Hajart: „Sachlich und pragmatisch statt ideologisch“
Martin Hajart (38) ist neuer Vizebürgermeister in Linz und neuer Obmann der Linzer ÖVP. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Zuletzt war er zwei Jahre lang Büroleiter von Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander.
KURIER: Sie wollen Linz zur Fahrradstadt machen. Bisher wurden die Fahrradwege häufig auf Kosten der Fußgeher angelegt, indem man die Gehsteige geteilt hat: in einen Fahrradweg und einen Weg für Fußgänger. Nachhaltige Lösungen fehlen vielfach, weil man die Entscheidung scheut, die Autos zugunsten der Fahrradfahrer zurückzudrängen.
Martin Hajart: Meine Vision ist es, Linz zur Fahrradstadt zu machen. Der sanften Mobilität soll ein größerer Raum zugesprochen werden. Ja, es ist so, dass das Auto weniger Platz bekommen wird.Während andere das als Glaubensfrage erachten, sehe ich das pragmatisch. Es gibt manche, die wollen nur mehr das Fahrrad, und möchten die gesamte Linzer Innenstadt zu einer 30-km/h-Zone erklären. Das widerspricht auch dem Ziel, mit dem öffentlichen Verkehr rasch voranzukommen. Er ist nur dann attraktiv, wenn er schnell ist.
Wenn man Sie auf den Plakaten sieht, gewinnt man den Eindruck, Sie sind die Freundlichkeit in Person. Ihr Vorvorgänger Erich Watzl hatte hohe Beliebtheitswerte. Eifern Sie ihm nach?
Ich will auf die Menschen offen und freundlich zugehen und mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren. Ich hoffe, dass ich mir das bewahre. Das ist mein Anspruch.
Wie legen Sie Ihre Strategie an?
Ich will sachlich und pragmatisch und möglichst wenig ideologisch an die Dinge herangehen. Ich will das tun, was die Linzerinnen und Linzer wollen und brauchen.
Was sind die drei wichtigsten Dinge, die die Stadt lösen muss?
Die Förderung der Mobilität und des Wohnens. Wir sind mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert. Heute auf dem Weg zur Arbeit stand beim Billa eine große Tafel vor der Eingangstür, dass die Feinkost wegen Personalmangels geschlossen ist. Wir suchen zum Beispiel in der Verwaltung händeringend nach Fachpersonal. Im Gesundheitsbereich, in der Pflege, überall. Das wird sich noch verschärfen.
Dabei wächst doch die Einwohnerzahl von Linz ununterbrochen.
Aber der Anteil der Älteren in der Gesellschaft steigt noch stärker. Die Vereine und Organisationen suchen Nachwuchs.
Linz hat einen relativ hohen Schuldenstand, der die Beweglichkeit der Stadt beschränkt. Nun beginnen die Notenbanken die Zinsen zu erhöhen, um so gegen die Inflation anzukämpfen. Dadurch wird der Spielraum noch einmal deutlich eingeengt.
Das ist so und ist ein bremsender Faktor für die Stadt. Wir müssen Maßnahmen entwickeln, mit denen wir möglichst kostengünstig Nutzen für die Stadt stiften. Wir müssen mit den Rahmenbedingungen leben.
Sie lehnen ebenso wie die anderen Parteien des Linzer Stadtparlaments die geplante Variante der Linzer Ostumfahrung ab. Hauptargument des damaligen Landeshauptmannstellvertreters Franz Hiesl für diese stadtnahe Variante war, dass so der meiste Verkehr an Linz vorbeigeführt werden kann. Je weiter weg die Ostumfahrung von Linz ist, umso weniger Verkehr wird umgeleitet, umso mehr Verkehr wird wie bisher durch Linz rollen.Das ergaben die Untersuchungen. Zudem wird sich durch die Ablehnung der Bau der Ostumfahrung um fünf bis zehn Jahre verzögert.
Bei Straßenbauvorhaben geht es immer um eine Abwägung von Gütern. Es wird nicht mehr von einer Ostumfahrung gesprochen, sondern von einer Osttangente, weil sie durch die Stadt geht.
Es ist mehr als die Hälfte der Variante untertunnelt.
Die andere Seite ist die Belastung der Wohnbevölkerung und der Natur.
Welches Profil wollen Sie selbst verkörpern? Welches Profil wollen Sie der Linzer ÖVP verpassen?
Über mein persönliches Profil habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Ich will bleiben, wie ich bin. Ich glaube, dass man in Gefahr ist, die Authentizität zu verlieren, wenn man ein bestimmtes Profil verfolgt. Als Linzer ÖVP wollen wir sachliche Politik für Linz machen.
Ihr Gegner bei der Gemeinderatswahl 2027 wird nicht mehr Klaus Luger sein, weil er nicht mehr als Bürgermeister antreten wird. Inwieweit beeinflusst das Ihr politisches Agieren?
Gar nicht. Wir wollen Themenführerschaft in den Fragen entwickeln, die die drängendsten sind. Es soll um einen Wettbewerb der Ideen gehen.
Welche personellen Erneuerungen wird es neben Ihrer Person geben?
Ich setze auf das bestehende Team, das ein junges, motiviertes ist. Ich habe es übernommen, weil ich als Büroleiter von Christine Haberlander zwei Jahre in der Stadtpolitik nicht tätig war. In dieser Zeit hat sich in der Linzer ÖVP durch die Wahl personell sehr viel getan. Das sind tolle Menschen, die sich auch in der Gruppe gut ergänzen.
In der Stadt werden bis zu 70 Meter hohe Wohn- und Bürotürme gebaut. Ist das aus Ihrer Sicht ein richtiger Weg?
Dies Frage kann ich weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Man sollte Bereiche definieren, in denen man auf Hochhäuser setzt und prüft, welche Auswirkungen sie haben. Ein Problem ist, dass durch die vielen zusätzlichen Menschen Verkehr angezogen wird. Diese Auswirkungen müssen schon vorher mitbedacht werden. Es müssen Mobilitätslösungen großräumiger Natur bereits vorher auf den Tisch gelegt werden. Das ist in der Vergangenheit zuwenig passiert. Man muss auch in Betracht ziehen, wie es vom Ästhetischen ausschaut.
Aber diese Häuser sind architektonisch doch alle entsetzlich.
Das ist eine Geschmacksfrage.
Wo ist der architektonische Input beim Brucknertower oder beim Terminaltower?
Mich beschäftigen sehr stark die Auswirkungen auf die Umgebung.
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