Röper: Müdigkeit im Frühjahr und im Winter lässt sich physiologisch erklären

Christoph Röper

Linz.Die Müdigkeit im Winter lässt sich physiologisch erklären und der Schlaf des Menschen wird von Hormonen und von äußeren Faktoren wie Helligkeit, Dunkelheit und Lärm beeinflusst, sagt der Neurologe und Schlafmediziner Primar Christoph Röper dem KURIER. Er leitet das Department für Akutgeriatrie und Remobilisation am Kepler Universitätsklinikum in Linz.

"Der Mensch ist grundsätzlich darauf ausgerichtet, dass er Ruhephasen benötigt. Schlaf ist folglich etwas Essenzielles, das sich evolutionär entwickelt hat", sagt er. Es sei weder eine Bewusstseinsstörung, noch ein komatöser Zustand. "Im Gehirn laufen zahlreiche Prozesse ab, die für unseren Körper wesentlich sind." Der Schlaf sei gesteuert durch den Tag-Nacht-Rhythmus und über hormonelle Faktoren.

"Warum man in der Dunkelheit dazu neigt, müde zu sein oder zu schlafen, hängt auch damit zusammen, dass in der Dunkelheit das Hormon Melatonin ausgeschüttet wird." Das bewirke, dass man zum Einschlafen neigt. Der Körper passe sich auch in diesem Fall an die Umstände, die kürzeren Tage, die längeren Nächte, an. "Es wird mehr Melatonin ausgeschüttet und man ist tendenziell müder." Das führe in weiterer Folge dazu, dass der Gegenspieler, das Serotonin, weniger vorhanden ist. Das könne sich bis hin zur Frühjahrsmüdigkeit auswirken. "Im Herbst hat man vom Sommer noch ausreichend viel Serotonin gespeichert. Das wirkt noch nach. Man ist tagsüber leistungsfähig. Aber wenn die Tage wieder länger werden und die Nächte kürzer, gibt es noch das Phänomen der Frühjahrsmüdigkeit, wo die Serotoninspeicher noch nicht wieder aufgefüllt sind, weil im Winter das schlafanstoßende Hormon Melatonin überwiegt", erklärt er.

Man solle eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer schaffen und Lichtquellen möglichst vermeiden. "Das Licht bewirkt, dass weniger Melatonin ausgeschüttet wird. Das kann zu Schlafstörungen führen." Diese seien vor allem deshalb ungünstig, weil viele Abläufe gestört würden.

Denn im Nachtschlaf werden nicht nur Lernprozesse in Gang gesetzt. Geträumt werde vor allem in den von schnellen Augenbewegungen bei geschlossenen Lidern gekennzeichneten REM-Schlafphasen, sagt Röper. Häufig werde während des Traums Erlebtes verarbeitet. "Außerdem werden weitere Hormone ausgeschüttet, zum Beispiel das Wachstumshormon Somatotropin. Das Immunsystem regeneriert sich, es werden Zellen gebildet wie Killerzellen, die das Immunsystem stärken." Das Motto "Schlaf dich gesund" könne man auch in diesem Zusammenhang sehen.

"Gleichzeitig befindet sich der Körper im Ruhemodus, die Funktionen sind gedämpft. Herzfrequenz und Blutdruck sind niedriger. All das ist dafür da, dass sich der Körper regenerieren kann."

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