Preiner: „Ich will über mehrere Jahre zur Weltspitze gehören“

Verena Preiner stieß die Kugel in Doha 14,21 Meter weit.
Verena Preiner, die Siebenkämpferin, Zielstrebig, diszipliniert, eine harte Arbeiterin. Die Bronzemedaille bei der WM in Doha ist der Lohn für jahrelanges Training.

Verena Preiner ist Siebenkämpferin. Sie stammt aus Ebensee und wohnt nun in Leonding. Bei der Weltmeisterschaft in Doha/Katar Anfang Oktober gewann sie die Bronzemedaille. Sie ist 24 Jahre jung, 1,77 Meter groß und 64 kg leicht.

KURIER: Sind Sie schon wieder im Training?

Verena Preiner: Nein. Ich habe endlich Urlaub und jetzt Zeit für das, was mir Freude und Spaß macht. Ich gehe gerne einmal Radfahren, Laufen oder auf den Berg. Anfang November startet das Training wieder.

Das nächste große Ziel sind vermutlich die Olympischen Spiele von Tokio im nächsten Jahr?

Mit der Hallen-WM, die im März in Nanjing stattfindet, haben wir ein Zwischenziel. Die Freiluft-Saison werde ich wahrscheinlich in Götzis eröffnen. Tokio ist das absolute Saison-Highlight. Gut, dass wir ab sofort für Olympia planen können, ich mein Limit fix habe.

Wie läuft ein Trainingstag bei Ihnen ab?

Nachdem ich beim Bundesheer angestellt bin, beginnt mein Arbeitstag um 7.30 Uhr im Olympiazentrum auf der Linzer Gugl mit der Standeskontrolle. Das Vormittagstraining dauert meist von 8 Uhr bis 11 Uhr. Die Mittagspause nutze ich für Physiotherapie oder Massage. Ein kleiner Powernap geht sich auch meistens aus. Um 14 bzw. 14.30 Uhr beginnt das Nachmittagstraining, Trainingsschluss ist spätestens um 18 Uhr. Meistens habe ich abends auch noch einen weiteren Physio-Termin, oder Gespräche mit dem Ernährungsberater oder dem Psychologen. Anschließend geht’s heim zum Kochen. Wenn mein Freund Thomas vor mir zu Hause ist, kocht er.

Sie sind den ganzen Tag eingespannt.

Leistungssport ist für mich ein Full-Time-Job. Wenn ich einmal einen Nachmittag frei habe, nutze ich die Zeit zur Regeneration.

Haben Sie sich mit Bronze selbst überrascht?

Die ersten zwei Plätze waren aus meiner Sicht relativ fix vergeben. Für den dritten Platz hat es eine Handvoll Kandidatinnen gegeben. Zu diesem Kreis habe ich auch Ivi und mich gezählt. Aber dass ich dann wirklich als Dritte zur Siegerehrung darf, hat mich umgehauen.

Was war der Ausschlag gebende Moment?

Es kommt viel darauf an, wer an dem Tag die Leistung abrufen kann. Es kommt auch viel auf das Mentale an. Wolfi (Wolfgang Adler, der Trainer, Anm. d. Red.) und ich arbeiten seit neun Jahren zusammen. Ich habe mich jedes Jahr um einen Schritt verbessert. Wenn man sich meine Wettkämpfe ansieht, bin ich mittlerweile sehr stabil. Das hat den Ausschlag gegeben.

Wo liegen Ihre Stärken?

Ich bin sehr ehrgeizig und zielstrebig. Wenn ich etwas mache, dann zu 100 Prozent. Das Gefüge des Teams muss stimmen, wir stehen einander sehr offen und loyal gegenüber. Es ist wichtig, dass eine gute Stimmung herrscht. Wolfi ist als Trainer der Chef der Kompanie. Wir arbeiten mit Christian Putscher als Ernährungsberater zusammen, dazu im mentalen Bereich mit dem Psychologen Christian Frauscher.

Was heißt mental arbeiten in der Praxis?

Der Bewegungsablauf muss automatisch funktionieren. Es geht aber auch um Selbstbewusstsein und darum, mit der nötigen Sicherheit in Wettkämpfe zu gehen. Man darf in den Bewegungen nicht zögern, man muss sein Ding machen, man muss Vertrauen in sich selbst haben.

Der Siebenkampf setzt sich zusammen aus 100 m Hürden, Hochsprung, Kugelstoßen, 200 m, Weitsprung, Speerwurf und dem 800 m Lauf. Wie trainiert man das optimal?

Wir haben in der Woche sicher zwei Mal Hürdentraining, weil die Beweglichkeit, die Koordination und die Schnelligkeit geschult werden. Jede Woche kommt jede Disziplin zumindest einmal zum Zug. Dazu setzen wir Belastungsschwerpunkte – je nach Trainingsphase.

Was ist Ihr Ziel für Tokio? Wieder eine Medaille?

Eine Medaille ist nicht zu 100 Prozent planbar, weil so viele Faktoren mitspielen. Es werden wiederzwischen sechs und acht Medaillen-Kandidatinnen am Start sein. Ich möchte mich bis Tokio wenn möglich in jeder Disziplin steigern. Wenn sich eine Medaille ausgeht, freue ich mich. Wenn nicht, muss ich das auch hinnehmen. Ohne ein bisschen Glück und eine gute Tagesverfassung wird’s nicht gehen.

Bisher stand eher Ivana Dadic medial im Vordergrund und Sie einen Schritt dahinter. Nun ist es umgekehrt.

Die Bronzemedaille ist ein angenehmer Nebeneffekt, aber es nicht der Grund, warum ich diesen Sport betreibe. Ich bin Mehrkämpferin, weil mir die Disziplin Spaß macht und weil ich mein Hobby zum Beruf machen durfte. Jetzt ist es schön, aber es werden sicher wieder Zeiten kommen, wo es nicht so ideal läuft.

Können Sie vom Sport halbwegs leben?

Ich kann davon leben, bin beim Bundesheer angestellt. Je besser man im Leistungssport wird, umso mehr muss man investieren. Das, was ich in den vergangenen neun Jahren investiert habe, ist ein Vielfaches höher als das, was ich bis zum heutigen Tag verdient habe. Ich kann nicht sagen, ich mache jetzt ein Trainingslager weniger. Ganz im Gegenteil, ich muss eines mehr machen. Man muss sich verbessern. Man wird nicht reich, aber man kann davon leben. Und ich bin damit zufrieden.

Wie viel Talent und wie viel Schweiß braucht es für solche Leistungen?

Man kann nicht sagen, dass ich in der Jugend das größte Talent war. Ich habe keine Jugendmedaillen gewonnen, war halt dabei und habe alles aufgesaugt. Ohne harte Arbeit wirst Du auch als großes Talent nicht viel erreichen. Ich habe mit meinem Sturkopf und meinem Ehrgeiz härter als andere gearbeitet. Der ÖLV-Rekord und WM-Bronze sind der Lohn für die harte Arbeit. Man muss an sich sich glauben und ständig neue Ziele setzen. Und du brauchst ein Umfeld, das den Weg mit Dir gehen will. Ich will möglichst über mehrere Jahre zur Weltspitze und bei Großevents Top-Leistungen abrufen können. Ich will meine persönliche Bestleistung so weit wie nur möglich nach oben schrauben. Wo das endet, kann ich noch nicht sagen. Im Moment hab’ ich noch genug Luft nach oben.

Sie haben einmal mit dem Studium der Mathematik und der Biologie angefangen, aber wegen des Sports unterbrochen.

Ich weiß noch nicht, ob ich diesen Weg in acht bis zehn Jahren einschlage oder mich dann etwas anderes mehr interessiert, zum Beispiel Gesundheitsprävention. Und ich hätte gerne eine große Familie.

Mit wie vielen Kindern?

Ich habe einmal gesagt vier. Mal schauen…

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