Neue Geiseln für libysche IS-Kämpfer

Das Al-Ghani-Ölfeld, hier auf einer früheren Aufnahme, wurde mittlerweile von regulären Truppen zurückerobert – sie stießen auf elf Leichen.
Mit dem Österreicher Dalibor S. sind nun bereits 32 Ausländer von den Terroristen gekidnappt worden.

Die Suche der IS-Terroristen nach westlichen Geiseln in Libyen geht weiter. Am Montag gelang es den Kämpfern erneut Ausländer zu entführen, dieses Mal handelte es sich allerdings nicht um Ölarbeiter, sondern um medizinisches Personal des Ibn-Sina-Krankenhauses im Süden der Stadt Sirte. 20 Menschen mit medizinischer Ausbildung aus den Philippinen, der Ukraine, Serbien und Indien gerieten in die Fänger der Kämpfer. Die Zahl der libyschen IS-Geiseln steigt damit auf 32.

Hoffnung für Linzer?

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Doch eine Tatsache könnte auch einen Hoffnungsschimmer für den entführtenLinzer Dalibor S. bringen. Denn die IS-Terroristen setzen die Geiseln offenbar als medizinische Zwangsarbeiter für ihre verwundeten Kameraden ein. Eine Theorie rund um das Kidnapping des Österreichers lautet, dass die Mitarbeiter des Al-Ghani-Ölfelds auch deshalb gefangen genommen wurden, um sie als Arbeiter auf anderen vom IS erbeuteten Ölfeldern einzusetzen. Im Außenamt hieß es dazu, dass Zwangsarbeit für den selbsterklärten Islamischen Staat bisher noch nicht vorgekommen sei. Der aktuelle Überfall zeigt allerdings, dass die Terroristen sehr wohl gezielte Geiselnahmen machen, um die Opfer für ihre Zwecke einzusetzen.

Sicherheitsexperten gehen ohnehin davon aus, dass Dalibor S. nicht wegen eines Lösegelds entführt worden ist. Sollte der IS dies fordern, könnte dies den Terroristen sogar als Schwäche ausgelegt werden – denn dann würde das Zeichen ausgesendet, dass ihnen das Geld knapp wird. Tatsächlich machen die Terroristen durch Öl-Schmuggel und Geldspritzen aus dem Ausland weit mehr Geld als durch Lösegelder zu verdienen ist.

Österreicher reisen ab

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Deshalb wird es den rund 30 Österreichern, die zur Zeit der Geiselnahme in Libyen lebten, auch langsam ungemütlich. Rund die Hälfte von ihnen ist in den vergangenen Tagen abgereist. Bisher galten Ausländer in Libyen als tabu, das ändert sich nun. Durch das Vorrücken des Islamischen Staates wird das Land mit Terror überzogen. Aus dem Großraum Sirte, in dem es am Montag zumindest 20 Tote bei Kämpfen gegeben hat, hat nun die große Flucht begonnen. Zuletzt wurden auch erstmals seit langer Zeit Kampfjets im Raum Sirte gesichtet. IS-Kämpfer posten in sozialen Netzwerken, dass sie das als Erkundungsflüge der anerkannten Regierung interpretieren.

Das Thema Libyen stand am Montag auf der Agenda im EU-Außenministerrat. Der deutsche Minister Frank-Walter Steinmeier erklärte, dass ein Eingreifen der Europäischen Union – zur Sicherung von libyschen Häfen und Ölfeldern – nicht auszuschließen sei. Spanien schlug ein Ölembargo gegen Libyen vor, falls aktuelle Friedensgespräche ergebnislos bleiben.

Im Zuge der Offensive irakischer Verbände gegen den IS in und um die Stadt Tikrit wurden bei Truppenbewegungen angeblich hochmoderne iranische Raketen gesichtet. Das berichtete die New York Times unter Berufung auf drei nicht namentlich genannte US-Regierungsvertreter. Aufgefallen seien die Waffen bei der Analyse von Satellitenbildern.

Derzeit läuft eine irakische Großoffensive gegen den Islamischen Staat mit dem Ziel, die Stadt Tikrit zurückzuerobern. Beteiligt sind die irakische Armee sowie schiitische Milizen, die von iranischer Seite – soviel ist bereits bekannt – auch personell unterstützt werden. Auch einige sunnitische Stämme sind beteiligt. Derzeit stockt die Offensive im Zentrum Tikrits.

Zuletzt war innerhalb der irakischen Allianz aus Armee und Milizen gegen den IS ein Streit über US-Luftunterstützung entflammt. Während schiitische Milizionäre eine solche ablehnen, sprachen sich hohe Militärs dafür aus. Die US-geführte internationale Allianz, die den IS aus der Luft bekämpft, steht formell in keiner Verbindung zum irakischen Anti-IS-Konglomerat.

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