Neuer Probst im "Kraftort" Reichersberg

Probst Markus Grasl
Markus Stefan Grasl wird heute zum neuen Probst des Stiftes Reichersberg geweiht.

"Meine wichtigste Aufgabe ist die klösterliche Gemeinschaft", sagt der 35-Jährige im Gespräch mit dem KURIER über seine primäre Herausforderung als neuer Chef. Die Gemeinschaft besteht aus 18 Augustiner Chorherren, zehn wohnen im Stift, die anderen sind in ihren Pfarren. "Die Gemeinschaft ist der spirituelle Kern."

Darüber hinaus sei er für das Haus mit den Mitarbeitern zuständig. "Wir sind ein kleiner Wirtschaftsbetrieb und müssen schauen, dass wir gut über die Runden kommen." Das Stift heiße zwar Reichersberg, "aber wir sind nicht reich, sondern ein bescheidenes Haus. Das kann ich wirklich sagen." Das Stiftsbräustüberl sei verpachtet. Weiters gebe es den Klosterladen. Im burgenländischen Deutschkreuz gebe es 18 Hektar Weingärten, die an zwei Winzer verpachtet sind. Ebenso der Waldbesitz von rund 300 Hektar. Das Bildungshaus werfe auch nichts ab. Durch die Landesausstellung 2004 sei in den Kellern ein Veranstaltungszentrum entstanden. "Das sind zwar schöne Räume, aber für uns ist das eine sehr große Belastung." Der Mairhof sei verpachtet, die Felder ebenso. Auf dem Gelände des Hofes soll eine neue Agrar-Fachhochschule errichtet werden. "Davon würde die gesamte Region profitieren."

Generell möchte der neue Probst "den Menschen das Gefühl vermitteln, wir sind im Stift willkommen. Da kann man übernachten, da kann man essen, da kann man in den Klosterladen gehen und sich etwas mit nach Hause nehmen, da gibt es die eine oder andere kulturelle Veranstaltung. Sie sollen etwas für Körper, Geist und Seele mitnehmen. Sie sollen einen Ort vorfinden, wo sie spüren, das ist ein Kraftort."

Oberhalb des Inns

Neuer Probst im "Kraftort" Reichersberg
Stift Reichersberg
Sowohl die architektonische Gestaltung als auch die Lage des Stifts sind einmalig. Betritt der Besucher den Stiftshof, erfasst ihn ein einerseits ein angenehmes, erhebendes Gefühl. Andererseits hat er einen wunderbaren Blick auf den unten vorbeifließenden Inn und weiter hinaus in die flache Landschaft des bayerischen Bäderdreiecks um Bad Füssing.

Die Hauptaufgabe des Ordens ist der klösterliche Lebensalltag nach innen und die Seelsorge nach außen. Die Mönche betreuen acht Pfarren rund um das Stift und sieben in der Buckeligen Welt. Ein Drittel der Mitbrüder sind Niederösterreicher wie Probst Markus selbst, ein Drittel Oberösterreicher und ein Drittel Bayern. In der katholischen Breite beschreibt sich Probst Markus als "gemäßigt, ich bin weder streng konservativ noch der Liberale". Es gehe um das Heil der Menschen, um das Barmherzig-Sein, auch gegenüber sich selbst. Es gehe um ein gelingendes Leben. Man müsse sich vor Augen halten, dass wir nur vorübergehend auf der Welt seien. Er rate den Menschen, am Boden zu bleiben.

Seine Eltern werden zur heute um 17.30 Uhr stattfindenden Abtbenediktion mit Bischof Manfred Scheuer in die Stiftsbasilika kommen. "Ich habe ihnen viel zu verdanken." Alle vier Kinder konnten studieren, Markus ist der jüngste. Der Vater war Schlosser und führte mit der Mutter eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Das Stiftsmotto laute "In Freude leben", das sollten die Besucher spüren.

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