Polizist zu Zeugin: "Bloß nicht einmischen"
Nach den Schändungen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und eines türkischen Kindergrabes auf dem Ortsfriedhof verfolgt die Polizei mehrere Ermittlungsansätze, die zu den Tätern führen sollen. „Wir haben drei Spuren, die wir aus ermittlungstaktischen Gründen aber nicht bekannt geben wollen“, sagt Michael Tischlinger, Leiter des oö. Verfassungsschutzes.
Für Hinweise, die zur Ausforschung der rechtsradikalen Schmierfinke führen, hat das Innenministerium 5000 Euro Belohnung ausgelobt. „Hasstiraden und Ausländerfeindlichkeit haben in Österreich nichts zu suchen“, betont Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Man gehe mit Nachdruck gegen jegliche rassistische und neonazistische Tendenzen vor: „Die Ausforschung der Täter hat für uns Priorität.“
Kritik am Verhalten der Polizei übte am Dienstag die Mutter eines toten Kindes aus Mauthausen. Das Grab des Sohnes von Michaela K. liegt direkt neben jener türkischen Grabstätte, die mit einem Hakenkreuz verunstaltet ist. „Ich hab’ am Sonntag im Internet gelesen, dass es beschmiert worden ist und die Besitzer nicht ausfindig gemacht werden können“, erzählt die 36-Jährige im KURIER-Gespräch. Sie habe daraufhin die Polizei telefonisch darüber informieren wollen, wie die Eltern heißen.
Da die Dienststelle Mauthausen zu dem Zeitpunkt nicht besetzt war, sei sie zur Polizei Perg weitergeleitet worden. Dort habe sie eine unangenehme Überraschung erlebt. Anstatt eines Dankes, habe man ihr deutlich zu erkennen geben, dass ihre Auskunft nicht erwünscht sei. „Ein Beamter hat mir gesagt, dass ich mich bloß nicht einmischen und aufregen soll, weil man das Hakenkreuz eh abwaschen kann.“
Untersuchung
In der Landespolizeidirektion nimmt man den Vorwurf ernst und will ihn prüfen. „Sollte der Ausspruch getätigt worden sein, werden wir der Betroffenen selbstverständlich unser Bedauern zum Ausdruck bringen“, sagt Landespolizeidirektor-Stellvertreter Erwin Fuchs. Man werde sich das jedenfalls sehr genau anschauen. „Für den Hinweis zur Identität der Grabbesitzer bedanke ich mich aber schon jetzt recht herzlich bei der Dame.“
Mehr als eine Stunde nach ihrem Anruf in Perg hatte Michaela K. noch Kontakt zu einer Polizistin aus Mauthausen. „Die war sehr nett.“
Anschließend informierte sie die türkische Familie und zeigte ihr ein Foto des geschändeten Grabes. Der Schmerz der Angehörigen über den Frevel sei enorm gewesen. „Die Mutter hat bitterlich zu weinen begonnen.“
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