Kraftwerksdaten liefen ins Leere

Kraftwerksdaten liefen ins Leere
Durchflussberichte des Verbunds wurden beim hydrographischen Dienst in Oberösterreich nicht beachtet. Gemeinden lehnten am Tag vor der Flut Evakuierungen ab.

Wer hätte wen rechtzeitig worüber informieren müssen? Welche Schäden hätten sich dadurch vermeiden lassen?
Einen Monat nach der Hochwasserkatastrophe wird in Oberösterreich um Schuld und Verantwortung gerungen. Wie in Teilen der KURIER-Ausgaben berichtet, hat der Donaukraftwerksbetreiber Verbund am Wochenende erstmals zugegeben, dass die Flutung des Eferdinger Beckens nicht einfach passiert ist, sondern vorgesehen war.

Aus seinen stündlich übermittelten Durchflussberichten hätte der Krisenstab des Landes die Katastrophe vorhersehen und die Bevölkerung rechtzeitig warnen können, argumentiert der Verbund.
Tatsächlich haben die Informationen vom Kraftwerk Ottensheim aber nur den hydrographischen Dienst des Landes erreicht. Sie liefen dort aber offenbar ins Leere. „Die Daten des Verbunds waren für uns nicht relevant. Wir haben ausschließlich auf Basis unserer eigenen Messungen an den Krisenstab berichtet. Das ist so vorgesehen“, sagt der Leiter des hydrographischen Diensts, Gerald Lindner, zum KURIER.

Wie hätte die Bevölkerung im Eferdinger Becken dann aber rechtzeitig von der bevorstehenden Flutung erfahren können? Lindner: „Wir geben keine Warnungen an einzelne Gemeinden weiter. Das Land streut die Informationen nach unten.“

Evakuierung abgelehnt

Wie sich am Montag herausstellte, haben die Gemeinden des Eferdinger Beckens eine Evakuierung am Tag vor der Flutung ausgeschlagen. „Das war am 3. Juni. Wir dachten, das Schlimmste wäre bereits vorbei“, sagt Goldwörths Bürgermeister Johann Müllner (ÖVP). Niemand hätte damit gerechnet, dass die Donau in der folgenden Nacht noch um rund einen Meter ansteigen würde. Müllner bestätigt aber, dass viele Betroffene wussten, dass ihre Häuser im Hochwassergebiet stehen. Das sei auf jedem Baubescheid vermerkt, auch um die Gemeinde vor Schadenersatzansprüchen zu schützen.

„Hochwasser-Gipfel“

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP)hat für den 9. Juli einen „Hochwassergipfel“ mit Vertretern des Verbunds, zuständigen Beamten und Bürgermeistern in Linz angekündigt. Er verspricht „volle Aufklärung“. Waldings Bürgermeister Josef Eidenberger will nur zu dem Termin kommen, wenn Fachleute mit von der Partie sind: „Auf eine politische Show kann ich verzichten.“

Angesichts der vielen Fragezeichen fordert die FPÖ eine Untersuchungskommission zum Hochwasser. Ein entsprechender Antrag wird bei der Landtagssitzung am Donnerstag eingebracht.

Kommentare