„Fühle mich schon benachteiligt“

„Fühle mich schon benachteiligt“
Supermärkte und steigende Futtermittelpreise setzen Robert Haslinger unter Druck.

Der Anblick ist außergewöhnlich. 5500 Puten tummeln sich in einer riesigen Halle. Betreten darf sie der Besucher nicht, da die Infektionsgefahr zu groß ist. Denn im Krankheitsfall müssten den Tieren Antibiotika gefüttert werden, was zur Folge hätte, dass sie nicht rechtzeitig geschlachtet werden können, weil sie vorher die Chemie im Körper abbauen müssen.

„Fühle mich schon benachteiligt“
Robert Haslinger vulgo Fellerer aus der 300-Seelen-Gemeinde Mayrhof im Bezirk Schärding züchtet Truthähne, auch Puten genannt: Zweimal jährlich 10.500 Stück . Vom Putenzüchter Miko in Zipf kauft er die Ein-Tages-Küken, die 54 Gramm wiegen und pro Stück drei Euro kosten. 20 Wochen lang werden sie mit sechs verschiedenen Arten von Fertigfutter gemästet, bevor sie mit einem Gewicht von 19 bis 20 Kilogramm zur Schlachtung nach St. Andrä in Kärnten geliefert werden. Für Truthähne erhält Haslinger 1,50 Euro pro Kilogramm Lebendgewicht, für Truthennen 1,40 Euro. In den Supermärkten wird das Fleisch zu einem Preis von 7,90 bis 15 Euro verkauft.

Qualität

„Ich fühle mich ansgesichts dieser Preise schon sehr benachteiligt“, sagt der 48-jährige Haslinger. „Wäre der Grundpreis um 20 Cent höher und würde er 1,70 Euro betragen, wäre ich schon zufrieden.“ Denn der Futterpreis, der durchschnittlich 40 Cent pro Kilogramm beträgt, sei heuer stark gestiegen. Pro Jahr verfüttert er 800 Tonnen. Dass nicht mehr herausschaut, ist auch auf die strengen Produktionsrichtlinien zurückzuführen. In Österreich sind nur 40 Kilogramm pro Quadratmeter Stallfläche erlaubt.

In Deutschland sind es 58 kg, in Italien und Frankreich 68 kg, in den osteuropäischen Ländern bis zu 80 kg. Den Tieren stehen Wasser und Futter rund um die Uhr zur Verfügung, der Tierschutz sieht acht Stunden Dunkelheit für die Puten vor.

„Gegenüber den ausländischen Mitbewerbern produzieren wir ja geradezu biologisch“, ist Haslinger überzeugt. „Wir liefern erste Qualität. Bevor die Tiere zur Schlachtung kommen, werden alle von Tierärzten untersucht.“ Das Tierfutter sei frei von gentechnisch veränderten Produkten, die Tiere würden in Österreich gebrütet, gemästet und geschlachtet.

Scharfe Kontrollen

„Fühle mich schon benachteiligt“
Die Konsumenten sollten österreichische Qualität kaufen. Nirgends würden die Produkte so scharf kontrolliert wie in Österreich.
Was die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe angeht, ist Haslinger skeptisch. „Die Kleinen werden verschwinden, die großen werden noch größer.“ Dass es sie jetzt noch gebe, sei ihrem Schweiß und Herzblut zu verdanken. „Sie arbeiten Tag und Nacht. Jeden Cent, den der Bauer verdient, investiert er.“ Seit dem EU-Beitritt habe ein Bauer nur dann mehr hereingebracht, wenn er mehr produziert habe.

Als Beispiel dafür, dass kleine Einheiten sehr sparsam wirtschaften, verweist Haslinger auf Mayrhof, wo er Ortsbauernobmann und Vizebürgermeister ist. Obwohl die Gemeinde eineinhalb Personen anstellen dürfte, gebe es nur einen Sekretär, der lediglich zu 75 Prozent beschäftigt werde.

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