Parkgebühren auf Marktgelände fix: "Konzeptloses Abkassieren"
Diskutiert wurde viel, darüber verhandelt nicht.
Ab August wird die Stadt Linz auf dem jetzigen Gratis-Parkplatz am Jahrmarktgelände im Stadtteil Urfahr Gebühren einheben. Noch diese Woche wird die rot-blaue Koalition das Vorhaben im Stadtsenat und im Gemeinderat durchpeitschen. Opposition und Pendler schimpfen über "konzeptloses Abkassieren".
Das Wort "Frechheit" ist das meist verwendete, das der KURIER-Reporter beim Lokalaugenschein in Urfahr zu hören bekommt. Eine hastig vorbeieilende Pendlerin aus dem Bezirk Urfahr-Umgebung nimmt sich nur kurz Zeit. "Frechheit. Zuerst wird die Eisenbahnbrücke ohne Ersatz weggerissen. Pendlerparkplätze am Stadtrand gibt es nicht und jetzt kommen auch noch Gebühren", schimpft sie. Eine andere Frau aus dem Bezirk Perg fragt sich, ob sich ihr Halbtagsjob noch rechnet, wenn sie für das Parken zahlen muss. Auch Student Kevin Schafner aus Vöcklabruck schimpft: "Eine Frechheit. Ich muss zur Kunstuni und parke regelmäßig hier. Ich weiß dann nicht mehr, wohin ich soll", klagt er. Lediglich für Linz-Besucher Johannes Kinmeier aus Groß Geruns (NÖ) stellen Gebühren kein Problem dar: "Für mich geht es in Ordnung, wenn man so zentrumsnahe moderate Gebühren zahlen muss."
Kosten
Was das Parken am Urfahraner Platz kosten wird, machte der Linzer Infrastruktur-Stadtrat Markus Hein, FPÖ, in einer Aussendung publik. Tagestickets werden um drei Euro, Fünfstundenkarten um zwei Euro zu haben sein. Für 245 der 1000 Stellflächen werden Jahrestickets um 365 Euro angeboten. 14 Tage, bevor die Gebührenpflicht startet, werden die Jahreskarten abgegeben, kündigt Hein an. Den vielfach erhobenen Vorwurf des Abkassierens weißt er zurück. "Wir wollen Lenkungseffekte erzielen. Pendler sollen auf öffentliche Verkehrsmittel oder auf Fahrgemeinschaften umzusteigen." In der Debatte würde immer die Linzer Bevölkerung, die ein Anrecht auf Lebensqualität habe, vergessen, behauptet Hein.
Genau die Bewohner von Urfahr würden aber durch die Gebührenpflicht zum Handkuss kommen, befürchtet der Linzer ÖVP-Stadtvize Bernhard Baier. Der Parkdruck im Stadtteil werde steigen, letztendlich stünden dann Gebühren im gesamten Viertel bevor, behauptet er. Hein verteidigt sich: Die Urfahraner hätten bei Befragungen ein geschütztes Bewohnerparken abgelehnt. Man werde aber genau beobachten, ob Pendler in Wohnstraßen ausweichen.
Pendlerallianz
Massive Kritik kommt von der Mühlviertler Pendlerallianz, die sich "vor den Kopf gestoßen fühlt", wie ihr Sprecher Michael Hammer erklärt. Trotz Tausender Unterschriften und Überparteilichkeit habe die Initiative keinen Verhandlungstermin mit Hein bekommen, beklagt Hammer. Pendler, die keine Chance auf ein Jahresticket hätten, müssten mit jährlichen Parkgebühren bis zu 700 Euro rechnen. Die Allianz werde reagieren und auf FPÖ-Verkehrslandesrat Steinkellner massiven Druck ausüben, damit endlich mehr Park&Ride-Plätze entlang der Bahnlinien im Mühlviertel entstehen, erklärt Hammer. Hein: "Genau das haben das Land und die Linzer Umlandbürgermeister seit Jahren verhindert."
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