Sie werden Digital Transformation in Energy Markets oder in Health Sectors heißen. Wir werden die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, in den Vordergrund rücken. Innerhalb der Studiengänge werden wir digitale Technologien lehren. Zur Lösung welcher Probleme benötigt man welche Technologie? Hier gibt es Forschungen, dass besonders Frauen auf diese Art des Lehrens und Lernens reagieren.
Warum gerade Frauen?
Hier kann man nur generalisierend reden. Es gibt mehr Männer, die sich mehr in technische Themen vertiefen können, weil sie die Technik cool finden. Bei Frauen ist das weniger oft der Fall, sie interessieren sich mehr für das Ziel, das man erreichen möchte, und sind dann durchaus bereit und in der Lage, diese Dinge auch zu lernen.
Wir werden unsere Studiengänge so ausrichten, dass nicht die Technik im Vordergrund steht, sondern das Lösen von wichtigen wirtschaftlichen und sozialen Problemen.
Wollen Sie, überspitzt formuliert, eine Frauen-Uni aufbauen?
Nein. Ich möchte eine Uni machen, die auch für Frauen attraktiv ist. Die jetzigen technischen Universitäten sind für sie nicht attraktiv. Das liegt an der Struktur, am Lehrkörper, das ist die reine Fokussierung auf Technologie.
Was antworten Sie jemandem, der fragt, was man an der Digital-Uni studieren kann?
Wir lehren das Handwerkszeug der digitalen Transformation. Wie geht man heran, wenn man zum Beispiel eine Firma digital transformieren will? Da muss man verstehen, was die Firma macht, aber man muss es von der Datenbrille her sehen. Welche Daten generiert die Firma, welche Daten verwendet sie? Das ist wie ein Handschuh, den man von rechts nach links dreht. Es ist der gleiche Handschuh, aber ein anderer Zugang.
Woher kommen die Daten? Wie gestalte ich die Qualitätssicherung für die Daten? Wie kann man die Daten für Künstliche Intelligenz verwenden? Welche Arten von Künstlicher Intelligenz kann man einsetzen? Wie kann man sicherstellen, dass die Daten sicher sind? Wie kann man sicherstellen, dass die Sache ethisch in Ordnung ist?
Sie wollen also Absolventen für die Wirtschaft und die Unternehmen produzieren?
Sie überspitzen das immer so.
Vertreter der Gruppe, die das ursprüngliche Konzept für die Digital-Uni erarbeitet haben, haben das klipp und klar so formuliert.
Wir werden natürlich wie jede andere Uni auch einen Großteil für die Wirtschaft produzieren. Aber nicht in der Form, dass sie schon während ihres Studiums Handlager der Wirtschaft sind. Wir bilden Studenten aus, die in den großen Perspektiven über systemisches Denken, aber auch über die technische Tiefe verfügen, um in unterschiedlichen Bereichen die digitale Transformation auch voranzutreiben. Wir brauchen Gestalterinnen und Gestalter, die ein System neu denken.
Ein Kernbereich der Digitalisierung ist die Künstliche Intelligenz (KI), die mit Professor Josef Hochreiter an der Kepler-Universität angesiedelt ist. Hochreiter klagt über einen eklatanten Mangel an Personal und Computerkapazitäten, er kann die Nachfragen von Unternehmen in keiner Weise erfüllen.
Ich würde mich sehr freuen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich werde demnächst ein Gespräch mit ihm führen. An der Digital-Uni soll ein Computing Center gebaut werden. Das soll auch der JKU zur Verfügung stehen.
Man muss sich überlegen, ob man ein eigenes Computing Center aufbaut oder ob es mehr Sinn macht, in die Cloud zu gehen. Das müssen wir uns ganz gut durchrechnen.
Es gab eine intensive Diskussion um den Standort Linz. Kritiker argumentierten, dass das Geld an einem anderen Standort einen noch längeren Hebel gehabt hätte.
Ein Punkt, der für Linz spricht, ist, dass es hier die größte Dichte an Softwarefirmen gibt. Firmen wie Dynatrace oder Cloudflight werden hervorragende Partner für die Digital Uni sein. Eine Softwarefirma verkörpert digitales Denken. Eine solche Dichte an Softwarefirmen haben wir sonst in Österreich nicht. Vor diesem Hintergrund passt der Standort sehr gut.
Von der Industrie kam in der Diskussion um Ihre Wahl zur Rektorin der Vorwurf, die TU Graz installiere nun in Linz eine Außenstelle. Was antworten Sie den Kritikern aus der Industriellenvereinigung?
(lacht) Wir hatten kürzlich ein Gespräch mit den Verantwortlichen der Industrie und der Wirtschaftskammer. Da kam auch diese Frage auf. Ich kann mir das als etablierte Forscherin gar nicht leisten. Warum soll ich mir das antun, als Marionette nach Linz zu gehen? Das ist ja völlig abstrus.
Unser Rektor der TU Graz wusste bis zu dem Zeitpunkt, als es in einem Medium verkündet wurde, gar nicht, dass ich mich beworben habe. Ich halte es für sehr unprofessionell, dass ich dort (in einer oberösterreichischen Tageszeitung, Anm. d. Red.) namentlich erwähnt worden bin, bevor es überhaupt zu einer Entscheidung gekommen ist. Das dürfte nicht passieren. Das hat mir Probleme bereitet.
Sie wollen für die Digital-Uni einen neuen Namen finden. Warum sind Sie mit IDSA (Institute für Digital Science Austria) unzufrieden?
Es gibt viele Institutionen, die diese Abkürzung haben. Zum Beispiel die International Data Spaces Association. Zweites ist dieser Name ganz nahe an ISTA (Institute of Science and Technology Austria) in Klosterneuburg. Die sind auch nicht glücklich damit. Drittens sollte in unserem Namen das Wort Universität vorkommen.
Wir haben uns noch nicht entschieden, ob es der Name einer bekannten wissenschaftlichen Persönlichkeit sein wird oder ob es ein Kunstname sein wird.
Ich bin ziemlich sicher, dass Sie bereits einen Namen im Kopf haben.
(lacht) Das sage ich jetzt noch nicht. Ich habe Ideen, aber das heißt nicht, dass es diese Ideen werden. Wir starten den Prozess und sind dabei, das bei Agenturen auszuschreiben, die uns dabei helfen, um einen wirklich systematischen Prozess für die Namensgebung anzugehen.
Wann soll der Prozess zu Ende sein?
Idealerweise im Herbst. Dann brauchen wir auch noch ein eigenes Logo.
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