Neues Musiktheater soll ein Haus für alle sein
Es ist wichtig, dass die Oberösterreicher das Musiktheater als ihr Haus sehen, denn sie haben es mit ihren Steuergeldern finanziert“, betont Landeshauptmann Josef Pühringer.
Mit Oper, Operette, Ballett und Musical wolle man Gäste in einem Radius von 300 bis 400 km rund um Linz ansprechen. Das Haus trage ganz entscheidend zur Internationalisierung bei. Oberösterreich wolle ein Standort der Wirtschaft, der Wissenschaft, Kultur und Künste sein.
Bunte Veilchen säumen die Stufen hinauf zum Prestigeobjekt der Landeshauptstadt und markieren das Happy End eines jahrzehntelangen gesellschaftspolitischen Kraftakts. Am Donnerstag, 11. April, wird dort der rote Teppich ausgerollt: Neben der oö. Politprominenz, Wirtschaftstreibenden und Kulturschaffenden reist eine Armada an Gästen aus ganz Österreich, Europa und Übersee an.
Unter ihnen wird auch Peter Handke sein, der die Vorlage zur Opern-Uraufführung „Spuren der Verirrten“ geschrieben hat, sowie dessen Komponist Philip Glass und der Londoner Architekt Terry Pawson. Die internationale Presse schickt ihre Vertreter: Immerhin handelt es sich bei dem 180 Millionen Euro teuren Bau um das modernste Opernhaus Europas.
Klein & fein
Bis zu 1750 Zuschauer können im neuen Musiktheater Opern, Musicals und Tanzvorstellungen genießen. Das alte Landestheater an der Promenade bleibt mit zwei Bühnen für klassisches und junges Schauspiel erhalten.
Das Programm zeichnet sich mehr durch das Prädikat „klein & fein“ als durch große Namen aus. Eine Linie, die dem Jahresbudget des Landestheaters von knapp 40 Millionen Euro entspricht. Intendant Rainer Mennicken nennt es eine „anspruchsvolle Vielfalt“, die Theaterbesucher aus ganz Oberösterreich, Bayern und Südböhmen anlocken soll.
Der Eröffnungsreigen für die Öffentlichkeit startet am kommenden Donnerstag um 22 Uhr mit der Freiluftshow „Ein Parzival“ der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus am Vorplatz. Bis Montag werden im Großen Saal vier Premieren gefeiert (Substorys unten). In den letzten zwei Aprilwochen sind noch vereinzelt Karten zu haben.
Rätselhaft: „Spuren der Verirrten“
Bezaubernd: „Hexen von Eastwick“
Tränenreich: „Campo Amor“
Charmant: „Der Rosenkavalier“
Wenn ein zehn Meter großer Gigant aus Stahl und Polyester am Himmel schwebt, ein sprichwörtliches „Feuer“-Werk die Nacht erhellt, eine Soundanlage von 12.000 Watt Richard Wagners Klänge durch den Volksgarten bläst und brave Bürger 50 Meter über dem Boden baumeln, kann man wahrlich von einem „ganz schönen Batzen Show“ sprechen.
Mit dieser Beschreibung greift Philipp Olbeter, technischer Direktor des Landestheaters, dem vor, was die Besucher am kommenden Donnerstag zur Eröffnung des neuen Musiktheaters erwartet. Bei freiem Eintritt kommen sie am Vorplatz in den Genuss der Freiluftshow „La Fura dels Baus – ein Parzival“.
Das Stück wird von der gleichnamigen katalanischen Theatergruppe unter der Leitung von Carlus Padrissa auch an zwei weiteren Tagen aufgeführt. Vorplatz und Fassade des Musiktheaters sind die Bühne, zwei 600-PS-Autokräne ermöglichen die Luftnummern.
Historische Aufnahmen
„Parzival“ mit „z“ und „v“, betont Olbeter. „Die Geschichte ist dieselbe, aber durch die alte Schreibweise betonen wir, dass wir zurück an die Wurzeln gehen.“ Historische Aufnahmen auf Deutsch, Italienisch, Französisch und Englisch werden verwendet – „der Volksgarten wird multilingual von Richard Wagner beschallt.“
Im Stück wird der Polyester-Parzival mit 700 Kilo Kampfgewicht von Blumenmädchen betört, damit ihn sein Widersacher töten kann, fasst Olbeter zusammen.
Diese Rollen übernehmen unter anderem Steffi und Manuela – im Brotberuf Architektinnen. Für die Eröffnungsshow schlüpfen sie in hautenge Glitzer-Overalls und tanzen 50 Meter in der Luft in einem Netz . „Es ist eine einzigartige Chance, da nehmen wir den Nervenkitzel gerne in Kauf“, sagt auch Studentin Sabine aus Linz.
45 Laien sind nach einer Ausschreibung des Landestheater engagiert worden. Sportlich müssen sie nicht sein, betont Olbeter: „Hauptsache angstfrei. Die Luftnummer verlangt ihnen einiges ab, da darf man kein Kniezittern haben.“ Dabei beweist der Technik-Chef so viel Vertrauen in seine akribischen Vorbereitungen, dass er sogar seine eigene Tochter in die Luft jagt. Die 15-jährige Stella Dörner spielt die „Chef-Verführerin“ Kundry. „Leider steigt Parzival nicht auf ihre Flirtversuche ein. Aber mehr verrate ich noch nicht“, sagt sie.
La Fura dels Baus – ein Parzival:
Am 11., 13. und 14. April um 22 Uhr am Vorplatz des Musiktheaters im Volksgarten. Eintritt frei.
Kommentare