Skandaljahr bringt Brucknerhaus auch finanziell in eine Schieflage

Skandaljahr bringt Brucknerhaus auch finanziell in eine Schieflage
Kassasturz in der Linzer Veranstaltungsgesellschaft zeigt: Das Skandaljahr hat auch finanziell ein Loch in die Bilanzen gerissen.

Es ist dieses sprichwörtliche schwere Erbe, das kaum jemand antreten will. In Linz sollen zwei neue Geschäftsführer die strauchelnde Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA, zu der das Brucknerhaus gehört, übernehmen. 

Aber dieses Erbe ist schwer belastet. Denn das Skandaljahr, das dem Brucknerhaus anlässlich seines 50. Jubiläums vom ehemaligen Aufsichtsratschef und Eigentümervertreter Klaus Luger beschert wurde, hat auch finanziell Auswirkungen. 

Wobei nicht alles dem ehemaligen Bürgermeister anzulasten ist. Denn schließlich waren für die operative Abwicklung Manager im Brucknerhaus beschäftigt. 

Wobei mit Dietmar Kerschbaum, Rainer Stadler und René Esterbauer gleich drei Führungskräfte gingen bzw. gehen mussten. Aber das ist eine andere Geschichte, die auch die Gerichte beschäftigt. 

Die finanziellen Auswirkungen sind jedenfalls sehr groß, wie der Krisen-Aufsichtsratsvorsitzende Meinhard Lukas heute, Freitag, in den Gremien berichtet hat. Denn bevor schon im April zwei neue Geschäftsführer bestellt werden, wurde noch ein Kassasturz durchgeführt. 

Großes Finanzloch im Brucknerhaus

Und der zeigt ein durchaus problematisches Bild: Die LIVA wird das Geschäftsjahr 2024 mit einem Abgang von 1,68 Millionen Euro abschließen, samt einem erstmals negativen Eigenkapital von 310.000 Euro. 

Lukas hat bei Vorliegen dieser Zahlen umgehend SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer und den Wirtschaftsprüfer der LIVA informiert und für heute einen außertourlichen Aufsichtsrat und die Generalversammlung einberufen. 

LIVA ist "bestandsgefährdet"

Denn durch das negative Eigenkapital sei "von einer Bestandsgefährdung auszugehen", bringt es Lukas auf den Punkt. 

Die Verlustursachen hat Lukas schonungslos offengelegt. Hauptgründe sind eine große Steigerung der Personalkosten gegenüber dem Wirtschaftsplan um knapp mehr als eine Million Euro, außerplanmäßige Beratungskosten in der Höhe von knapp einer halben Million Euro und eine Kostenüberschreitung bei der Klangwolke um weitere 200.000 Euro.

Unstrukturierte Beratungskosten im Skandaljahr

Vor allem die aufgewendeten Beratungskosten sind aus Sicht von Lukas kritisch zu sehen. Die LIVA habe parallel zwei Anwaltskanzleien ohne konkrete Aufgaben und Ziele beschäftigt: "Aber auch das Monitoring und die Steuerung der Kosten war unzureichend." Was auch für die Durchführung der Klangwolke gelte.

Und ein Loch gibt es auch bei den Rückstellungen für Überstunden im Unternehmen. 190.000 Euro Rücklagen wurden gebildet, gesetzlich nötig seien für die angehäuften Zeitguthaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von über 18.000 Stunden mehr als 600.000 Euro. 

"Fragwürdige Bilanzierung"

Und Lukas macht die frühere Geschäftsführung verantwortlich: "Im Geschäftsjahr 2024 trifft uns jetzt diese fragwürdige Bilanzierung der Vorjahre mit voller Härte. Einerseits wurden im Laufe des Jahres nicht rückgestellte Zeitguthaben in der Höhe von 200.000 Euro ausbezahlt, andererseits wird in der Bilanz 2024 erstmals ein hoher Aufwand wirksam, der in den Jahren davor entstanden ist."

Brucknerhaus

SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer und Meinhard Lukas im Brucknerhaus

Und nimmt die Mitarbeiter in Schutz: „Das völlig unzureichende Monitoring bei den Überstunden ist nicht die Verantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr großer Einsatz hat Veranstaltungen wie die Klangwolke und den Marathon überhaupt erst möglich gemacht. Zugleich sind aber die Leitungsorgane für eine adäquate Personalkostenplanung und deren Einhaltung verantwortlich.“

Stadt muss 1,5 Millionen Euro nachlegen

Die Fortsetzung des eingeleiteten Reformprozesses ist für Prammer die Voraussetzung für eine Unterstützung durch die Stadt, die er allerdings in Aussicht gestellt hat: „Wir werden die LIVA nach einem denkbar schwierigen Jahr nicht im Stich lassen."

Er bemühe sich um einen Konsens mit den anderen Parteien, um den außerordentlichen Zuschuss in der Höhe von rund 1,5 Millionen Euro zu stemmen. Was beim Kassasturz auch herausgekommen ist: Dass es "erhebliche Defizite in den Strukturen und Prozessen" beim Personal- und Finanzwesen in der LIVA gibt.

Um einen "wirklichen Umschwung" zu schaffen, wie es Lukas formuliert, gehe es auch um die Haltung jedes Einzelnen und die Unternehmenskultur: "Dazu wird es eine Expertise von außen brauchen." Diese externe Beratung hat Prammer der LIVA auch zugesichert.  

In  der Stadtpolitik gehen die Wogen hoch. Die ÖVP will erst nach Vorliegen aller Unterlagen einem Zuschuss zustimmen, die Grünen signalisieren Zustimmung, fordern aber volle Transparenz. Die Freiheitlichen wollen „ein letztes Mal zustimmen“, Gemeinderat Lorenz Potocnik sieht das Finanzloch als weiteres Erbe  der „systematischen roten Freunderl- und Misswirtschaft“. 

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