Neuer Trainer: Feuer auf dem Linzer Eis

Eishockey. coach Tom Rowe soll die Black Wings aus der Krise führen, die es offiziell nicht gibt.

Zum Start in die neue Meisterschaft flogen bei den Black Wings die Träume hoch. Nach langer Zeit den Titel zurück nach Linz zu holen, lautete das ehrgeizige Ziel. Davon ist der Eishockey-Klub allerdings weit entfernt. Zum Ende des Grunddurchgangs liegt die Latte deutlich niedriger: Wenigstens die Play-offs der oberen Sechs erreichen, lautet jetzt die Durchhalteparole.

Von Krise will im Verein niemand sprechen, angespannt ist die Situation jedenfalls. Alle Hoffnungen klammern sich jetzt an den neuen Trainer und an den Spielplan. Nach dem Rauswurf von Troy Ward wurde diese Woche der US-Amerikaner Tom Rowe als Chefcoach engagiert. Der 62-Jährige hat in verschiedenen Funktionen eine lange Laufbahn in der NHL hinter sich. Seine letzte Station waren die Florida Panthers, wo er ebenfalls Cheftrainer war. Das ist freilich fast zwei Jahre her. Rowe soll die Mannschaft zum Finale in die Gänge bringen. Dabei soll ihm zugutekommen, dass fünf der letzten sechs Matches zuhause stattfinden.

Nach Innsbruck und Villach an diesem Wochenende kommen Dornbirn, Zagreb und der KAC; dazwischen geht es nach Bozen. Das sind zwar durch die Bank bezwingbare Gegner, dennoch bewegen sich die Black Wings mit dem Vertrauen in den Heimvorteil auf dünnem Eis. Zuletzt wurde die „Keine-Sorgen-EisArena“ an der Donau ihrem Namen keineswegs gerecht – gleich fünf Heimspiele in Serie wurden verloren.

Immerhin sind die Fans nach wie vor in Hochform, die Halle ist ein jedes Mal mehr oder minder ausverkauft. Und noch überwiegt der Optimismus, wenngleich erste Zweifel an der Vereinsführung laut werden. Tatsache ist, dass der Radikalumbau des Kaders im Sommer offenbar nicht nach Wunsch gelungen ist. Jedes Jahr eine neue Mannschaft zusammenzukaufen, ist eine riskante Strategie ohne Erfolgsgarantie.

Einkaufspolitik?

„Es hat sich schon zu Beginn abgezeichnet, dass es wohl nicht so rund laufen wird“, sagt Daniel Wolkerstorfer, Obmann des Fanclubs bully:absolut. Über die Gründe lasse sich streiten: „War es die falsche Einkaufspolitik? War ein bisschen zu viel Umbruch?“ Noch sei aber nichts passiert und kein Weltuntergang, ist Wolkerstorfer von der baldigen Wende hin zu einem halbwegs versöhnlichen Ende überzeugt. „Das Spielermaterial ist durchaus finalwürdig“, ist Stefan Lempradl, Obmann des Fanclubs Overtime, überzeugt. Wenngleich er Schwächen sieht: „Es gibt sicher Leute, die derzeit ihr Leistungsniveau nicht abrufen können.“ Das müsse der neue Trainer auf die Schnelle schaffen, entsprechend viel Druck laste auf ihm.

„Wir haben ein sehr hohes Niveau und sind verwöhnt“, versucht Andreas Reindl die aktuelle Lage zu relativieren. Er ist Obmann des Fanclubs Powerplay und hält den im Sommer vorgenommenen Umbruch grundsätzlich für richtig. Aber: „Möglicherweise ist nicht alles Gold, was glänzt. Von dem einen oder anderen Spieler hätte man mehr erwartet.“ Ein Manko ortet Reindl auch im starken Leistungsgefälle innerhalb des Teams, was bei Verletzungen zu Problemen führe. „Wir haben in Linz kaum bundesligatauglichen Nachwuchs“, sagt er.

Nachwuchsproblem

Andere Klubs hätten in den vergangenen Jahren deutlich mehr in Nachwuchsarbeit investiert. „Die nächsten zwei, drei Wochen werden zeigen, ob es nach oben oder nach unten geht“, sagt Reindl.

Der Verein habe einen hohen Anspruch, „wenn ich den nicht erreiche, habe ich eine Krise“. Würden die ausstehenden Heimspiele gewonnen, sei man unter den Top Sechs und wieder auf Kurs. Und falls nicht, „ist die Kacke am Dampfen“. Gerhard Marschall

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