Brucknerhaus-Affäre: "Ich will eine Entschuldigung"

Dietmar Kerschbaum nach dem Prozess
Jetzt wird es ernst: Erste Verhandlung am Arbeitsgericht wegen der Brucknerhaus-Affäre, die zum Sturz des Linzer Stadtchefs führte.

Das Medieninteresse an dem Arbeitsrechts-Prozess ist enorm. Und während die Journalistinnen und Journalisten vor dem Verhandlungssaal warten, steht Dietmar Kerschbaum - als Kläger - in der langen Warteschlange vor den Sicherheitskontrollen im Landesgericht in Linz.

Das Stück, das heute gespielt wird, ist ein Dauerbrenner. Seit fast einem Jahr beschäftigt diese Polit-Operette, die zur Entlassung Kerschbaums, zum Abgang des interimistischen Leiters René Esterbauer und zum Sturz von SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger geführt hat, die Linzer Kultur- und Politszene. 

Klagen gegen die Entlassung

Kerschbaum hat gegen die Entlassung geklagt. Konkret geht es heute um 105.000 Euro samt weiterer Feststellungsklagen. 

Brucknerhaus-Affäre:  "Ich will eine Entschuldigung"

Dietmar Keschbaum (hinten) kommt wegen der Warteschlange kurz verspätet mit Anwalt Martin Steinbüchler zum Gerichtssaal.

Die Anwälte der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA sind sicher, ausreichend Gründe für die fristlose Entlassung, die der Ex-Bürgermeister vor Auffliegen seiner Lügenaffäre veranlasst hat, zu haben. 

Vorhang fällt nach weniger als zehn Minuten

Nach weniger als zehn Minuten ließ der Richter den Vorhang wieder fallen. Kerschbaums Anwalt bekommt sechs Wochen Zeit, um einen Schriftsatz gegen den Abweisungsantrag der LIVA einzubringen.

Nach der Verhandlung wurde es emotional. "Ich wollte die Vorwürfe entkräften", sagte Kerschbaum unter Tränen bei seinem Auftritt vor dem Gerichtssaal, nachdem er zuvor den Medienvertretern einen "herzlichen guten Morgen" gewünscht hatte. 

Er habe Vertrauen in die Justiz, dass sein Fall entsprechend aufgeklärt werde. "Ich möchte eine Entschuldigung von der LIVA", betonte Kerschbaum abschließen. 

Unter Tränen Entschuldigung gefordert

Zuvor hatte sein Anwalt Bernhard Steinbüchler das auch schon gefordert. Und er überraschte mit einem sehr konkreten Vergleichsangebot: "Die LIVA soll sich entschuldigen und alle Ansprüche bis zum Ende des laufenden Vertrags erfüllen." 

Brucknerhaus-Affäre:  "Ich will eine Entschuldigung"

Bernhard Steinbüchler, Dietmar Kerschbaum, Martin Steinbüchler

Wenn das schnell gehe, könne er sich vorstellen, die Sache möglicherweise so aus der Welt zu schaffen. "Je länger es dauert, umso blöder wird es für beide Seiten", ist Steinbüchler überzeugt, der von seinem Sohn Martin im Kerschbaum-Prozess begleitet wird. 

"Krampfhaft werden Entlassungsgründe gesucht"

Um nochmals zu betonen: "Jetzt wird krampfhaft versucht, Entlassungsgründe zu suchen, Kerschbaum wird vorgeworfen, er habe seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht wertschätzend behandelt." Das sei bei der Entlassung selbst nicht vorgebracht worden. 

Andere Vorwürfe, wie jene rund um die Agentur Opus3 und einen Sponsor seien hingegen längst fallengelassen worden, sagt Steinbüchler. Um zu betonen: "Kerschbaum hat über zehn Millionen Euro Sponsorengelder für das Brucknerhaus aufgestellt." 

"Lassen ihn am politischen Parkett ausrutschen"

Er sei als gefeierter Sänger, der auf den Bühnen der Welt zuhause war, nach Linz gekommen: "Und hier lässt man ihn am politischen Parkett ausrutschen."

Er könne aus gesundheitlichen Gründen wegen der dem Bürgermeister vorgeworfenen Mobbingaktion nicht mehr auf dem früheren Niveau singen. Außerdem gibt es keine Angebote. Steinbüchler: "Alle fragen sich, ob der nicht vielleicht doch etwas gestohlen hat."

In sechs Wochen will der Richter festlegen, wie es weitergeht und welche Zeugen geladen werden. Steinbüchler: "Ich habe kein gesteigertes Interesse, den Altbürgermeister Luger im Gerichtssaal zu sehen." Die Gegenseite vielleicht schon, mutmaßt er, denn schließlich habe Luger alle Schritte zu verantworten. 

Abschließend kritisierten Steinbüchler und Kerschbaum, dass seitens der LIVA nie versucht worden sei, die Vorwürfe aufzuklären. Die Anwälte und Vertreter der LIVA wollten sich gegenüber Medien nach dem Prozess nicht äußern. 

Nächster Akt: Mitte März, etwa zum Jahrestag des Auffliegens der Brucknerhaus-Affäre.

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