Rohrbach: Die Hochburg für Handwerker schrumpft

Rohrbach: Die Hochburg für Handwerker schrumpft
Der Abwanderungstrend im Bezirk Rohrbach setzt sich fort. Handwerker sind sehr gefragt, junge Hochqualifizierte sehen im Zentralraum ihre Zukunft.
Rohrbach: Die Hochburg für Handwerker schrumpft

Die hohen Spritpreise tun den Einwohnern des Bezirks Rohrbach besonders weh, sagt Klaus Grad, Leiter der dortigen Wirtschaftskammer. Im Durchschnitt brauchen die Pendler 40 Minuten für eine Strecke – die Folgen sind eine verstopfte Rohrbacher Bundesstraße, B 127, und eine zunehmende Abwanderung in den Zentralraum. „Viele bevorzugen die Jobs in den Städten, obwohl sie das Pendeln sehr belastet. Dabei haben sich zwei Drittel noch nie um einen Arbeitsplatz in der Region beworben", erklärt Grad. Der interkommunale Wirtschaftspark, an dem alle 42 Gemeinden beteiligt sind, soll Impulse setzen.

Stark sind Holz- und Metallbetriebe. „Die Qualität der Mühlviertler ist allseits bekannt", ist Grad stolz. Herbert Ortner, Gründer der Firma Ökofen in Niederkappel, kann dem nur beipflichten: „Rohrbach ist ein Volk der Handwerker. Hier gehört Geschick zur Allgemeinbildung." Das weiß auch der weltweit aktive Konzern Internorm zu schätzen. 660 Personen beschäftigt die Fensterfabrik in Sarleinsbach.

Geschick

Rohrbach: Die Hochburg für Handwerker schrumpft

Laut Landesstatistiker Michael Schöfecker ist der Bezirk in den vergangenen zehn Jahren um 1,5 Prozent geschrumpft – der Trend werde sich in abgeschwächter Form fortsetzen. Die Landflüchtlinge sind jung und, wie Grad ergänzt, meist hoch qualifiziert: „Es fehlen Arbeitsplätze für die Absolventen, die in den höheren Schulen des Bezirks ausgebildet werden."

Rohrbach ist eine Ausnahme, sagt Bürgermeister Josef Hauer. Auf 2500 Einwohner kämen 3200 Arbeitsplätze – davon beschäftige der Schulstandort alleine 450 Personen im pädagogischen Bereich. Auch Lembach ist gewachsen, und das, obwohl der Bürgermeister Herbert Kumpfmüller ein strenges Regiment bei Umwidmungen führt: „Die gibt es bei uns nicht. Der Ausbau der Infrastruktur würde der Allgemeinheit zu viel Geld kosten."Verluste mussten vor allem St. Martin/M., Sarleinsbach und sogar Gemeinden wie Berg bei Rohrbach und Oepping, die nahe an der Bezirkshauptstadt liegen, einstecken. Wolfgang Schirz, Bürgermeister von St. Martin, kann die Zahlen der Statistik Austria nicht nachvollziehen: „Wir entwickeln uns prächtig", sagt er. In einem neuen Ortszentrum stehen im nächsten Jahr 30 moderne Wohnungen zur Verfügung.

Als dramatisch beurteilt Alois Schaubmayr aus Putzleinsdorf die Situation vieler Landgemeinden: „Wir stecken viel Geld in die Jugend, bieten ihnen attraktive Freizeitangebote und Betreuung. Wenn sie dann erwachsen und erwerbstätig sind, zahlen sie die Kommunalsteuer im Zentralraum."

 

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