Rätsel um zwei verschwundene Bilder

Verschwundenes Aquarell des Malers Anton Lutz: Es zeigt das Rathaus von Bad Leonfelden
Heimatforscher behaupten, Werke für eine Ausstellung in Bad Leonfelden verborgt und nicht mehr zurückbekommen zu haben.

Ein skurriler Streit um verschwundene Bilder sorgt in der Mühlviertler Kurstadt Bad Leonfelden derzeit für Kopfschütteln. Zwei mit dem Ehrentitel Konsulent versehene Heimatforscher vermissen Werke bekannter Künstler aus ihrem Besitz, die sie angeblich für eine geplante Ausstellung unbürokratisch verborgt haben.

Es handelt sich um eine Federzeichnung von Klemens Brosch (1894 bis 1926) und um ein Aquarell von Anton Lutz (1894 bis 1992). Wo diese Bilder nun sind, ist unklar.

"Ich war so blöd, mein Eigentum zur Verfügung zu stellen, ohne einen schriftlichen Vertrag darüber zu machen", sagt Felix Manzenreiter, einer der Betroffenen. Der 81-Jährige ist verbittert, dass die schwarze Federzeichnung offenbar nicht mehr aufzufinden ist. "Ich war leider zu vertrauensselig, weil ich meiner Ex-Heimatgemeinde einen Gefallen tun wollte."

Allerdings hat der Buchautor schon in der Vergangenheit in Bad Leonfelden keine guten Erfahrungen mit dem Verborgen eines Kunstwerks gemacht. "Im Zuge der Stadterhebung 2001 habe ich der Gemeinde ein Aquarell von Klemens Broschs Bruder, Franz Brosch, als Leihgabe zur Verfügung gestellt", erzählt Manzenreiter. Das Bild sei dann jahrelang verschollen gewesen.

Erst 2004 wurde es zufällig in einem Zimmer im Stadtamt unter einem Stapel Papier gefunden. "Als ich es hergeliehen habe, hieß es, es kommt in einen Safe. Dort ist es anscheinend aber nie gelandet", betont der 81-Jährige.

Vermerk auf Rückseite

Die nun vermisste Federzeichnung soll laut Manzenreiter der 76-jährige Norbert F., Leiter des örtlichen Schulmuseums, kurz vor der Landesausstellung 2013 persönlich bei ihm abgeholt haben. "Er hat sie bei einem Besuch in meiner Linzer Wohnung mitgenommen, auch meine Frau war anwesend", erklärt er.

F. habe ihn damals ersucht, ihm das Jugendwerk aus dem Jahr 1912 für eine nach der Landesschau geplante Ausstellung zu überlassen. "Ich habe eingewilligt und auf der Rückseite des Zeichnungs-Passepartouts mit Kugelschreiber handschriftlich vermerkt, dass ich der Besitzer des Werkes bin und bleibe – und es bis auf Widerruf nur als Leihgabe zur Verfügung stelle", sagt Manzenreiter. Die Schau fand aber nie statt.

Als der Pensionist das Werk heuer im März von F. zurückforderte, habe der sich nicht mehr erinnern können, es jemals ausgeborgt zu haben. "Ich wollte die Zeichnung dem Linzer Stadtmuseum Nordico für eine geplante Brosch-Retrospektive zur Verfügung stellen und bin aus allen Wolken gefallen."

Das Werk ist etwa 30 mal 40 Zentimeter groß und hat ein etwa sechs Zentimeter breites Passepartout aus Hartpappe. Es zeigt eine Bauernstube, die 1912 im Landesmuseum in Linz ausgestellt war. Laut Elisabeth Nowak-Thaller, Vizedirektorin des Kunstmuseum Lentos, der es Manzenreiter einmal gezeigt hatte, dürfte es mehrere Tausend Euro wert sein.

Auch Heimatforscher Werner Lehner vermisst ein Bild – ein Aquarell von Anton Lutz, das als Motiv das Rathaus von Bad Leonfelden zeigt.

"Ich habe es F. ebenfalls 2013 für die geplante Ausstellung zur Verfügung gestellt – doch auch daran scheint er sich nicht mehr zu erinnern", betont Lehner.

Norbert F. versichert, dass er mit dem Verschwinden der beiden Bilder nichts zu tun habe. "Wenn ich mir etwas ausborge, dann natürlich nur mit Leihvertrag. Ich habe aber sicherheitshalber alles durchsehen lassen – ohne Erfolg. Wer weiterhin behauptet, dass ich die Bilder habe, wird von mir geklagt."

Kommentare