Hilde R. und Sonja R., Mutter und Schwester der Ermordeten, wurde von Sylvia Klaffenböck vom Gewaltschutzzentrum und Anwältin Lydia Lindner der Rücken gestärkt. Dem Richter schilderten sie, wie sie der Anruf erschüttert hat: „Mord war früher etwas, das man in der Zeitung liest und weiterblättert. Aber jetzt ist es für uns real und man hat das Gefühl, dass alles passieren kann.“

Drohung: Familie von Mordopfer ergreift das Wort
Im KURIER-Gespräch zeigen sie Mitgefühl mit der Angeklagten: „Wir alle sind im Ausnahmezustand. Der Familie G. geht es sicher auch nicht gut.“ Darüber, ob Josef G. der Mörder ihrer Tochter sein könnte, sagt Hilde R.: „Ich habe so ein Gefühl, will aber niemanden beschuldigen.“ Sie vertraue auf die gute Arbeit der Kriminalpolizei und der Justiz. In einem Brief drückt sie ihre Dankbarkeit darüber aus.

Das Gewaltschutzzentrum habe sie durch diese schwere Krise begleitet. „Unser Leben ist nicht mehr, wie es einmal war. Wir müssen das über uns ergehen lassen, damit Sandra nicht umsonst gestorben ist“, sagt R. Sabine G., Schwester des Mordverdächtigen, ließ ihr ausrichten: „Ihr habt von uns nichts zu befürchten.“

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