Norbert Trawöger wird künstlerischer Leiter des Brucknerhauses

Norbert Trawöger wird künstlerischer Leiter des Brucknerhauses
Bruckner-Experte übernimmt das Brucknerhaus - Norbert Trawöger wird künstlerischer Leiter.

Nach einem intensiven Auswahlprozess hat die Kommission zur Auswahl der neuen Geschäftsführung - eines Duos - am Freitag die beiden Namen präsentiert.

Mit Norbert Trawöger ist ein bekannter Linzer, derzeit künstlerischer Leiter des Bruckner Orchesters, zum künstlerischen Leiter gekürt worden, der bisherige Finanzdirektor der Salzburger Festspiele, Kai Liczewski, wird "Exekutive Director". 

Erfolg als künstlerischer Leiter

Trawöger hat als künstlerischer Leiter des Brucknerjahres im Vorjahr für einen großen Erfolg gesorgt.

Am 18. August ist Dienstantritt für beide. Johanna Möslinger, die interimistische künstlerische Leiterin, bleibt bis 15. September und damit das Gesicht der Klangwolke: Das schaffe einen kontinuierlichen Übergang. Möslinger hatte sich selbst für beide Positionen beworben, kam allerdings nicht zum Zug. 

Norbert Trawöger wird künstlerischer Leiter des Brucknerhauses

Kai Liczewski und Norbert Trawöger

"Es war nicht eine Entscheidung gegen Möslinger, sondern für die beiden anderen", stellt LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas klar. 

"Nadel im Heuhaufen"

Für Lukas ist Kai Liczewski (39) "der Inbegriff eines Kulturmanagers mit unglaublicher Erfahrung bei den Salzburger Festspielen". Er habe den kaufmännischen Bereich zuletzt geleitet, bringe eine General-Management-Perspektive und Erfahrung im Projektmanagement ein, auch auf internationalen Ebene.

Norbert Trawöger ist aktuell künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters Linz und war künstlerischer Leiter der ersten oberösterreichischen KulturEXPO "Anton Bruckner 2024". 

Von 2013 bis 2023 war er Intendant des Kepler Salons. Trawöger stammt aus einer Familie, bei der schon Franz Schubert "höchst ungeniert, wie zu Hause" (Zitat aus Brief Schuberts an seine Eltern) 1825 in Gmunden zu Gast war, studierte Flöte an den Musikhochschulen Wien, Göteborg und Graz und absolvierte den Studiengang "Executive Master in Arts Administration" an der Universität Zürich. 

2010 publizierte er eine Biografie über den Komponisten Balduin Sulzer, 2022 seinen Essay "Spiel" in der Reihe "übermorgen" des Wiener Verlags Kremayr & Scheriau. Im Frühjahr 2024 erschien sein Journal einer Leidenschaft "Bruckner!" im Residenz Verlag.

Kai Liczewski ist in München geboren und in Unterfranken aufgewachsen. Er bewegte sich schon früh zwischen seinen Leidenschaften für Musik und Sport. Bereits vor seinem Studium der Betriebswirtschaft und des Kultur-, Freizeit- und Sportmanagements wurde das Organisieren von Veranstaltungen verschiedenster Art zu seiner Berufung. 

Prägend war auch sein freiwilliges soziales Jahr bei den Münchner Symphonikern. Nachdem er seine Abschlussarbeit bei der Bayerischen Staatsoper fertiggestellt hatte, folgte er 2011 nach kurzem Zwischenstopp am Theater Plauen-Zwickau dem Ruf nach Salzburg. 

Beim Salzburger Festspielfonds gestaltete er federführend die grundlegende Neuaufstellung von Rechnungswesen und Controlling. Ab 2016 leitete er den Bereich Finanzen und Informationsmanagement. In dieser Verantwortung konnte er seine Kernkompetenzen um Bereiche wie Technologie-, Projekt- und Veränderungsmanagement in Kulturbetrieben erweitern.

Lukas: "Liczewski ist krisenerfahren, weit über das Thema Finanzen hinaus erfahren, mit einer großen Liebe zu Kultur und Sport: Er war die Nadel im Heuhaufen.“

Helga-Rabl Stadler, die auch in der Hearing-Kommission gesessen ist, habe ihn, den erfolgreicher Badminton-Spieler, zu den Salzburger Festspielen geholt, als diese in finanziellen Schwierigkeiten war, erinnert Lukas. 

Mit Norbert Trawöger übernimmt ein Bruckner-Kenner ersten Ranges nun die künstlerische Leitung des Brucknerhauses. 

"Ich freue mich unbändig, das Brucknerhaus, das ich seit meiner Kindheit liebe, und den Resonanzraum LIVA mit Kai Liczewski und dem Team künftig mitgestalten zu dürfen", sagt Trawöger: "Die Aufgabe erfüllt mich mit Leidenschaft, Respekt und großer Demut."

Neuausrichtung des Brucknerhauses

Die Entscheidung für die beiden sei als ein Team zu betrachten, betont der Linzer SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer: "Es geht uns um eine Neuausrichtung der LIVA für die nächsten Jahre. Diese zwei Persönlichkeiten werden diese schaffen."

Die gemeinsamen Visionen seien sowohl im Hearing - zu dem insgesamt noch sieben Personen geladen waren - Thema gewesen, als auch in den ersten Gesprächen danach. Lukas: "Die LIVA muss die Urbanität von Linz weiterentwickeln, in Kooperation mit allen Kultureinrichtungen der Stadt und des Landes. Da spielt etwa auch die Kooperation mit dem Bruckner Orchester eine wesentliche Rolle." 

Lukas verweist auch auf das Musik- und das Landestheater als Flaggschiffe der Linzer Urbanität und kommt sofort auf das Brucknerfest, das gleichzeitig mit dem Ars Electronica Festival stattfindet, zu sprechen: "Dieses Brucknerfest soll ein Ausnahmezustand in Linz werden und Internationalität ausstrahlen.

Aber auch die Breite des Kultur- und Sportangebots wird nicht vergessen. Lukas legt die Latte für die neue Geschäftsführung hoch: "Die LIVA ist Kultur und Sport für alle. Wir wollen zu den besten der Welt gehören und doch auch eine Vielfalt ausstrahlen."

Die Reaktionen in Linz sind durchwegs positiv. ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart hält einen echten Neustart für möglich, FPÖ-Stadtrat Michael Raml ist mit dem Ergebnis des unpolitischen Auswahlverfahrens zufrieden und ist zuversichtlich, dass sich die Skandale der Vergangenheit nicht wiederholen. 

Nur bei den Grünen kann Eva Schobesberger "als Frauenstadträtin nicht verhehlen, dass es mich wütend macht, dass, nachdem eine Frau in so einer schwierigen Situation übernommen und aufgeräumt hat, dann wieder zwei Männer ein geordnetes Feld übernehmen dürfen.“

Nichtsdestotrotz gratuliert sie Trawöger und Liczewski zur Bestellung. 

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