Klein- und Mittelbetriebe würden mit dem Rücken zur Wand stehen. Großbetriebe könnten an andere Standorte in der Welt ausweichen, Klein- und Mittelbetriebe hätten diese Möglichkeit nicht. Die belastenden Faktoren würden von den Unternehmen Innovationen erzwingen, Digitalisierung und Automatisierung würden zur Kostensenkung im Inland führen.
Pierer nennt zehn Punkte, die ein Reparaturpaket für den Standort bedeuten würden. Der heutige Wohlstand sei in den vergangenen 70 Jahren durch Leistung erarbeitet worden. Die Menschen sollten motiviert werden, durch Steuerfreibeträge Vollzeit zu arbeiten, "wir honorieren aber Minderleistung".
Wenn Arbeitnehmer über das gesetzliche Pensionsalter hinaus arbeiten würden, sollten ihre Beitragspflichten zur Sozialversicherung entfallen. Werkswohnungen für Mitarbeiter bis 75 Quadraemter sollen als nicht beitragspflichtig bewertet werden.
Als zweite Reparaturmaßnahme nennt Pierer einen Stufenplan zur Senkung der Steuern- und Abgabenquote von derzeit rund 43 auf unter 40 Prozent. Weiter sollte eine Schuldenbremse mit dem Ziel eines ausgeglichenen Budgets eingeführt werden. "Oberösterreich hat Gott sei Dank als einziges Bundesland eine derartige Schuldenbremse."
Es sollte ein Programm für den qualifizierten Zuzug von Fachkräften geben, "die derzeitige irreguläre Einwanderung kostet mehr als sie uns bringt". Der Sager der deutschen Bundeskanzlerin Merkel "wir schaffen das" sei der "Beginn des Niedergangs Deutschlands" gewesen.
Österreich werde von vielen Ländern wegen der 14-prozentigen Forschungsprämie beneidet. Sie sollte erhöht werden. Weiters sollten eine Reihe von Maßnahmen für wettbewerbsfähige Energiepreise sorgen. Die Transformation Richtung grüne Energie koste Geld. "Die voestalpine braucht entsprechend Strom, um vom Koks- auf den Elektroofen umzustellen." Investitionen für die technologieoffene grüne und digitale Transformation sollten attraktiviert werden.
Pierer bekennt sich ausdrücklich zum Inflations Reduction Act von US-Präsident Biden, denn damit werde die Ansiedelung von Unternehmen mit klimaschonenden Produkten im eigenen Land gefördert. Das könnte man auch in Europa machen.
Der Präsident der Industriellenvereinigung wehrt sich gegen den Vorhalt, er vertrete pessimistische Position. "Es sind realistische Positionen", sagt er. "Ich sehe die Schwierigkeit, dass wir uns im Kopf ändern, dass man Leistung wieder hört. Das Schwierigste ist die freiwillige Innovation. Noch dazu, wenn es gute Rahmenbedingungen gibt. Aber wenn es schwierig ist, ändern sich die Menschen. Das ist meine große Hoffnung. Wir können die Probleme nur über mehr Leistung lösen. Der Traum vom leistungslosen Wohlstand ist ein Alptraum." "Das muss die Politik durch Anreize fördern, das ist der entscheidende Punkt", bekräftigt IV-Geschäftsführer Joachim Heindl-Grutsch. Pierer: "Im Wahljahr 2024 wird es schwierig, weil wir Stillstand haben."
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