Mordprozess um Brandanschlag in Linz: Zeuge untergetaucht

Die angeklagten Letten sind den Behörden bereits bekannt.
Streit innerhalb von Geldwäscher-Bande eskalierte. Angeklagte leugnen, Komplizen angezündet zu haben.

Der Prozess gegen drei Letten, die 2020 einen Landsmann in einem Hotelzimmer niedergeschlagen, mit Rum übergossen und angezündet haben sollen, ist am Dienstag fortgesetzt worden. Hintergrund soll ein Streit innerhalb einer Geldwäscherbande gewesen sein. Die Angeklagten wollen mit dem Mord nichts zu tun haben. Ein Gutachter geht aber nicht davon aus, dass das Opfer das Feuer selbst fahrlässig verursacht haben könnte. Vielmehr spreche alles für eine brennbare Flüssigkeit.

Die Staatsanwaltschaft legt den 51, 45 und 47 Jahre alten Männern schwere Körperverletzung und Mord durch Brandstiftung zur Last. Die drei Angeklagten, das Opfer und ein weiterer Mann dürften nach Linz gekommen sein, um Geld zu waschen. Zum Hintergrund dieser Taten ist wenig bekannt, offenbar sollte bei einer Linzer Bank ein Konto eröffnet werden. Die Männer haben bereits kriminelle Karrieren hinter sich: Ein Angeklagter und das Opfer sind wegen Mordes gesessen, die anderen sind wegen Waffen- und Drogendelikten, Einbruch oder Raub vorbestraft.

Reichlich Alkohol

In einem Linzer Hotelzimmer kam es in der Nacht auf den 23. September 2020 nach dem Genuss von reichlich Alkohol offenbar zu einem Streit innerhalb der Gruppe. Laut seinen Komplizen soll das 50-jährige Opfer einen anderen unflätig beleidigt haben. Im Raum steht auch, dass es versucht haben soll, ein Messer zu ergreifen.

Bei der folgenden Rauferei wurde der 50-Jährige verletzt, danach verließen die anderen den Raum. Die Frage, die nun mithilfe von Überwachungsvideos und Zeugenaussagen geklärt werden soll, ist, ob bzw. welche Angeklagten wieder zurückkamen. Laut Anklage wurde der Verletzte mit Rum übergossen und angezündet. Er starb einige Tage später im Spital. Die Angeklagten wollen mit dem Brand und dem Mordvorwurf nichts zu tun haben. Die Körperverletzung geben sie zumindest teilweise zu.

Theorie

Eine zentrale Frage im Prozess ist, ob das Opfer den Brand selbst verursacht hat oder angezündet wurde. Auch geht es darum, ob der 50-Jährige bei Brandausbruch noch bei Bewusstsein und bekleidet war. Laut den bisherigen Einvernahmen war er nämlich noch angezogen.

Als die Feuerwehr ins Zimmer kam, trug er aber nur mehr Unterwäsche. Im Raum steht die Theorie: Der Mann hat sich, als seine Komplizen nach der Rauferei das Zimmer verlassen hatten, selbst entkleidet - und muss daher bei Bewusstsein gewesen sein. Damit wäre er auch bei Sinnen gewesen, als es zu brennen begann und könnte das Feuer selbst verursacht haben, lautet die Verteidigungslinie.

Scheinadresse

Ein möglicher Zeuge - der fünfte Mann, der mit der Gruppe nach Österreich gekommen und auch im Hotelzimmer dabei war - hat sich aber abgesetzt und bei der Polizei nur eine Scheinadresse hinterlassen. Er konnte somit nicht befragt werden. Ein anderer Hotelgast schildete, dass er an der Tür, hinter der es brannte, gerüttelt habe und eine Antwort erhalten habe. Was er hörte, habe er als ein betrunkenes „Lass mich in Ruhe“ interpretiert.

Ein Brandsachverständiger hält es hingegen nicht für plausibel, dass das Opfer das Feuer fahrlässig selbst verursacht haben könnte - etwa durch eine Zigarette. Das Muster der Brandverletzungen würde vielmehr auf eine brennbare Flüssigkeit hindeuten.

Darüber hinaus wurden in dem Zimmer weder Zigarettenreste noch Aschenbecher gefunden. Einem Brand durch Zigarettenglut wäre auch eine wesentlich längere Glimmbrandphase vorausgegangen, führte der Experte aus. Zudem könne man mit Zigarettenglut keinen Alkohol in Brand setzen, das gehe nur mit einer offenen Flamme, etwa einem Feuerzeug.

Am Nachmittag soll noch ein weiterer Sachverständiger gehört werden. Ein Urteil ist am Mittwoch zu erwarten.

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